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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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stieg Armin aus und schlich sich durch den Hof in die geräumige Altbauwohnung. Mittlerweile tat ihm alles weh, vom Kopf bis zu den Füßen, doch das Beben der Gliedmaßen hatte aufgehört.
    Auf dem Sofa lag bereits sein Kopfkissen – eine Anklage aus Polyesterfüllung und Baumwollbezug. Mendy wollte ihn nicht neben sich liegen haben. Bestimmt ging sie davon aus, dass er voll wie eine Haubitze vom Konzert zurückkehrte.
    Zuerst spielte Armin mit dem Gedanken, sich dennoch ins Schlafzimmer zu schleichen, um seinen geschundenen Körper auf dem weichen Bett auszustrecken. Doch dann müsste er ihr erzählen, was alles geschehen war, und das würde Zeit in Anspruch nehmen. Dabei brauchte er jetzt einfach ein paar Stunden Ruhe. Dringend.
    Scheißabend, dachte er, faltete die Decke auseinander und schlüpfte darunter, um ein bisschen das Gefühl von Geborgenheit zu bekommen, wenn sich schon seine Freundin verweigerte.
    Als er sich hinlegte, kam ihm der erschreckende Gedanke, dass der Räuber nun wusste, wo er wohnte. Dank des gestohlenen Ausweises und der Papiere.
    Und dass der Typ leicht nachvollziehen konnte, wessen Sohn Armin Wolke war.
    Trotz der unschönen Erkenntnis döste er ein.

    Am nächsten Morgen lag ein Zettel auf dem Beistelltischchen. Von Mendy.
    Sie riet ihm, die Wohnung zu putzen, wie es vereinbart gewesen war. Sie käme gegen 16 Uhr zurück, und danach würde sie kochen. Russisch.
    Eine Art Friedensangebot an ihn, das wusste er. Ihr tat es leid, dass sie ihn mal wieder aus dem Schlafzimmer verbannt hatte. Das Übliche zwischen den beiden.
    Seufzend stemmte er seinen dünnen Körper von der Couch; wenigstens spürte er keinen Kater. Das Kotzen hatte verhindert, dass zu viel Alkohol in seinem Blut geblieben war, um für die hässlichen Nachwehen von übermäßigem Bierkonsum zu sorgen. Das einzig Gute der letzten Nacht!
    Armin schleppte sich unter die Dusche, vorbei an dem blinkenden Festnetztelefon, auf dem der AB ihm drei neue Nachrichten zum Abhören anpries. Sicherlich sein Vater, der wissen wollte, was er auf einem EBM-Konzert zu suchen hatte, obwohl er heute Abend ein Klavierkonzert im Gewandhaus geben sollte. Chopin.
    Es war nicht leicht, der erfolgreiche Spross eines noch erfolgreicheren Ex-Konzertpianisten und Intendanten der Leipziger Oper zu sein.
    Ginge es nach seinem Erzeuger, würde Armin den Rest des Lebens in einer Schutzhülle verbringen, wo ihm und vor allem seinen Händen nichts geschehen konnte.
    Der extrem erfolgreiche chinesische Pianist Lang-Lang hatte seine Finger für siebzig Millionen Euro versichern lassen.
    Von dessen Virtuosität und einer ähnlich hohen Summe war Armin noch weit entfernt, aber hätte ihm der Baseballschläger einen Knochen gebrochen oder seine Hände schwer getroffen, hätte er ein echtes Problem. Karrierepause oder sogar Karriereende. Und das wegen nicht mal hundert Euro, einer mittelmäßigen Uhr und eines Smartphones.
    Er duschte ausgiebig, spülte den penetranten Gummibärchengeruch ab und schlüpfte in eine frische Unterhose. Nach dem Frühstück sah die Welt bestimmt besser aus. Rauchen, nein. Kaffee, ja bitte. Stark und schwarz und viel.
    In dem großen Spiegel begutachtete er die vielen blauen Flecken, die von den Attacken und seinen Stunts herrührten, tastete die Beule an seinem Hinterkopf ab. Chopin würde unter den Folgen des Überfalls leiden und in der Tat etwas holpriger klingen.
    Er fand es schade, dass er Ludwig nicht nach seiner Adresse gefragt hatte, um ihm vielleicht eine Eintrittskarte zukommen zu lassen. Als Dankeschön. Die Polizei müsste seine Adresse aufgenommen haben.
    Armin lief durch die stuckverzierte Altbauwohnung zurück zum Telefon. Er musste die Banken anrufen, um die Karten sperren zu lassen, was er schon früher hätte tun sollen. Aber gestern ging gar nichts mehr.
    Schon von weitem hörte er das Läuten. Sein Vater versuchte wieder, ihn zu erreichen.
    Er bog um die Ecke, schlenderte an der Küche vorbei – und sah einen Arm, der sich blitzschnell aus dem Durchgang nach ihm streckte; behandschuhte Finger, die einen Elektroschocker hielten; blanke Kontakte, die von knisternder, bläulicher Elektrizität umspielt wurden und auf ihn zustießen. Er fühlte die Berührung auf der nackten Brust.
    Dann jagte ein Stromschlag durch seinen Körper, kontrahierte die Muskeln nach Belieben und ließ Armin mit einem Stöhnen auf das alte Parkett stürzen.
    Für Sekunden sah er nur grelles Licht und spürte ein schmerzhaftes
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