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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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Sportauto!«, krähte ihre Halbschwester und streckte die Arme aus. »Papa, kaufst du dir auch so einen? Wenn du mal reich bist?«
    »Da kannst du lange warten.« Karo nahm vorne Platz und bewunderte die Einlegearbeiten aus echtem Edelholz, das gnadenlos poliert war, so dass sich ihr Gesicht darin spiegelte. Der Wagen war eine Sonderanfertigung. »Papa wird nie reich sein.«
    »Stimmt«, bestätigte er, schnallte sich an und startete den Motor. Wieder hatte er das mit einem Unterton gesagt, als meinte er das Gegenteil. Langsam setzte er den Porsche zurück.
    Karo sah ihn verstohlen an. »Papa?«
    »Ja?«
    »Welche Bank hast du denn damals überfallen?«
    Er schaltete in den ersten Gang und blickte zu ihr. In den moosgrünen Augen, in denen hellere Sprenkel schimmerten, lag der Schalk. »Du errätst das Jahr, ich sage dir dann die erste Bank«, schlug er ihr vor. »Einverstanden?«
    Karo glaubte sich verhört zu haben. »Die erste Bank?«
    Er lächelte, und die Bartenden schnellten in die Höhe. »Okay, Töchter: festhalten!« Er trat das Gaspedal durch, der Panamera schoss mit qualmenden Reifen aus der Parklücke und jagte an den Säulen vorbei.
    Elisa juchzte vor Vergnügen, Karo dagegen starb auf dem Beifahrersitz tausend Heldentode. Trotz allen Grolls, den sie auf ihn hatte, trotz Elisa und des Lebens, das er führte, zu dem sie nicht ständig gehören durfte, liebte sie ihn.
    Als er den Porsche hart in die Kurve drückte und das Heck herumschleuderte, musste sie lachen; ihr Vater und ihre Halbschwester stimmten ein.
    ***
    Leipzig, Musikviertel, 16. Oktober
    »Nein, Herr Tzschaschel. Das sind keine Sit-ups, was Sie da machen. Das konnten Sie schon mal besser.« Ares setzte sich neben ihn auf die schwarze Isomatte. »Kommen Sie. Wir stehen das gemeinsam durch«, sagte er augenzwinkernd. Nur dass ich dabei nicht ins Schwitzen komme.
    »Sie haben gut reden«, ächzte der übergewichtige Mann im fliederfarbenen Joggingdress, der sein Geld mit dem Beschicken von Ramschmärkten verdiente.
    »Habe ich auch. Und wir haben das gleiche Gewicht.« Ares sah in seinen schwarzen Radlerhosen und dem gleichfarbigen Hoody dagegen hochmodisch aus. Er ließ sich nach hinten sinken, stützte die Beine auf und legte die Fingerspitzen hinter die Ohren. »Hoch mit dem Oberkörper, Blick zu den Wolken, Kopf nicht nach vorne drücken. Am Anfang reichen ein paar Zentimeter, und ausatmen dabei. Ich zähle: eins, zwei, drei …« Ares zählte weiter und dachte über den schwitzenden Mann nach, von dem er schon so manches schrecklich geschmacklose Geschenk bekommen hatte.
    Sie befanden sich in dem kleinen, von einer Heerschar Gärtner angelegten Minipark hinter dem Anwesen und arbeiteten mit Bändern und Gewichten an der Verbesserung von Tzschaschels Form. Zwischendurch gab es kleine Dauerlaufeinlagen, zum Abschluss noch mal 45 Minuten lockeres Traben um die Rabatten. Immerhin: elf Kilo weniger in zwei Monaten.
    Herbert »Herbie« Tzschaschel war Restegroßhändler und ein Phänomen, nicht nur wegen seiner graulockigen Vokuhila und den Siebziger-Jahre-Koteletten. Er verschacherte en gros die abenteuerlichsten Dinge, die auf den ersten Blick niemand brauchte: schlecht angemalte Gartenzwerge, nach Plastik stinkende Turnschuhe, rutschende Schneidbretter oder chinesische Winkeglückskatzen mit russischer Beschriftung. Aber sobald die magischen Aufkleber »Schnäppchen«, »reduziert« und »1 Euro« draufpappten, kauften die Menschen jeden Mist.
    Tzschaschel war durch sein cleveres Vorgehen reich und fett geworden, also investierte er einen Teil seines Geldes wiederum in Ares, damit er ihn in Form brachte. Bislang hatte er es erfolgreich abwehren können, seinen Kunden mit Herbie ansprechen zu müssen, obwohl Tzschaschel es offensiv anbot.
    » … zwanzig«, vollendete Ares und blieb liegen. »Kurze Pause, dann die letzten zwanzig.«
    »Okay«, schnaufte Tzschaschel und starrte in die Wolken, als käme von da jemand herabgestiegen, ein Erlöser, der für ihn weitermachte. »Sie sind ein gnadenloser Personal Trainer, Löwenstein.«
    »Das stimmt. Aber dadurch haben Sie schön abgenommen.«
    Er drehte den Kopf zu ihm, sein Blick glitt an Ares hinab und über das Bäuchlein. »Wie kann man nur so fit sein und einen Bauch haben?«
    »Nur keinen Neid, Herr Tzschaschel. Das ist alles hartes Training, und zwar über Jahre hinweg. Lassen Sie sich nicht täuschen.« Er klopfte gegen seine Dämmschicht, die nur leicht wogte; dabei schwollen seine
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