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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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wieder aufs Neue. Oder ist Ihnen das noch nicht klar geworden?"
    "Ich hab mir über andere Sachen Gedanken gemacht. Was hat es mit der schlechten Weihnachtsmusik auf sich?"
    "Wir propagieren Chancengleichheit hier oben. Vorher kamen ein tibetischer Chor, 'Hava Nagila', 'Kumbaya' und etwas, das als unitarische Hymne durchgehen würde, falls die sowas haben. Aber das alles betrifft Sie nicht, weil Sie ja an nichts davon glauben, oder, um es genauer zu sagen, an überhaupt nichts glauben."
    "Ich glaube an Lee."
    "Klar tun Sie das. So sehr, dass sie zuerst von einem Haus gesprungen sind und dann loszogen, um sich erschießen zu lassen. Und ihr Begräbnis steht an, sobald der Gerichtsmediziner mit der Autopsie fertig ist."
    "Ich werde es schaffen. Für sie."
    "Nein. Tun Sie es für sich selbst. Das ist die erste Lektion der Liebe. Bringen Sie Ihre eigene Seele ins Reine, bevor Sie mit der von jemand anderem herummachen."
    Ich blickte auf die Uhr. "Jingle Bell Rock" ging glücklicherweise zu Ende und eine afrikanische Stammeshymne erklang. "Ich schulde es Lee, dass ich die Sache zu Ende bringe", sagte ich.
    "Das kann ich sehen. Sie müssen ein wenig Glauben haben, erinnern Sie sich?"
    "Ich fange an zu glauben, dass hier eine höhere Macht tätig ist." Ich sagte das nicht als leeres Routinebekenntnis, das mir vielleicht ein paar Pluspunkte bei jemandem auf einem goldenen Thron einbringen würde. Offenbar bekam ich so viele zweite Chancen, wie ich brauchte, auch wenn ich bislang noch nicht hatte andeuten können, dass ich in der Lage war, meine Sachen selbst zu regeln.
    Weil ich dazu nicht in der Lage war. Und ich war immer zu starrköpfig und zu verängstigt gewesen, um um Hilfe zu bitten.
    "Guter Junge. Dafür haben Sie nur vierzig menschliche Jahre und ein paar Ausflüge durch Verwaltung des Jenseits' gebraucht. Wenn wir Ihnen ein paar zusätzliche Ewigkeiten geben würden, könnte sogar noch etwas aus Ihnen werden."
    "Freut mich, dass Sie so viel Vertrauen in mich setzen." Ich stand auf und drehte mich zur Tür. "Ich sollte mich besser beeilen. Wenn Lee in die Sache verwickelt ist, könnte es mein Killer auch auf sie abgesehen haben."
    Miss Titanics Sarkasmus stoppte mich: "Vergessen Sie da nicht etwas?"
    Ich trat an ihren Schreibtisch, wo sie mit drei Blättern wedelte. "Plan X. Eine Außerkraftsetzung von Formular 3716. Unterschreiben Sie drei Mal mit Ihrem Blut und Sie können gehen."
    ***

11.
    Ich lächelte Wesmayer in der Kajüte seines Boots an, den Geruch des Schießpulvers und die weitere Chance genießend.
    "Sie sind nicht tot", sagte Wesmeyer. Er schüttelte seinen Kopf und rieb sich die blutunterlaufenen Augen.
    "Wir sterben alle, die ganze Zeit."
    Er blickte seinen Revolver an, dann wieder mich. "In meinem Fall möchte ich die Sache nur beschleunigen."
    "Es gibt nichts, das es wert ist, sich deswegen umzubringen", sagte ich. "Glauben Sie mir, ich weiß es."
    "Wer sind Sie? In Wirklichkeit? Denn Sie sind nicht wirklich. Sie sind jetzt gerade nicht einmal hier." Er starrte auf die Flasche Scotch, als ob ich der daraus entsprungene Flaschengeist wäre.
    "Ich bin ein Freund."
    "Ein Freund? Ich habe keine Freunde." Der Lauf des Revolvers neigte sich nach unten, deutete aber immer noch in meine Richtung.
    "Es gibt doch bestimmt jemanden, der sich um Sie sorgt. Haben Sie Familie?"
    "Zwei Töchter", antwortete er mit vom Alkohol gezeichneter Aussprache. "Eine habe ich verloren, die andere habe ich nie gekannt."
    "Sie haben mehr, als Sie ahnen. Geld, Auszeichnungen, die Nummern von Filmsternchen in ihrem Kurzwahlverzeichnis. Sie sind ein Produzent, der was auf die Reihe kriegt. "Tanz des Staubs", "Liebe am Nachmittag", "Der lange Marsch". Wer würde nicht gerne mit dem großen Ron Wesmeyer tauschen wollen?"
    Er deutete mit dem Revolver auf seinen Kopf. "Ich habe genug von Ron Wesmeyer."
    "Seien Sie kein verdammter Feigling. Es gibt bestimmt einen Grund für Sie zu leben. Einen, der nicht aus Ihnen selbst besteht."
    "Ich hab es alles vermasselt", sagte er. "Es gibt keine Hoffnung mehr."
    Ich fühlte, wie ich begann, mich aufzulösen. Ich kämpfte darum, meine Existenz im Griff zu halten. Mein Ärger half mir dabei ebenso wie die Erkenntnis, dass ich beim Versuch, die Probleme von jemand anderem zu lösen, mit meinen eigenen konfrontiert wurde.
    "Hören Sie, Kumpel." Ich lehnte mich über den Tisch und versuchte, bedrohlich auszusehen. "Wenn Sie eine Chance haben, die Dinge ins Lot zu bringen, sollten Sie sie
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