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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
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Prolog
    Es war das erste Frühjahr nach dem langen, bitterkalten Winter, in dem die Seuche, die alle nur Mr Sam nannten, erneut gewütet hatte. Die Aprilsonne stand hoch am Himmel, aber der Wind schien noch vom März her zu wehen, laut brüllend fegte er den Hang hinunter und furchte die Oberfläche des schnell dahinfließenden Flusses. Schlanke grüne Schösslinge kämpften sich durch die zähen Reste des Eises, die sich am Ufer festgesetzt hatten. Das Wasser war braun von dem Schlamm und dem alten Laub, die wie jedes Jahr flussabwärts gespült wurden. Bis zum Juni würde sich die Natur dann wieder beruhigt haben und das Wasser glasklar sein bis zum Grund hinunter.
    Janie Crowe und Tom Macalester - Ehefrau und Ehemann - saßen auf ihren Pferden und sahen zu der Brücke, unter der sich die Lagerplätze befanden.
    »Ich weiß nicht«, sagte Tom. »Es gefällt mir nicht, was ich da unten sehe.«
    »Mir auch nicht.«
    Angeblich herrschten auf der ganzen Welt Trolle über das Land unter den Brücken. Unter der Brücke, die Northampton mit Hadley verband, lebten allerdings Kolonien von Nichtsnutzen, all jene, die Mr Sam entkommen waren und die von keiner der Gruppen Überlebender, die sich im Tal gebildet hatten, aufgenommen worden waren - oder aufgenommen werden wollten. Sie waren Außenseiter, von allen verachtet. Sie hatten sich zusammengerottet und bildeten nun eine Enklave unberechenbarer, rücksichtsloser Ganoven, die wegen ihrer Überfälle eine Bedrohung für all jene darstellten, die die Brücke überqueren mussten.

    Tom sah das Flussufer hinauf und hinunter. »Kaum zu glauben, dass noch keiner auf die Idee gekommen ist, hier einen Fährdienst einzurichten …«
    »Vielleicht hat es ja jemand versucht«, sagte Janie, »und wurde wieder verjagt.«
    »Offenbar gibt es keinen anderen Weg über den Fluss.« Er zeigte flussaufwärts. »Im August könnte man vielleicht hinüberwaten. Da oben, ungefähr hundert Meter weiter, war einmal eine Furt. Aber jetzt …«
    Die Strömung war einfach zu stark für ihre Pferde, mochten sie auch noch so kräftig sein.
    »Dann werden wir wohl doch die Brücke nehmen müssen.«
    »Sieht so aus.«
    Janie blickte am Ufer entlang Richtung Süden. In der alten Zeit war hier einmal ein Naherholungsgebiet gewesen, das allen, die den Weg hierher fanden, offen stand.
    Der Uferbereich fiel so seicht ab, dass die Kinder bis weit in den Fluss hinein bis zum Bauch im Wasser stehen und spielen konnten; größere Boote kamen nur in der Mitte des Flusses durch. So war es zum Tummelplatz für kleinere Wassersportgeräte geworden: Motorboote, Kanus, Kajaks, Kähne, Wasserski. An einem heißen Augusttag fand man wohl in ganz Massachusetts keinen besseren Ort, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Heute aber war der Fluss ein Hindernis, kalt und bedrohlich. Tom und Janie würden es überwinden müssen, wenn sie an ihr Ziel gelangen wollten.
    »Entweder machen wir es gleich oder wir kehren um«, sagte Tom. »Wenn wir das Tageslicht nutzen wollen, müssen wir uns sputen.«
    Kurzes Schweigen. »Dann lieber gleich«, meinte Janie.
    »Gut«, sagte Tom. »Wir reiten so schnell wir können und bleiben auf keinen Fall stehen. Verstanden?«
    Seine Frau nickte ernst.

    »Gut. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Er versetzte seinem Pferd einen Hieb mit der Gerte, und der Wallach jagte los. Auch Janies Stute, die normalerweise lammfromm war, was ihre Reiterin schätzen gelernt hatte, preschte wie ein Rennpferd davon, als diese ihr die Sporen gab.
    Das Donnern der Pferdehufe auf der Brücke brachte die Renegaten sofort auf die Beine. Als Janie und Tom die Brücke zur Hälfte überquert hatten und auf die Straße am anderen Ufer zuritten, drängten die Trolle, die unter der Stahl- und Betonkonstruktion hausten, darunter hervor auf den Bürgersteig oder das, was davon übrig war, und liefen auf sie zu. Gierige Hände streckten sich nach den verängstigten Tieren aus, tasteten nach irgendetwas, das sie festhalten konnten, um den Reiter aus dem Sattel zu werfen und sich des Pferdes zu bemächtigen.
    Janie spürte Hände auf ihren Schenkeln und schlug sie mit ihrer Reitgerte weg. Dann sah sie, wie einer der verdreckten, zerlumpten Männer die Hand nach der Kandare ausstreckte und sie packte. Sie zog einen Fuß aus dem Steigbügel und trat mit aller Kraft zu. Er taumelte zurück und hielt sich den Kiefer.
    Vor sich erblickte sie Tom, der die ihm nachsetzende Horde abgeschüttelt hatte und jetzt am Ende der Brücke auf sie
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