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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister
Autoren: Jason Dark
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In dieser mondhellen Nacht erlebte Flavio Testi Himmel und Hölle zugleich. Dabei hatte er den Eindruck, mit einem Bein am Rand der Ewigkeit zu stehen und Geheimnisse der Welt offenbart zu bekommen.
    Es fing mit der Hölle an!
    Dabei gab es kaum einen Grund, an die Hölle zu denken, denn es war eine Nacht wie immer, und Testi, der Fischer, hielt sich unter Deck seines Kutters auf, aß Tomaten mit Mozzarella, trank roten Landwein dazu und hoffte auf einen guten Fang.
    Die Netze hatte er noch nicht ausgelegt, das wollte er während der Morgenstunden tun. Erst einmal mußte er sich stärken. Der Motor des kleinen Kutters war abgestellt worden, das Boot dümpelte auf der langen Dünung, die sich hier in Küstennähe in Grenzen hielt, so daß die Gefahr des Wegtreibens nicht bestand.
    Testi kannte die Gewässer vor Sizilien. Er wußte genau, wo er seine Netze auslegen mußte, um sie noch einigermaßen voll zu bekommen.
    Die großen Fänge wie früher gab es längst nicht mehr. Davon konnten die Fischer nur träumen oder darüber sprechen, um dann die verdammten Fischereiflotten zu verfluchen, die die Gründe fast leergefischt hatten.
    Testi war knapp über fünfzig. Ob er noch zehn Jahre Fischer bleiben konnte, wußte er nicht, das mußte erst einmal abgewartet werden. Seine Söhne jedenfalls waren nicht in seine Fußstapfen getreten, die arbeiteten in Turin und Mailand. Einer war sogar bei der Polizei. Der andere bei Fiat und hatte Angst um seinen Job.
    Der Fischer seufzte.
    Nichts als Sorgen, nichts als Ärger, keine Ruhe, aber so war nun mal das Leben.
    Zum Glück schmeckten ihm der Käse und auch die Tomaten. Er hatte sie in Viertel geschnitten, gesalzen, gepfeffert und aß sie zusammen mit dem weichen Käse.
    Auf dem Meer fühlte er sich wohl. Vor allen Dingen in der Nacht, wenn es dalag wie eine schwarze Platte, unter die sich dann die Kraft der Wellen schob und sie mit einem zitternden Muster bedeckte, falls sich Mondlicht auf den schmalen Wellenkämmen brach.
    Plötzlich hörte er Schreie!
    In der klaren Luft trieb der Schall sehr weit, sie konnten auch aus großer Distanz gehört werden. Deshalb wußte Testi nicht, ob sie an Land oder auf See aufgeklungen waren. Die Richtung deutete aber mehr zur Küste hin.
    Testi legte das Besteck zur Seite und erhob sich. Er blieb zunächst stehen, weil er horchen wollte, ob sich die Schreie wiederholten.
    In der Tat war das der Fall.
    Wieder vernahm er sie.
    Diesmal noch schriller, aber er hörte auch andere Rufe dazwischen.
    Laute der Wut und des Hasses. Testi hatte sogar unterscheiden können, daß zwei verschiedene Personen schrien.
    Ein Mann und eine Frau!
    Plötzlich bekam er Furcht. Er wollte sich verkriechen und dabei unter Deck bleiben. Gleichzeitig meldete sich sein Gewissen. Er konnte nicht einfach darüber hinweggehen. Wenn sich ein Mensch in Not befand, mußte versucht werden, ihm zu helfen.
    Was tun?
    Testi entschied sich dafür, an Deck zu klettern. Er lief den schmalen Niedergang hoch, zog den Kopf ein, trat in die kühle Nachtluft und hörte es wieder.
    Diesmal sehr deutlich.
    Er schaute zur Küste hin.
    In der mondhellen Nacht war sie klar zu erkennen.
    Die steilen Wände schoben sich aus dem Wasser und bildeten eine gewaltige Mauer, gegen die die langen Wellen schäumend anliefen.
    Sehr scharf konturiert lag die Mauer vor ihm. Beinahe wie gezeichnet.
    Darüber der blaugraue Himmel, bedeckt von einem Heer von Gestirnen, eine dunkelnde Pracht.
    Er befand sich zwar nicht weit von der Küste entfernt, aber auch nicht sehr nah, so daß er hätte hinspucken können. Trotzdem war alles zu erkennen, besonders die beiden Gestalten, die hoch auf dem Rand der Klippe standen, wobei zumindest eine der Gestalten um das nackte Leben kämpfte.
    Es waren eine Frau und ein Mann.
    Die Frau hate langes, blondes Haar, das bei jeder Bewegung hochgeweht wurde.
    Testi war auf eine schaurige Art und Weise fasziniert und abgestoßen zugleich. Beides hielt sich die Waage, und so stand er da und schaute den Kämpfenden zu.
    Der Mann befand sich im Vorteil. Er war bewaffnet. Wenn Testi sich nicht zu sehr täuschte, hielt die Person sogar zwei Messer in ihren Händen.
    Jedesmal wenn er seine Arme bewegte und die Klingen vom Licht getroffen wurden, blitzten sie auf.
    Die Frau mit dem langen Blondhaar war nicht bewaffnet. Jedenfalls wehrte sie sich nicht mit einem Messer oder einem anderen Gegenstand. Sie versuchte nur, den Stichen zu entgehen und turnte praktisch am Rand der Klippen
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