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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
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wartete.
    »Schnell«, rief er ihr zu. »Du hast es gleich geschafft …«
    Janie wagte es nicht, nach rechts oder links zu sehen. Sie schloss die Augen und vertraute auf ihr Pferd. Etwas anderes blieb ihr auch gar nicht übrig.
    Plötzlich befanden sie sich sicher und trocken auf der anderen Flussseite. Fürs Erste waren sie den Renegaten entkommen.
    »Du bist eine echte Kriegerin«, sagte Tom zu ihr.
    »Nein«, erwiderte sie. Sie zitterte am ganzen Leib. »Das bin ich nicht.«

    »Komm schon. Wir haben es geschafft. Wir sind über die Brücke. Der Rest des Weges ist ein Kinderspiel.«
    Es war gut, dachte Janie, dass sie noch eine Stunde bis zum Hebrew Book Depository brauchen würden, denn bis dahin hätte sie sich vielleicht wieder so weit gefasst, dass sie Myra Ross nicht in diesem aufgelösten Zustand unter die Augen treten musste. Als sie sich ihrem Ziel näherten, hatte sie sich halbwegs beruhigt.
    Sie wurde allerdings sofort wieder nervös, als sie bei dem Gebäude anlangten, denn es machte einen völlig verlassenen Eindruck.
    Janie Crowe zog ihre Jacke um sich und stieg vorsichtig über den Haufen von Ästen und Blättern, die sich vor dem zurückgesetzten Eingang des Archivs angesammelt hatten. Sie beschirmte ihre Augen mit einer Hand und sah durch die verschmierte Glasscheibe ins Vestibül, in der Hoffnung, dort irgendein Lebenszeichen zu entdecken. Als sie nichts dergleichen ausmachen konnte, zog sie an dem Türgriff.
    »Abgeschlossen«, sagte sie zu ihrem Mann. Sie klopfte, vielleicht würde ja jemand kommen. Aber es kam niemand. Sie klopfte erneut, fester dieses Mal und mit der ganzen behandschuhten Faust. Das Glas erzitterte unter den Schlägen. »Niemand da«, sagte sie.
    Tom stieg von seinem Pferd. »Gibt es hinten vielleicht noch eine Tür?«
    »Ja, aber das ist nur ein Notausgang - die Tür hat außen keine Klinke.«
    »Lass mich mal«, sagte Tom. Er zog mit aller Kraft an dem Türgriff, aber ohne Erfolg.
    Er sah seine Frau an, zuckte die Achseln. »Willst du wirklich hinein?«
    »Deswegen sind wir hier.«
    »Ich kann die Scheibe einschlagen, aber dann ist das Gebäude nicht mehr sicher.«
    Janie starrte einen Moment lang die Tür an, dachte an die
Schätze, die sich dahinter verbargen. Für einen x-beliebigen Einbrecher waren die Bücher und Manuskripte von geringem Wert. Wahrscheinlich würde sie niemand außer einem Sammler oder Antiquitätenhändler stehlen wollen.
    »Wenn sie dort drinnen ist«, sagte Janie, »nehmen wir sie mit, dann müssen wir uns keine Sorgen mehr um sie machen. Wenn nicht … ich weiß nicht. Ihre Sammlung ist auf jeden Fall unersetzbar.«
    »So wie sie selbst«, sagte Tom.
    Janie presste die Nase gegen die Scheibe und blickte noch einmal ins Vestibül.
    Eine kleine Gestalt verschwand schlurfend in den Schatten.
    »Da ist jemand!« Sie klopfte wie wild gegen die Tür, aber die Gestalt erschien nicht mehr.
    Sie drehte sich zu ihrem Mann um. »Wir müssen rein.«
    »Okay.« Tom zog seine Pistole. »Geh einen Schritt zurück.«
    Er schoss neben dem Türgriff auf die Scheibe.
    »Mist«, sagte er. »Sie hat keinen Witz gemacht, als sie sagte, dass das Gebäude eine Festung ist. Bist du dir wirklich sicher, dass du reinwillst?«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Okay«, sagte er. »Ich wollte nur sichergehen, dass wir keine Kugeln verschwenden, die sich nicht ersetzen lassen.«
    Er schoss noch einmal neben den Türgriff. Der Knall hallte in ihren Ohren wider, und es erschienen neue Sprünge im Glas, aber mehr auch nicht. Leise vor sich hinfluchend schnappte sich Tom das Lasso, das an seinem Sattel hing. Er legte es doppelt, zog es durch den Türgriff und verknotete es am Sattelknauf. Dann stieg er auf sein Pferd und hieb ihm die Fersen in die Flanken. Das Pferd machte einen Satz und wieherte laut, um seinen Protest kundzutun. Unter Aufbietung all seiner Kräfte machte es ein paar Schritte nach vorn, und schließlich zersplitterte die Scheibe in tausend Stücke, und die Tür öffnete sich.

    Janie stieg über die Scherben und rüttelte an den beiden inneren Türen, die nicht abgeschlossen waren, wie sich zeigte. Tom band die Pferde fest, dann betrat er zusammen mit Janie die ihnen wohlbekannte Eingangshalle.
    »Hallo?«, rief Janie. Ihre Stimme hallte von den kahlen Wänden wider, es fehlten sämtliche Ausstellungsstücke, die sie von ihrem letzten Besuch her in Erinnerung hatte - in der alten Zeit.
    Sie gingen ein paar Schritte den Hauptgang entlang. Plötzlich packte Tom Janie am
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