Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
wett. Einen Moment lang meinte der Kommandant dazwischengehen zu müssen, aber Miss Hazelstone hatte bereits mit jener Entschlossenheit gehandelt, die er an Personen ihres Standes immer bewundert hatte. Sie schickte ihren indischen Butler ins Haus, und wenig später kam er mit einer Flasche Salmiakgeist und einem großen Wattebausch zurück.
    »Die beste Art, Hunde voneinander zu trennen«, schrie sie ihm durch das Geknurre und Gestöhne hindurch zu, »ist, ihnen einen Wattebausch, der mit Salmiakgeist getränkt ist, auf die Schnauze zu drücken. Sie schnappen nach Luft, und man reißt sie auseinander«, und mit diesen Worten preßte sie den Wattebausch Wachtmeister Els auf sein bereits dunkelrotes Gesicht Der Kommandant fragte sich, warum sie sich Els als ersten aussuchte, um ihn zum Loslassen zu zwingen, aber dann erklärte er es sich mit der großen Tierliebe der Briten, und er wußte – um Miss Hazelstone gegenüber fair zu sein –, daß sie ihren Dobermann ganz besonders gern hatte. Sofort wurde klar, daß diese Methode von bemerkenswerter Wirksamkeit war. Mit einem dumpfen Schrei und allen Anzeichen seines unmittelbar bevorstehenden Erstickungstodes ließ Els die Fortpflanzungsorgane des Hundes los, und der indische Butler unterstützte den Wachtmeister darin, den Kampf nicht fortzusetzen, indem er sich ihm an die Knöchel hängte und ihn wegzuschleifen versuchte.
    Zu Els’ Pech ließ sich der Dobermann durch den drohenden Erstickungstod weit weniger einschüchtern oder war gegen Salmiakgeist mittlerweile immun, jedenfalls dauerte es einige Zeit, bis sich das Vieh dazu überreden ließ, den Vorteil nicht auszunutzen, den ihm, wie es natürlich annahm, das Eingreifen seines Frauchens beschert hatte. Es könnte auch gedacht haben, daß Miss Hazelstone sich deswegen eingemischt hatte, weil Wachtmeister Els seine ziemlich furchterregenden Beißgelüste inzwischen auf sie konzentrierte, was zumindest natürlicher, wenn auch angesichts ihres Alters und der nicht vorhandenen körperlichen Reize nicht so recht verständlich gewesen wäre. Ganz egal, welche Gründe der Dobermann hatte, der Lendengegend des Wachtmeisters weiterhin seine Anhänglichkeit zu beweisen, der Kommandant hatte so Gelegenheit, seine Aufmerksamkeit, die lediglich durch die Schmerzensschreie seines Assistenten gestört wurde, auf den Fall zu lenken, den er zu untersuchen hatte. Als endlich wieder Ruhe und Frieden in Jacaranda House eingekehrt waren und Miss Hazelstone ihren indischen Butler Oogly angewiesen hatte, im Salon den Tee zu servieren, da war auch Kommandant van Heerden wieder genügend bei Kräften, um mit der Untersuchung des Falles zu beginnen. Aber zunächst gab er Wachtmeister Els den Auftrag, die Überreste Fünfpennys von dem Rasen und einem ganz ohne Zweifel nicht zu ersteigenden blauen Gummibaum einzusammeln, ein Auftrag, gegen den der Wachtmeister nur zu gern mit der Begründung protestiert hätte, er habe wegen mehrfachen und ernsthaften Hundebisses, ganz zu schweigen von der Kampfstrapaze und der Schützengrabenneurose, eine augenblickliche und nachhaltige Krankenhausbehandlung nötig.
    Schließlich war der Kommandant in der Lage, Miss Hazelstones Verhör bei einem richtig schön altmodischen Tee mit Lachsschnittchen und Teegebäck wiederaufzunehmen, wobei es ihm fast das gleiche Vergnügen bereitete, Wachtmeister Els dabei zuzusehen, wie er auf dem blauen Gummibaum in ungefähr zehn Meter Höhe mit heftigen Schwindelgefühlen kämpfte.
    »Nun zu diesem Koch«, begann der Kommandant. »Darf ich annehmen, daß Sie mit seinen Kochkünsten nicht zufrieden waren?«
    »Fünfpenny war ein exzellenter Koch«, erklärte Miss Hazelstone mit Nachdruck.
    »Ich verstehe«, sagte der Kommandant, obwohl er das nicht tat, weder buchstäblich noch im übertragenen Sinne. Mit dem Verstand hatte er so seine Schwierigkeiten, seitdem er in diesem Feuerball gestanden hatte. Irgendwie kam er und ging dann wieder, und sein Gehör benahm sich auch unberechenbar. »Fünfpenny war eine kulinarische Koryphäe«, fuhr Miss Hazelstone fort.
    »Ach, tatsächlich?« Der Kommandant faßte neue Hoffnung. »Und wann machte er das immer?«
    »Jeden Tag natürlich.«
    »Und wann kamen Sie dahinter, was er so vorhatte?«
    »Sobald ich ›Los!‹ sagte.«
    Der Kommandant war verblüfft. »Und Sie erlaubten ihm weiterzumachen?«
    »Aber natürlich. Sie nehmen doch wohl nicht an, daß ich ihn hätte aufhalten sollen, oder?« schnauzte Miss Hazelstone. »Aber Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher