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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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trippelte davon. Ich hatte ein paar Mal mit Uhlgren gearbeitet, und auch ich hatte gelernt, davonzuhuschen, wenn er bellte. Dass er den Fall bearbeitete, munterte mich etwas auf. Er hatte eine hohe Aufklärungsquote.
    Dann erinnerte ich mich daran, dass ich den Fall selbst lösen sollte. Ich konnte nicht auf menschliches Eingreifen zählen, und mein Vorrat an himmlischer Einflussnahme war gerade am Schwinden. Aber ich hatte ein ebenso gutes Recht, mich in dem Apartment aufzuhalten, wie die Polizei. Ich hatte meine Miete für den ganzen Monat bezahlt. Deshalb heftete ich mich an Uhlgrens Fersen.
    Er zog Gummihandschuhe an und durchsuchte meine Taschen. Er fand das Briefchen, das Bailey zurückgelassen hatte. Als nächstes kamen meine Zigaretten, Kleingeld und mein Feuerzeug. Dann langte er in meine Brusttasche und zog drei Fotos heraus.
    Ich stand hinter Uhlgren und verrenkte mir den Hals. Die Tür wurde geöffnet und der Luftzug brachte mich aus dem Gleichgewicht, so dass ich in ihn fiel. Nicht nur auf ihn, sondern in ihn. Er schauderte und blickte sich mit gesenkten buschigen Augenbrauen um.
    Ich schwebte nach hinten, völlig verblüfft von dem, was ich gesehen hatte. Zwei Fotos zeigten eine nackte Bailey, die sich mit verdecktem Gesicht aber deutlich sichtbaren Melonen verführerisch auf meinem Bett rekelte. Auf dem anderen Bild waren Bailey und ich händchenhaltend zu sehen – es wurde gemacht, als wir auf dem Weg ins Café waren. So wie wir uns duckten, sah es aus, als ob wir ein Liebespärchen auf dem Weg zu einem heimlichen Stelldichein wären. Natürlich war das Foto noch nicht in meiner Tasche gewesen, als ich starb, denn Bailey spazierte ja mit einem Geist, als es aufgenommen wurde.
    "Hmm", sagte Uhlgren. "Der alte Steele hat sich eine Puppe zugelegt. Also ist doch was Wahres dran. Den Frauen geht es nicht ums Aussehen."
    Das sagt der Richtige, Mr. Hässlich , dachte ich.
    Uhlgren blickte im Zimmer umher und bemerkte Lees Portrait auf dem Fernseher. Er sah von den Fotos in seiner Hand wieder zurück zu Lee. " Zwei Schönheitsköniginnen? Da verliert man glatt den Glauben an die Romantik."
    Er gab die Fotos an einen Kripobeamten weiter. Der Typ sah aus wie eine Billigausgabe von Fred Astaire. "Fällt Ihnen etwas auf?" fragte Uhlgren.
    Billig-Fred hielt sich die Schnappschüsse ganz nah vor die Augen. Er schüttelte den Kopf. "Nö."
    "Steeles Beine."
    "Ist wahrscheinlich schlecht belichtet."
    Uhlgren lächelte, ein seltener Anblick. "Seine verdammten Füße berühren den Boden nicht."
    "Vielleicht sprang er vor Glück. Ich weiß, dass ich es tun würde, wenn ich mit der auf Tuchfühlung gehen dürfte."
    Uhlgren blickte auf meine Leiche und kniete mit einem Knacken in seinem Knie nieder. Er langte in meine Hemdtasche, während seine Zunge in der Ecke seiner Lippen geparkt war. Dann zog er ein weiteres Briefchen hervor, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich es hatte. Uhlgren entpuppte sich als moderner Houdini. Ich erwartete, dass er als nächstes einen weißen Hasen oder einen Strauß toter Blumen hervorzaubern würde.
    Ich schwebte über ihm, als er die Notiz auffaltete. Auf einen Papierfetzen waren folgende Worte geschrieben: Vergiss sie, Richard, mein Schatz. Soll sie doch drohen, mich zu töten. Sie kann uns nicht trennen. Danke für die tollen Stunden letzte Nacht. Für immer, deine Bootsie.
    Wunderbar. Es gab keinen einzigen Zeugen, der belegen konnte, dass ich die Nacht vor meinem Tod mit einem Roman von James Herbert verbracht hatte. Ich hatte nicht einmal laut genug geschnarcht, um die Nachbarn zu wecken. Soweit es die Cops betraf, war ich untreuer Hundesohn, den sie beneiden würden, wenn es das Schicksal nicht so gewollt hätte, dass sie noch am Leben waren, während auf mich ein Anhänger für meine große Zehe wartete.
    Klar, irgendwann würden sie schon die Wahrheit herausbekommen, mit all den Pulvertests, Datenbanken und Verhörtaktiken, derer sich die Polizei heutzutage bedient. Außerdem gab es die offensichtliche Spur zu der Person, die das Foto hinter dem Gebäude geschossen hatte. Aber mir fehlte die Zeit, darauf zu warten, dass die modernen Maschinerien der Strafverfolgung endlich ins Rollen kamen. In spätestens ein paar Tagen würde ich verbuddelt werden, wobei sie vielleicht noch einen zusätzlichen Tag für eine Autopsie in Anspruch nahmen.
    "Wer ist diese 'Bailey'?" sagte Uhlgren zu niemand bestimmten und hielt dabei Foto und Brief neben einander. Ich hätte fast Gestalt
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