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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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schlanker als ihr Freund war, mit einem solchen Blick bedachte.
    Sein Kunde kam schon wieder die Treppen herunter, in einen locker fallenden grauen Anzug gekleidet, der seine Korpulenz unvorteilhaft betonte, statt sie zu kaschieren. Tzschaschel musste durch die Dusche gerannt sein, sein frisches Hemd zeigte Wasserflecken, die Haare waren nass und hingen wie ein eingeschlafenes Tier auf dem Kopf. Er küsste Anatevkas Stirn. »Ich muss weg, mein Piröggchen. Georg braucht mich.« Schon war er zur Tür hinaus. »Kann spät werden«, rief er noch und warf Ares den Schlüssel des Mercedes S 500 zu.
    Ares fing ihn auf. Er nahm seinen Rucksack, den er am Eingang abgelegt hatte, folgte Tzschaschel und wunderte sich, wie schnell der Mann sein konnte.
    Beide stiegen ein.
    »Wohin?«
    »Zur Bank.«
    Ares war nicht wirklich verschwitzt, aber kam sich dennoch in Radlerhosen und Hoody hinter dem Steuer der edel-rasanten Limousine deplaziert vor. Jeder Polizist dieser Welt würde ihn anhalten, um zu prüfen, ob er den Wagen gestohlen habe. »Welche, Herr Tzschaschel?«
    »Ach so. Ja.« Er sah verwirrt aus. »Die Germania Bank. Die ist beim Neuen Rathaus.«
    Ares nickte und fuhr die lange Auffahrt runter. Die Neugierde in ihm wuchs, doch er schwieg. Es ging ihn nichts an.
    »Löwenstein, ich muss Ihnen sagen, dass wir gleich eine Million Euro durch Leipzig fahren werden«, eröffnete Tzschaschel angespannt. »Mit Ihnen neben mir fühle ich mich dabei deutlich wohler als mit meinem Piröggchen.« Er ließ das Fenster herunterfahren und den kühlen Wind in sein Gesicht brausen. »Der Sohn meines Freundes wurde entführt. Auf die Schnelle kann er das Lösegeld nicht organisieren. Ich springe selbstverständlich ein.«
    »Machen wir auch die Übergabe?« Ares reagierte pragmatisch, was ihm einst bei den Bikern den Spitznamen Profi eingebracht hatte. Nicht nur, weil er mit Zweitnamen Leon hieß.
    Tzschaschel stieß ein kurzes Lachen aus. »Wieso wusste ich, dass Sie nicht zuerst danach fragen, ob wir die Polizei eingeschaltet haben?«
    »Na ja. Sie hatten die Bullen nicht erwähnt. Die meisten würden das tun.« Er hielt den Blick seiner grünen Augen auf den Verkehr gerichtet, fuhr souverän und zielstrebig die Karl-Tauchnitz-Straße entlang und bog ab.
    »Nein, hat er nicht. Ich habe ihm davon abgeraten«, erwiderte Tzschaschel und knetete die Unterlippe. Der einströmende Fahrtwind erweckte das schlafende Tier auf seinem Kopf zum Leben und verpasste der trocknenden Vokuhila eine sehr eigene Form, um die er sich nicht kümmerte. »Bevor die Entführer durchdrehen und Armin umbringen, wenn sie einen Polizisten sehen, gebe ich lieber eine Million aus und lasse sie mir von der Polizei wiederbeschaffen. Oder von privaten Ermittlern.«
    Ares ließ die Erklärung unkommentiert. Er sah es nicht ganz so wie sein Kunde.
    Ohne es zu wollen, musste er ganz leicht lächeln. Ganz plötzlich hatte ihn das gefährliche Leben wieder eingeholt, obwohl er sich seit Jahren davon ferngehalten hatte. Nur ein kleiner Anruf, und schon steckte er mitten in einem beginnenden Kriminalfall. Als Personal Trainer.
    Doch es durfte nicht sein. Allerhöchstens ein kleiner Ausflug in die andere Welt, die er gut kannte. Sehr gut. Zu gut.
    Ares schwor sich, alles zu vermeiden, was ihn noch tiefer in die Sache verstrickte. »Machen wir die Übergabe oder nicht?«, hörte er sich selbst fragen und glaubte, dass es eher anbietend als ablehnend klang. Verdammt!
    »Würden Sie das tun, Löwenstein?« Tzschaschel schien erleichtert. »Ich kann das nicht von Ihnen verlangen, das wissen Sie. Es würde sich auch nicht auf Ihren Job bei mir auswirken, wenn Sie ablehnen.«
    Ares nickte. Diese Geste war neutral und konnte alles bedeuten; gleichzeitig überlegte er, ob er einen Freund anrufen sollte, um ihm einen Tipp zu geben …
    Er verwarf seinen Gedanken wieder. Es ging ihn nichts an, und an einer Katastrophe wollte er keinen Anteil haben. Dass er sich als Bote beziehungsweise Begleiter angeboten hatte, involvierte ihn ohnehin zu sehr.
    Der Ramschgroßhändler hakte nicht weiter nach und sah aus dem Fenster. Gelegentlich sagte er »Schrecklich« oder »So eine Scheiße«, bis sie mit dem S 500 auf dem Parkplatz der Bank standen.
    Gemeinsam betraten sie die Halle, wurden gleich von einem Angestellten begrüßt und in einen Besprechungsraum geführt. Höflichkeit dominierte in dem nachfolgenden kurzen Gespräch, es wurde nicht viel gefragt, nicht einmal nach Sicherheiten. Ein
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