Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Nachkribbeln in jeder Zelle. Ein elektrischer Baseballschläger.
    Er rang nach Luft und konnte sich nicht rühren, sosehr er sich auch bemühte. Gezwungenermaßen sah er auf die feinen Rillen im Holz und atmete den schwachen Geruch des Pflegemittels ein.
    Unregelmäßige Schritte näherten sich Armin, er hörte ein leises Lachen. »Na, Goldjunge?«, raunte jemand.
    Das Piepsen des AB ertönte.
    »Hier ist dein Vater, Armin. Ich weiß, dass du zu Hause bist. Ich habe schon mit Mendy telefoniert. Nimm den Hörer ab! Ich muss mit dir …«, vernahm er die gereizt-vorwurfsvolle Stimme, in der wie immer sehr viel Druck lag.
    »Soll ich deinem Vater was von dir ausrichten?«, fragte der Unbekannte spöttisch und übertönte die aufgeregt hinterlassene Nachricht, die aus der Box drang.
    Goldjunge.
    Der Räuber von gestern Nacht hatte erkannt, dass es Lukrativeres gab als knapp hundert Euro, eine mäßig teure Uhr und ein Smartphone: Lösegeld.
    Armin bekam die Zähne nicht auseinander, obwohl er den Typen gerne angeschrien hätte, er solle verschwinden.
    »Keine Vorschläge? Dann lasse ich mir was einfallen.«
    Es knisterte ankündigend, dann folgte der Einschlag des Blitzes.
    ***

Kapitel 1
    Leipzig, Hauptbahnhof, 16. Oktober
    I ch finde es hier unheimlich.« Karo sah ihre jüngere Halbschwester an, sie musste sich dafür ein bisschen nach unten beugen. Wenn man nicht hinschaute, konnte auch nichts passieren, so lautete ihre Devise. Sie hielt zwei Plastiktüten mit Einkäufen in den Händen und stellte sie für einen Moment ab.
    Das unterste Deck der Tiefgarage war schwülwarm und roch nach alten Abgasen und Reifenabrieb. Irgendwo in einer Abteilung über ihnen fuhr ein Wagen eine Rampe hinauf, es rappelte und schepperte metallisch und hallte noch lange nach zwischen den grauen, rissigen Betonwänden und Pfeilern.
    Elisa grinste frech und wackelte mit dem blonden Schopf, so dass die Zöpfe wippten. »Pech gehabt«, sagte sie fröhlich und aufgekratzt. »Jetzt komm!« Das zehnjährige Mädchen lief los, quer durch das verlassene, halbdunkle Parkhaus. »Wir sollen zum Kassenautomaten kommen, hat Papa gesagt.«
    »Warte, verdammt!« Karo nahm die Tüten auf und eilte ihr nach. Die Sohlen der Turnschuhe quietschten leise auf dem Boden und gaben komische Geräusche von sich, sobald sie über farbige Markierungen hastete.
    Die Vierzehnjährige sah die hellen Haare ihrer Halbschwester im schummrigen Licht leuchten; nicht alle Lampen funktionierten, wie sie sollten. Sie kam sich wie in einem Krimi vor. Und der Kassenautomat war sehr, sehr weit entfernt. Auch wie in einem Krimi oder Horrorstreifen.
    Elisa schien das alles nichts auszumachen. Sie hüpfte, spähte in jede dunkle Ecke, als wollte sie Phantome herauslocken, die dort möglicherweise lauerten. In ihrem Kleid erinnerte sie an ein modernes Rotkäppchen, das durch eine zeitgemäße Adaption des Märchens streifte.
    Karo dagegen versuchte, in ihrem Top-Rock-Strumpfhose-Mantel-Outfit erwachsener zu erscheinen. Ihre Mutter hatte sie vor kurzem mit einem kritischen Blick bedacht und etwas wie »zu hübsch« gemurmelt; anschließend erfolgte ein Gespräch über Sex und Verhütung.
    Die Einkäufe waren schwer, die dünnen Griffe schnitten in ihre Handflächen.
    »Elisa, warte!« Karo schüttelte den Kopf und musste die Tüten wieder kurz abstellen. »Du könntest mir helfen!«
    Ihre Halbschwester winkte ihr nur ausgelassen zu und verschwand hinter einem Smart. »So einen hat Papa auch«, kam ihre hohe Kinderstimme wie aus dem Off.
    »Ja, und es sieht scheiße aus, wenn er drinsitzt«, rief Karo zurück. »Jetzt komm her!«
    Dass es scheiße aussah, lag weniger an dem Modell, sondern eher daran, dass ihr Vater zwei Meter groß war, ein wahrer Hüne, mit Muskeln und Bäuchlein, aber unglaublich fit.
    Ihre Mutter sagte, dass er ohne den Musketierbart wie eine Mischung aus Bruce Willis und Kurt Russell aussehen würde. Karo hatte Kurt Russell erst mal googeln müssen. Elisas Mutter teilte die Meinung nicht ganz, sondern verglich ihn eher mit Viggo Mortensen aus dem Film Hidalgo . Auch den hatte Karo im Netz prüfen müssen.
    Sie selbst fand: Ihr Vater wurde nichts von dem gerecht, wohl aber war er ein echtes Original und kein austauschbarer Mensch. Das begann schon mit seinem ersten Vornamen. Karo kannte niemanden, der Ares hieß. Diese Haltung, nicht dem ausgetrampelten Weg zu folgen, weil ihn alle gingen, gab er an seine Töchter weiter, und beides machte Karo stolz. Es gab genug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher