Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
ein paar Leute im Himmel zu treffen."
    "Hört sich so an, als ob Sie auf dem Weg zu einem himmlischen Treffen von Oprah Winfreys Buchclub wären."
    "Immer noch besser, als Harfe spielen zu lernen."
    "He, Moment mal. Ich dachte, Sie sind Jüdin."
    Sie zuckte mit den Schultern. "Hab ich behauptet, dass irgendwas hier Sinn ergibt? Wenn wir wüssten, was wir tun, hätte das Leben keinen Zweck."
    Sie winkte mir zum Abschied zu und beschäftigte sich mit den unzähligen Vorgängen auf ihrem Schreibtisch. Ich fragte sie nicht nach dem Weg zurück, da ich mir sicher war, dass es einen Wegweiser geben würde. Ich hatte herausgefunden, dass Gott einen guten Sinn für Humor hatte, auch wenn er ein herzloser Schweinehund war.
    ***

6.
    Der Wartesaal war leer. Die Frau in Weiß saß nicht mehr auf der Bank. Vermutlich war sie auf ihre eigene Wiedergutmachungsmission geschickt worden. Am Ende des Saals gab es eine Tür, aber das Schild über ihr verkündete "Notausgang". Was würden sie schon mit mir tun können, mich mit einer Geldstrafe belegen? Oder gar die Todesstrafe aussprechen?
    Ich öffnete die Tür nach außen und ging einen Schritt in Richtung der erwarteten kitschigen goldenen Treppe. Statt auf einer Treppe landete ich in einem roten Lavastrom, in dem ich um mein Gleichgewicht kämpfen durfte. Die Hitze versengte meine Augenbrauen, als ich bis zur Hüfte im brodelnden Morast versank. Obwohl die Luft heiß war, fühlte sich die Lava selbst feuchtkalt auf meiner Haut an, dickflüssig wie Klärschlamm und mindestens ebenso wohlriechend.
    Der Strom floss in eine dunkle Höhle, die gähnte wie ein Nachmittagssäufer. War das wirklich die Richtung, die ich nehmen sollte? Oder musste ich nun wegen meines Ausrutschers den harten Weg zurück nach Hause nehmen?
    Es stellte sich heraus, dass der Weg noch härter war, als ich befürchtet hatte.
    "Schwing deinen Arsch hier rüber", brüllte sie. " Sofort! "
    Diana. Ich drehte mich um und begann, mich zum Treppenabsatz und zum Wartesaal zurück zu kämpfen. Aber mittlerweile wissen Sie ja schon, wie das hier läuft: Der Eingang hatte sich verändert und war nun eine Glaswand mit silbernem Regen auf der anderen Seite, der Millionen von spiegelnden Scherben produzierte. In diesen Scherben sah ich mich vervielfältigt, und hinter mir war eine Legion übergroßer Skorpione. In einem billigen Science-Fiction-Film wären sie lächerlich gewesen, aber wenn sie tatsächlich mit ihren in der Luft zitternden Schwänzen auf einen zukriechen, ist es weniger lustig.
    Schwänze voller Gift.
    Ich drehte mich um, um ihrem Zorn ins Gesicht zu sehen. "Unsere Beziehung ist zu Ende."
    Erneutes Gelächter, das Zischen emporsteigender Flammen, das Knistern und Schnalzen einer Peitsche, die sich ausrollt und die Luft testet. "Du bist mir verpflichtet."
    "Ich habe gesagt, dass es mir leid tut."
    Sie äffte mich mit schriller Stimme nach, wobei der Spott noch beunruhigender war, weil er aus diesen Spinnentierlippen kam. Wenn Skorpione überhaupt Lippen haben. "Leid tut, leid tut, leid tut. Ich wünschte, ich hätte eine Rosenkranzperle für jedes Mal, wo ich mir das anhören durfte. Dann könnte ich vielleicht meinen Hintern hier herausbeten."
    Ich hatte das Gefühl, dass sie gar nicht heraus wollte. Einige Leute gieren nach Bestrafung, Masochisten, Kummersüchtige. Immerhin hatte sie mich geheiratet.
    "Ich habe nichts, womit ich dich bezahlen kann", sagte ich. Auf der Erde hatte sie, wenn ich eine Verfehlung begangen hatte, Ausgleich auf direktem kommerziellem Weg verlangt. Abends länger wegbleiben war einen Blumenstrauß wert, dreiste Lügen wurden durch Godiva-Schokolade wieder gutgemacht. Für größere Vergehen musste die Bank gesprengt werden, um Glitzerkram zu kaufen. Ich war damals ein relativ geschickter Lügner, weshalb der Süßwarenladen an der Ecke nicht viel Umsatz mit mir machte. Aber als ich meine erste Affäre hatte, war Diana ziemlich zufrieden mit einem Paar Rubin-Ohrringe, vor allem, weil ich drei Monate schwarz als Barkeeper arbeiten musste, um sie abzuzahlen. Wenn die Bestrafung in Relation zum Verbrechen gestanden haben sollte, muss das an mir vorbeigegangen sein.
    "Ich will mein Pfund Fleisch", sagte sie.
    Die Lava floss um meine Knöchel und stieg dann an meinen Beinen hoch, mich mit der Hitze quälend. Als sie auf Hüfthöhe war, kühlte sie sich plötzlich ab und wurde fest. Ich konnte nicht fliehen. Diana hatte mich da, wo sie mich haben wollte, genau wie immer.
    Ich ergriff mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher