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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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kostete mindestens zehn Euro. Die hatte er zwar locker, aber dafür ausgeben? Schließlich besaß er eine Monatskarte.
    Das unebene Pflaster stellte seine Koordination auf eine ordentliche Probe, die er bislang gut gemeistert hatte. Inzwischen passierte Armin die Haltestelle Kurt-Eisner-Straße.
    Keine Tram weit und breit.
    Plötzlich trat neben ihm aus dem Schatten einer Einfahrt zwischen Dönerladen und indischem Restaurant eine dunkle, großgewachsene Gestalt. Ohne etwas zu sagen, schwang sie einen länglichen hellen Gegenstand auf Brusthöhe gegen Armin.
    Instinktiv wich er aus. Zwar war seine Reaktion aufgrund des Alkohols ziemlich ungelenk, doch sie erfüllte ihren Zweck: Das abgerundete Ende des Baseballschlägers surrte dicht an ihm vorbei.
    »Kohle, Handy und den teuren Krempel her«, zischte der Angreifer und hob den Baseballschläger mit beiden Händen. Das Gesicht hatte er mit einem Tuch vor Mund und Nase unkenntlich gemacht, die Kapuze seines Pullis warf einen Schatten auf Stirn und Augen. »Alles auf den Boden! Los! Oder ich hol’s mir selbst.«
    Armin wusste, dass er zu benebelt war, um sich mit einem bewaffneten Räuber anzulegen. Ein Treffer mit dem Baseballschläger, und die Lichter gingen schmerzhaft aus – und noch schmerzhafter wieder an. Außerdem könnten seine Finger etwas abbekommen, und das wäre mehr als verheerend …
    Doch die Promille sorgten gleichzeitig für genügend Selbstüberschätzung, um jegliches Manko auszugleichen.
    »Fick dich«, schleuderte er dem Vermummten heldenhaft entgegen und nahm eine Kämpferpose ein. Nicht, dass er Erfahrung im Prügeln besaß, aber vielleicht konnte er damit Eindruck schinden.
    Die abgerundete Spitze sauste dieses Mal zu schnell heran und traf ihn auf den rechten Oberarm, brachte Armin aus dem Gleichgewicht – und schon bekam er das Ende in die Magengrube. Er klappte zusammen und übergab sich.
    »Idiot, echt«, beschimpfte ihn der Räuber noch dazu. »Kotzt mir auf die Schuhe.«
    Der Baseballschläger traf Armin beim dritten Einschlag frontal gegen die Brust und warf ihn auf den Rücken.
    Sein Hinterkopf schlug auf die Gehwegplatten, dann spürte er die tastenden Hände des Angreifers überall an sich. Von irgendwoher ertönten laute Rufe, der Überfall war von einem Passanten bemerkt worden.
    »Bleib unten, wenn du keine in die Fresse bekommen willst«, wurde Armin angezischt.
    Die Benommenheit mischte sich mit Übelkeit und verhinderte eine Gegenwehr. Endlich ließ der Räuber von ihm ab.
    »Hey«, rief Armin schwach und stemmte sich auf die Beine. Sein Oberarm brannte wie Feuer, sein Kopf brummte, und in seinem Magen schien ein Vulkan zu brodeln. »Du Arschloch! Lass mir wenigstens die Ausweise da!« Er stand schwankend auf dem Trottoir und merkte, wie sein Kreislauf absackte.
    Der Maskierte blieb stehen, kehrte zurück. »Bleib unten, habe ich gesagt!«, fauchte er und versetzte ihm einen Tritt gegen die Hüfte. »Scheiße, sei froh, dass ich dir nicht deine blöde Fresse einschlage.«
    Armin wankte unter dem Treffer, versuchte sich abzufangen und torkelte dabei ungewollt quer über die Straße, bevor er neben dem Markierungsstreifen auf die Knie fiel; in seinen Ohren hallten die Schritte des Räubers, der sich rasch entfernte.
    Autos hupten und wichen aufblendend aus, ihre Scheinwerfer verdoppelten und verzerrten sich wie fette Sterne mit Gloriolen.
    Armin kroch benommen über den feuchtkalten Asphalt, stand auf, strauchelte und ging erneut zu Boden. Er schaffte es, nicht angefahren zu werden, und konnte plötzlich nachvollziehen, wie sich ein Torero fühlte. Seine Stiere hatten Motorhauben und Kühlergrills, auf denen er landen würde, sollte er patzen.
    Das Adrenalin verjagte den Alkohol aus seinem Blut; zumindest überlagerte es die Auswirkungen für einige sehr wache, lebensrettende Sekunden: Mit einer Schulterrolle rettete er sich vor heranwalzenden breiten Reifen und einem fast schon geschliffen wirkenden Frontspoiler – um sich auf den Gleisen wiederzufinden. In Sicherheit.
    Da schrillte eine Tramglocke grell und anhaltend: Die Strecke war wieder in Betrieb genommen!
    Armin hob resignierend den Kopf und starrte in die heranrasenden Scheinwerfer, unter denen rechts und links Funken stoben.
    Er konnte sich nicht bewegen; seine bleischweren Glieder pinnten ihn. Der Fahrer versuchte eine Notbremsung, doch sie würde nicht ausreichen, um seinen dröhnenden Schädel vor einer Kollision mit der wesentlich härteren Wagenvorderseite zu
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