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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu
Autoren: Tom Sharpe
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beschränktes medizinisches Wissen davor, die volle Bedeutung dieser Worte zu erfassen. Aber Miss Hazelstone beeilte sich, ihn aufzuklären.
    »Seine Emissionen kamen immer zu früh«, sagte sie, und als der Kommandant verständnislos einzuwenden wagte, seiner unmaßgeblichen Meinung nach hätte Fünfpenny angesichts seiner schmutzigen Angewohnheiten in seinem späteren Leben gar nicht früh genug zur Mission kommen können, da ließ sich Miss Hazelstone zum Stallniveau herab und erklärte die Sache in einer Sprache, die dem Kommandanten, wenn auch gegen seinen Willen, nur allzu verständlich erscheinen mußte. »Er spritzte los, kaum daß ich ihn berührte«, fuhr sie, ohne mit der Wimper zu zucken, fort, und da sie den Entsetzensblick des Kommandanten irrtümlich für ein Zeichen hielt, daß er immer noch nicht kapiert hatte, was sie meinte, holte sie zum Gnadenstoß auf sein erschrecktes Zartgefühl aus. »Es kam ihm normalerweise schon, ehe er mir seinen Schwanz reingesteckt hatte«, sagte sie, und während sie das sagte, meinte der Kommandant zu bemerken – und es war wie in einem gräßlichen Alptraum –, daß sich Miss Hazelstones Mundwinkel zu einem milden Lächeln glücklicher Erinnerung nach oben zogen.
    Jetzt war ihm klar, daß Miss Hazelstone total verrückt war. Er wollte gerade sagen, sie habe wohl eine geballte Ladung ins Oberstübchen abgekriegt, aber diesen Ausdruck, der allzusehr an Fünfpennys widerliche Schwäche erinnerte, von seinem Schicksal ganz zu schweigen, hielt er auf der Schwelle seines Bewußtseins zurück.
    »Aber schließlich lösten wir das Problem«, erzählte Miss Hazelstone weiter. »Zunächst mal brachte ich ihn dazu, drei Präservative zu tragen, und zwar eins über dem anderen, um seine glans penis weniger empfindlich zu machen, und meiner Ansicht nach gelang das recht zufriedenstellend, obgleich es ihm eventuell den Blutkreislauf ein winziges bißchen abschnürte und er sich darüber beklagte, daß er nicht sehr viel spüre. Nach einer Stunde dann ließ ich ihn eins abnehmen, und das half ihm ein wenig, schließlich zog er das zweite runter, und wir kamen gleichzeitig zum Orgasmus.« Sie hielt inne und wedelte schelmisch mit dem Finger zu dem wie betäubt dasitzenden Kommandanten hinüber, der verzweifelt versuchte, genügend Kräfte zu mobilisieren, um diesen schrecklichen Enthüllungen Einhalt zu gebieten. »Aber das war noch nicht alles«, fuhr sie fort, »ich kam nämlich schließlich auf eine noch bessere Lösung für Fünfpennys kleines Problemchen. Ich war zu meiner halbjährlichen Routineuntersuchung beim Zahnarzt, und Dr. Levy gab mir zur örtlichen Betäubung eine Spritze gegen die Schmerzen.« Sie zögerte, als schäme sie sich, eine Schwäche zuzugeben. »Früher haben wir uns natürlich nie mit solchem Blödsinn abgegeben. Ein kleiner Schmerz tut niemandem weh. Aber Dr. Levy bestand darauf, und hinterher war ich ja so froh, daß ich’s hatte machen lassen. Verstehen Sie, mir wurde nämlich plötzlich klar, wie ich verhindern könnte, daß Fünfpenny von der Macht seiner Gefühle, die er für mich hegte, überwältigt würde.« Sie machte eine Pause. Es war weiß Gott auch nicht nötig, daß sie weiterredete. Kommandant van Heerdens blitzschneller Verstand war bereits vorausgeeilt und hatte den entscheidenden Punkt recht genau erfaßt. Außerdem begriff er allmählich, wenn auch nur vage, den Gedankengang, dem Miss Hazelstone folgte. In diesem Moment sah er die Szene im Gericht vor sich, die sich aus Miss Hazelstones Eröffnung ergeben mußte, daß sie sich es zur Gewohnheit gemacht habe, ihrem schwarzen Koch erst eine Spritze Novocain in den Penis zu verabreichen, ehe sie ihm erlaubte, mit ihr zu schlafen. Er sah die Szene vor sich und schwor sich, daß sie nie eintreten werde, auch wenn das hieße, daß er Miss Hazelstone umbringen müsse, um das zu verhindern.
    Verzweifelt wanderte sein Blick über die Versammlung längst verblichener Hazelstones, die die Wände des Salons zierten, und er hoffte, sie würden das Opfer zu schätzen wissen, das er zu bringen bereit war, um den guten Namen der Familie vor der Schande zu retten, mit der ihn Miss Hazelstone offenbar partout in den Dreck ziehen wollte. Die Sache mit den Novocaininjektionen stellte eine dermaßen bizarre Neuerung in den Sexualpraktiken dar, daß sie nicht bloß in die südafrikanischen Schlagzeilen käme. Die Zeitungen der ganzen Welt würden diesen Leckerbissen in riesigen Lettern auf ihren
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