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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Autoren: Ann Benson
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seine Zuverlässigkeit vertrauen konnte. In letzter Zeit hatte er recht häufig Fehler des Mannes verbessert, wobei man sich über die meisten davon hätte amüsieren können, wäre es nicht um Staatsangelegenheiten gegangen.

    »Gewiss, Sire«, antwortete der junge Mann. »Es ist mir eine Ehre.«
    König Edward III. deutete in eine Ecke des Gemachs. »Dort auf dem Schreibtisch findet Ihr, was Ihr benötigt.«
    Während Geoffrey Chaucer Feder und Pergament von der Marmorplatte nahm, fügte der König hinzu: »Ich verlasse mich darauf, dass Ihr über dieses Schreiben strengstes Stillschweigen bewahrt. Mein Sohn ist voller Lob, was Eure Verschwiegenheit betrifft. Und schreibt meine Worte getreulich nieder - diese Briefe sind von großer Bedeutung für unser aller Wohlergehen.«
    Er räusperte sich und fing an zu diktieren. »Euer Heiligkeit«, begann er. Daran schloss sich eine lange und blumige Begrüßung an; Chaucer sprach im Stillen die Worte mit, die schon viele Male aus seiner Feder geflossen waren.
    Schließlich kam der König zum Grund des Schreibens:
    Wir freuen Uns, bekannt zu geben, dass Unsere geliebte Tochter Isabella - unter Vorbehalt Eurer Zustimmung - eingewilligt hat, Enguerrand de Coucy die Hand zur Ehe zu reichen. Wir bitten um Eure Erlaubnis, das Verlöbnis bekannt zu geben, damit die Vermählung so schnell wie möglich erfolgen kann.
    Chaucer wäre beinahe die Feder aus der Hand gefallen. Er packte sie fester und musterte besorgt den Bogen, ob er vielleicht versehentlich Kleckse darauf hinterlassen hatte. Als er keine entdecken konnte, schrieb er eilig weiter, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    Gleichzeitig möchte ich Euch um einen großen Gefallen für mich bitten. Ich habe ein Kind, eine Tochter, geboren von einer Frau, die einst im Dienst meiner geliebten Königin stand. Ich wünsche sie als mein leibliches Kind anzuerkennen und als Prinzessin von England in meinen Haushalt aufzunehmen. Ich bekenne meine Sünden und bitte in aller Demut um Eure Fürsprache bei Gott im Himmel, damit er mir vergeben möge, nicht nur wegen der verwerfichen Tat des Ehebruchs, sondern
auch wegen meines Versäumnisses, diese Tochter nicht schon früher in die Arme geschlossen zu haben. Gewiss ist diese Verfehlung ebenso beklagenswert wie jene, die zu ihrer Empfängnis führte.
    Der König hielt inne, als müsse er überlegen, was er als Nächstes sagen wollte. Er sah den Junker an. »Was meint Ihr, Chaucer - Ihr versteht es doch, mit Worten umzugehen -, habe ich den angemessenen Ton getroffen, nicht zu unverfroren, aber auch nicht zu unterwürfig?«
    Chaucer bekam kaum ein Wort heraus. »Was Prinzessin Isabella und den Baron de Coucy betrifft … Ihr legt Eure Absicht mit klaren Worten dar, dennoch räumt Ihr dem Pontifex die Möglichkeit ein, Euch ein wenig auf die Folter zu spannen. Sehr klug.«
    Der König lächelte. »Dieser Ansicht bin ich auch.«
    »Darf ich so vermessen sein, die Frage zu stellen, ob das Kind, von dem Ihr sprecht, Lady Kate ist, Sire?«
    Der König musterte ihn mit einem gewissen Argwohn. »Ihr dürft, und die Antwort lautet Ja.«
    »Oh, in diesem Fall, Sire, ist Euer Ton gewiss angemessen. Von Herzen kommend, aber nicht zu gefühlvoll. Ihr bringt ehrerbietig Euer Anliegen vor, aber Ihr kriecht vor dem Papst nicht im Staub, was im Hinblick auf die Stellung Eurer Majestät natürlich un…«
    »Habt Dank, Chaucer.« Der König räusperte sich erneut und fuhr fort.
    Ich wünsche, diese Tochter ebenfalls zu verehelichen. Sie war verheiratet, ist mittlerweile jedoch Witwe. Wir brauchen Euch also nicht mit einer Annullierung zu behelligen. Ihre Fruchtbarkeit wurde bereits unter Beweis gestellt. In Anbetracht dieser und anderer wertvoller Eigenschaften, über die sie verfügt, erwägen Wir eine geeignete Verbindung mit einer guten französischen Familie, die mit de Coucy verwandt ist. Es versteht sich, dass Wir eine solche Verbindung jedoch nur mit Eurer Zustimmung und Eurem Segen in die Wege leiten werden. Meine
Königin, obgleich sie um meine Verfehlung weiß, teilt in ihrer Güte die Ansicht, dass dies die gebührende Vorgehensweise ist.
    Es folgte noch mehr; Chaucer schrieb hastig mit und versuchte sich von seiner Überraschung nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Nur mit großer Anstrengung gelang es ihm, Haltung zu bewahren. Endlich kam der Grund für all die Unruhe ans Licht! Seit Wochen war die Stimmung in Windsor gereizt und angespannt gewesen, und Chaucer hatte angefangen sich zu
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