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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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aber wenn wieder einer kommt, dann werde ich das nachholen und ...“
    „Was wollt Ihr ...“ ... ihn fragen? Dazu kam sie gar nicht.
    Johann redete, ohne sie auch nur zu hören. „... dann werde ich von ihnen erfahren, wie sich die große Politik entwickelt. Welcher Herrscher wo, wann und wie regieren wird. Wo welche Feinde angreifen. Wer als nächster Papst wird. Alles eben.“
    „Ihr wollt die Zukunft verändern?“, war die erste Frage, die sie aus ihren wild umhertrudelnden Gedanken zu fischen vermochte.
    Interessanterweise drang diese zu Johann durch. Er sah sie an, stumm. Dachte einen Augenblick nach. „Ich will die Zukunft kennen“, antwortete er schließlich. „Und dann – naja, indem ich sie kenne, werde ich natürlich Entscheidungen treffen, die darauf gründen. Ich meine, deine Gabe schreit doch danach. Du bist besser als die vielversprechendste aller Wahrsagerinnen.“
    Mila öffnete den Mund, ehe sie in Worte hätte fassen können, was sie einwenden wollte.
    Johann, bereits in einem neuen Anfall von Begeisterung befindlich, nahm das wiederum gar nicht wahr. „So kann ich trotz allem Burgherr von Ernberg werden“, sprudelte es aus ihm hervor. „Ich werde in die Geschichte eingehen als der weiseste aller Herrscher, ich werde über die ganze Welt Bescheid wissen, ich könnte mich an den römischen Kaiser wenden, oder nein, besser, ich halte mich bedeckt und gehe strategisch vor, in dem ich ...“
    Mila gab es auf, seiner nicht endenden Kette von Ideen zu folgen, die ihre Beklommenheit stetig anschwellen ließ. Johanns Gedankengänge waren durchaus nachvollziehbar. Es war allgemein bekannt, wie ehrgeizig er war, dass er mit aller Anstrengung versuchte, seinem Vater zu gefallen – um ihn womöglich als Burgherr zu beerben, obwohl dieser mehr als genug eheliche Söhne hatte. Und nun hatte ausgerechnet sie ihm ein Mittel in Aussicht gestellt, seine Ziele zu erreichen?
    „Damit würdet Ihr ins Gefüge des Schicksals eingreifen“, wandte sie ein. „Darf man denn das? Ist das nicht gefährlich? Oder verboten?“ Was sie betraf, so war sie aufgrund bloßen Kontaktes zu den Zeitreisenden für gotteslästerlich befunden worden. Und sie hatte nie Einfluss zu nehmen versucht. Also wenn man von Frank absah. Was ihr aber ja auch nicht gelungen war.
    Für derartig moralische Bedenken hatte Johann bloß ein Schnauben übrig. „Du hast dich deiner Natur als einfache Magd zufolge damit begnügt, dein eigenes Leben zu verändern“, urteilte er ungerührt, als hätte er Franks Namen hören können. Um dann in tragendem Ton fortzufahren, träumerisch seiner eigenen Stimme lauschend. „Ich jedoch bin in meinem Herzen ein Herrscher, immer gewesen, trotz meiner schändlichen Geburt. Doch wahrscheinlich ist gerade meine Herkunft der Beweis für meine Bestimmung, den Lauf der ganzen Welt zu verändern.“
    Mit wachsendem Unbehagen betrachtete Mila seine beängstigend selbstsicher durch die Luft schweifenden Hände. Dieser durch seine uneheliche Herkunft gedemütigte, dennoch oder gerade deswegen so machtbesessene junge Mann würde über sie und ihre Erlebnisse, über Menschen, die zu ihr kamen, verfügen, sie sich einverleiben, ohne dass sie auch nur ein einziges Wörtchen mitzureden hätte.
    Sie verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust – als der junge Mann, der nur noch für seine eigenen Ohren dahingeredet hatte, plötzlich aufhorchte. Und sich wieder in den vor Eifer überschäumenden großen Jungen verwandelte, der für Mila nicht 'der Junker' war, sondern einfach 'Johann'.
    „Weißt du was? Es ist nicht nur meine – sondern genauso deine Bestimmung, mein Schicksal zu erfüllen. Denn indirekt bist ja auch du an alledem beteiligt, nicht wahr?“ Er war so voller Überschwang, kam sich so großherzig vor, dass es Mila schwerfiel, böse auf ihn zu sein.
    „Das ist sehr nett von Euch“, sagte sie zweischneidig – auch wenn das an ihm abprallte.
    „Ja“, nickte er ernsthaft. „Aber es ist ja auch deine Gabe. Da ist das nur gerecht. Wir werden diese Sache gemeinsam angehen.“
    Gemeinsam. Ritter und Dienstmagd. Mila verzog den Mund.
    „Das bleibt natürlich unser Geheimnis“, fuhr er emsig fort. „Immerhin würde man mich als Verbündeten einer Zauberin anklagen. So etwas kann ich mir in meiner Stellung wirklich nicht leisten. Folglich darf niemand von uns wissen.“
    „In diesem Moment weiß die ganze Küche, dass ich hier bin“, wandte sie ein.
    „Oh – ja, du hast recht.“ Der Junker, noch
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