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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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Handgelenk und ließ meinen Daumen und Zeigefinger in der Mitte aufeinander treffen. "Ich habe kein Fleisch anzubieten", sagte ich.
    "Es ist mir egal, ob ich gewinne oder verliere", sagte sie. "Hauptsache, du verlierst."
    "Hör zu, ich gebe mein Bestes, um die Vergangenheit zu bereinigen. Ich weiß, dass ich Fehler begangen habe, aber alles, was ich jetzt machen kann, ist Wiedergutmachung zu leisten und nach vorn zu blicken."
    "Richard."
    Ich hob meine Handflächen zum universalen Zeichen des Aufgebens. "Mehr kann ich nicht tun."
    "Immer eine Enttäuschung."
    "Ja, Liebling."
    "Du kapierst es nicht. Es ist mir völlig egal, ob du von diesem karmischen Rad springst und auf deinem Kopf landest. Aber Lee wirst du niemals haben."
    Die Wut kam schnell über mich, selbstgerechte Entrüstung, die einzige Art von Rechtschaffenheit, die ich jemals gekannt hatte. "Du hältst dich von ihr fern. Sie hat mit dir nichts zu tun."
    Ihre Zunge schnalzte aus der Kluft ihrer Lippen. "Ich habe eine Mission zu erfüllen."
    Sie flimmerte und um sie herum funkelte es, als hingen eisige Juwelen von dünnen blauen Fäden herab.
    "Leben und leben lassen, okay?" sagte ich. Ein abgedroschenes Friedensangebot.
    "Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich niemand haben." Sie grinste erneut, aber ihre Augen waren wie ein arktischer Friedhof, als sie sich in Nebel auflöste.
    Ich schloss die Augen und spannte meine Muskeln an, um die fest gewordene Lava aufzubrechen, damit ich zurück in den größeren Käfig meines ewigen Lebens fliehen konnte.
    ***

7.
    Ich nahm einen tiefen Atemzug, öffnete die Augen und fand mich in der Lobby meines Apartmenthauses wieder. Meine Finger erledigten die Arbeit beim Telefon. Bailey wohnte in einer der trendigen Straßen oben in den Hügeln unterhalb des Hollywood-Schriftzuges, also schwebte ich hinüber. Ihr Haus war im marokkanisch-mediterranen Stil gebaut, mit Keramikverzierungen und kreuz und quer wachsender Bougainvillea. War wahrscheinlich nur eine halbe Million wert. Sie würde Augen machen, wenn sie meine Rechnung bekam. Ich war dafür bekannt, dass ich meine Rechnungsbeträge nach oben und unten anpasste, je nachdem, wie zahlungskräftig der Kunde war.
    Als ich ihr Heim erkundete, wurde es gerade dunkel. Bailey rekelte sich im Whirlpool, nackt bis auf ein paar Luftblasen. Sie hörte die Version von "Jingle Bells", die von Hunden gebellt wird – definitiv keine Stimmungsmusik. Diskret ließ ich sie mit ihrem Champagner im Eiskübel allein, aber nicht ohne zu bemerken, dass zwei Gläser aufgereiht waren.
    Im Haus gab es nichts, das mein Interesse wecken konnte, mit Ausnahme der Fotos an den Wänden. Auf einem von ihnen war Bailey mit dem weißhaarigen Schiffskapitän zu sehen, den ich schon von dem Digitalbild kannte. Darunter hing ein Schwarzweißportrait einer Schauspielerin, an deren Namen ich mich nicht erinnern konnte. Ihre Frisur war im Stil der Hausfrauen der sechziger Jahre, sie trug eine Perlenkette und einen tiefen Ausschnitt zur Schau. Ihre Wangenknochen waren genauso ausgeprägt wie die von Bailey.
    Ein Fiat kam in die Einfahrt gefahren, das Verdeck unten, hinterm Steuer der gänzlich aus Dollarlächeln und Sonnenbrille bestehende Adonis von den Fotos. Er kam ins Haus und ging direkt zum Whirlpool. Ich war ihm buchstäblich unmittelbar auf den Fersen, wie ein nicht abzuschüttelnder Schnüffler.
    "Es hat geklappt", sagte er zu Bailey. "So weit zumindest."
    Sie spritzte ein bisschen Wasser mit ihrem Zeh in seine Richtung. "Hab ich dir was anderes versprochen?"
    "Hey, es war meine Idee."
    "Ich werde daran denken, die Cops darüber aufzuklären, wenn sie uns jemals schnappen sollten."
    Der Adonis entledigte sich seiner Sonnenbrille, und dann des Rests seiner Kleider. Er glitt in den Whirlpool und öffnete den Champagner. Dann füllte er die Gläser und verkündete: "Auf unsere Zukunft."
    "Acht Millionen", sagte sie träumerisch. "Acapulco oder Riviera?"
    "Wir müssen hier bleiben, bis sich die Lage beruhigt hat."
    "Kein Problem. Wir haben einen guten Anwalt." Sie lachte, was überaus unangenehm klang.
    "Steeles Leiche wird bald gefunden werden. Aber das Risiko mussten wir eingehen. Wir konnten nicht zulassen, dass Lees Freund herausfindet, dass sie kurz davor steht, ein Vermögen zu erben."
    Ein Vermögen? Lee konnte gar nichts erben. Sie war ein Waisenkind. Zumindest hatte sie mir das immer erzählt. Wie viele Nächte hatte ich sie im Arm gehalten, während sie wegen ihrer Unwissenheit heulte, dem
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