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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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nutzen."
    Er kniff die Augen zu. "Ich muss betrunken sein wie ein Agent. Unterhalte mich mit einem verdammten Geist." Aber der Revolver bewegte sich wieder nach unten.
    "Haben Sie jemals 'Ist das Leben nicht schön?' gesehen?"
    Er nickte. "Ich war Beleuchter bei den Dreharbeiten."
    "Und Sie haben sich hochgearbeitet. An die Spitze, oder zumindest so hoch, dass Sie von den Wolken verdeckt werden."
    "Na und? Deshalb bin ich noch lange kein anständiger Mensch. Ich habe in der einzig wichtigen Sache versagt."
    "Halten Sie den Film nicht an, bevor der Abspann zu Ende ist. Sie können die Dinge immer noch ins Reine bringen. Glauben Sie mir, ich bin ein ausgewiesener Spezialist für Neuauflagen."
    Er legte den Revolver auf den Tisch und nahm einen Schluck Scotch. "Zumindest kann ich in meinem Abschiedsbrief mit Fug und Recht behaupten, dass ich verrückt geworden bin. Ich habe einen Geist als Psychiater."
    Ich schenkte ihm einen Einzeiler, der so gut war, dass er ihn wahrscheinlich in seinem nächsten Film verwenden würde: "Nun, von einem Toten lässt sich einiges über das Leben lernen."
    Vor mir saß einer der mächtigsten Filmproduzenten der Welt, herabgesunken zu einem undichten Sack Selbstmitleid. Und ich sollte ihn inspirieren. "Erzählen Sie mir eine Geschichte, Ron. Eine wahre, und dann können Sie wenigstens ohne diese Last auf ihrer Seele sterben, wenn Sie unbedingt wollen."
    Er seufzte lang und hohl wie ein Mann mit tauben Fingern, der nichts mehr zu verlieren hat. "Es geht um meine Töchter. Auf meinem Weg nach oben wollte ich nicht von Kindern zurückgehalten werden. Beide sind unehelich. Zu dieser Zeit hatte ich eine Menge Liebschaften. Hollywood war nie für kluges Paarungsverhalten bekannt."
    Ich unterbrach ihn. "Ich muss mich jetzt auflösen, aber das bedeutet nicht, dass ich Ihnen nicht zuhöre. Wenn Sie denken, dass es schlimm ist, am Leben zu sein, dann warten Sie erst mal, bis ich Ihnen eines Tages meine Geschichte erzähle."
    Meine Substanz löste sich auf und ließ nur mich zurück. Wesmeyers Augen wurden größer, aber er nahm einen Schluck Scotch und fuhr fort. "Ihre Mütter gaben sie in Waisenhäuser. Ich hatte mir immer gedacht, dass ich sie eines Tages suchen würde, um herauszufinden, was aus ihnen geworden ist. Ihnen vielleicht helfen, wenn ich konnte. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Ich war immer zu beschäftigt mit dem nächsten Projekt. Und dann hat mich eine meiner Töchter zuerst gefunden."
    Ich warf ein: "Bailey."
    Er nickte, weit darüber hinaus, überrascht zu sein. "Sie wusste auch von der anderen Tochter. Und, dass mein Vermögen etwa zehn Millionen Dollar beträgt und der Krebs meine Leber und meinen Dickdarm erreicht hat. So kurz vor dem Ende dachte ich mir, dass es viel mehr Schaden als Nutzen haben würde, wenn ich sie noch aufspürte. Ein Jahr ist bei weitem nicht genug, um so viel Hass auszumerzen."
    Es hörte sich so an, als ob Bailey eine zuverlässige Informationsquelle besaß. Eine Quelle, die ein paar Millionen für sich selbst abgeschöpft haben musste. Der Kapitän nahm noch einen Schluck Scotch und spülte mit dem abgestandenen Kaffee nach. Ich erschauderte aus Mitgefühl.
    Er wischte seinen Mund ab. "Ich setzte ein Testament auf, weil ich mir dachte, dass ich meine Nutzlosigkeit als Vater ausgleichen könnte, wenn ich ihnen viel Geld hinterlassen würde. Ein schwacher Ersatz für Liebe, das weiß ich auch, aber besser als gar nichts. Aber irgendwie ist sogar das schief gegangen."
    Klar. Bailey hatte von dem Geld erfahren und wollte alles für sich. Und eine Person namens Lee stand ihr im Weg. Meine Batterien waren fast völlig leer, aber ich sammelte Kraft in meiner Stimme für eine Frage: "Weiß sonst noch jemand von Ihren beiden Töchtern?"
    "Nein", sagte er, durch mich hindurch die Wand anstarrend. "Ihre Mütter sind gestorben, die eine bei einem Autounfall, die andere durch Pillen. Deshalb ... Moment mal. Mein Anwalt hat mein Testament aufgesetzt."
    Bingo.
    "Tun Sie mir einen Gefallen", sagte ich. "Wenn Sie mit Ihrer Geschichte fertig sind, greifen Sie zum Telefon und rufen Sie ihre andere Tochter an. Das Leben ist zu kurz, und es gibt keine Hölle, die heißer ist als die, die mit "hätte sollen" und Reue angefüllt ist.
    Ich hoffte, meine Sachbearbeiterin würde von meiner guten Tat erfahren. Sogar der Weihnachtsmann weiß, wer ungezogen und wer artig war. Und wenn der Weihnachtsmann das wissen konnte, konnte es jeder. Ich schwebte schwach nach Los Angeles
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