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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Das Buch aus der Zukunft
     
    Vergangenheit – drei Jahre vor 'Flederzeit I'
    Wonnemond, Anno 1290
     
    „ W elche von euch ist Mila?“, drang die quiekende Stimme des Boten durch das geschäftige Treiben der Burgküche. Mila, gerade beim Erbsenpulen, fuhr herum.
    „Sie soll zum Junker Johann kommen“, setzte der kleine Mann hinzu. „Wo ist Mila?“
    „Hier“, sie musste sich räuspern, ehe sie weitersprechen konnte, „was will er von mir?“
    „Was kann er schon von dir wollen, Mädchen“, schob Wilmar, der dicke Oberkoch, sie in Richtung Tür. „Aber da haben wir nichts mitzureden. Und wer weiß, vielleicht gefällst du ihm ja und steigst auf in den Rang seiner ...“ Er ließ das offen, doch sein wissendes Grinsen sagte alles.
    Mila spürte ihre Wangen erglühen. So eine war sie doch nicht. Weder eine atemberaubende Schönheit, die jeder Mann als Jagdbeute in seinem Bett wollte, noch eines dieser kichernden, drall geschnürten Dinger, die ihren Busen aus dem Ausschnitt quellen ließen, um die Aufmerksamkeit der hohen Herren auf diese Weise zu erregen. Und am Ende mit nichts als einem Bastard davongejagt zu werden.
    „Na, setz dich endlich in Bewegung. Oder willst du dem Junker erklären, du hättest Besseres zu tun gehabt, als seinem Befehl zu folgen?“, griff der Bote nun nach ihrem Arm.
    Mila schüttelte ihn mit einem Ruck ab. „Ich kann allein gehen, danke.“
    „Dann los.“ Mit für seine kurzen Beine beachtlichem Tempo eilte er durch die Gänge, dem Hauptgebäude der Herrschaft zu.
    Mila hetzte ihm nach, kurzatmig vor Aufregung. Die durchaus begründet war. Vor einen Ritter gerufen zu werden, der obendrein der – wenn auch illegitime – Sohn des Burgherren war, konnte für eine einfache Magd wie sie, auch abgesehen von Hurendiensten, nichts Gutes verheißen.
    Wobei man ihr kein Vergehen vorwerfen konnte; sie hatte alle Befehle befolgt, anständig gearbeitet, niemals etwas gestohlen. Und von ihrem Geheimnis konnte eigentlich auch niemand etwas wissen ...
    Als sie eines Tages hatte feststellen müssen, dass die mysteriösen Leute, die immer wieder in ihrer Umgebung auftauchten, nicht zufällig kamen, sondern dass es ihre Person war, die sie anzuziehen schien, war ihre erste Reaktion gewesen, sich so weit wie möglich von der Höhle mitsamt ihren bissigen Fledermäusen zu entfernen. Zu ihrem Glück hatte Graf Meinhard zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau der Burg Ernberg begonnen und jede Menge Arbeiter und Mägde gesucht. In der Küche der Baustelle hatte man sie sofort eingestellt.
    Leider hatte sie jedoch einsehen zu müssen, dass ihre Flucht nichts gebracht hatte. Im Gegenteil: Selbst ein Gang in einen Keller, zum Abtritt oder in den Wald reichte für sie aus, um von einem dieser Fremden ereilt zu werden. Sie konnte ihnen nicht entkommen.
    Im regen Treiben der Baustelle fiel es zwar weniger auf, wenn von einem Tag auf den anderen ein Fremder in Milas Nähe auftauchte. Doch auch hier hatte es nicht lange gedauert, bis alle gewusst hatten: Mila war seltsam. So sehr sie sich bemühte, alles, was mit ihren Besuchern zusammenhing, geheim zu halten: Sie war anders als die Menschen in ihrem Umfeld. Sie sprach anders, dachte anders, verhielt sich anders. Niemand wollte näher mit ihr zu tun haben – und wenn es dann doch einmal jemanden gab, der ihr trotz ihrer Eigenheiten freundlich begegnete, ergriff auch der spätestens dann die Flucht, wenn er sie mit diesen Fremden zusammen sah. Es war ein Fluch, der auf ihr lastete; anders vermochte sie es nicht zu empfinden.
    Seit sie hier arbeitete, hatte sie schon zwei Besucher gehabt: Ingo, den Arzt, und zuletzt Steffen. Der war einmal unvorsichtig gewesen und Junker Johann durch seine Brille aufgefallen, die in dieser Zeit noch nicht erfunden war. Doch Junker Johann hatte ihm seine Geschichte vom Gelehrten aus dem fernen Land Ä-ägypten schließlich abgenommen, danach war Steffen im Gewusel der Burg nicht weiter aufgefallen. Und seine Verbindung zu Mila ebenso wenig, zumindest soweit sie wusste. Wenn auch die Tatsache, dass sie gerade jetzt auf dem Weg zum Junker war ...
    In diesem Moment musste sie abrupt ihre Laufrichtung ändern, als der Bote vor ihr plötzlich um eine Ecke bog, dort vor einer zweiflügeligen Tür anhielt und anklopfte.
    „Bist du bereit?“, fragte der sie mit zweideutigem Grinsen.
    Sie antwortete nicht. Zwang sich, nicht zurückzuweichen, als er großspurig beide Flügel der Tür aufriss und mit einer Verbeugung verkündete: „Ich
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