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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen
Autoren: Andreas Franz
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denn er war stark und mächtig.
    Sie stiegen ein und fuhren los. Mike hatte seinen Motor ebenfalls gestartet und folgte ihnen. Er wollte wenigstens wissen, wo sie den Abend verbringen würden. Und er wollte wissen, warum sie sich ausgerechnet mit diesem Weiberheld eingelassen hatte, den er bis aufs Blut hasste.
    Das wirst du mir büßen, dachte er, das werdet ihr mir beide büßen. Als sie Richtung Innenstadt abbogen, hielt er einen gewissen Abstand ein, obwohl er sicher war, dass sie nicht einmal im Traum daran dachten, verfolgt zu werden. Sie fuhren in das Parkhaus Alte Oper, er fuhr daran vorbei. Vielleicht besuchten sie eine Veranstaltung in dem altehrwürdigen Gebäude, vielleicht gingen sie auch nur in eines der Nobelrestaurants in der direkten Umgebung, vielleicht aber machten sie auch etwas ganz anderes, einen Schaufensterbummel in der Goethestraße, wo sich Boutique an Boutique reihte.
    Er trat die Heimfahrt an. Es interessierte ihn auf einmal nicht mehr, wo sie den Abend verbrachten, er wollte nur noch nach Hause. Dieser verdammte Mistkerl war also der Grund gewesen, weshalb sie Schluss gemacht hatte. Und er hatte ihr mit Sicherheit auch den BMW gekauft, so etwas bezahlte er aus der Portokasse. Er hatte in den letzten Jahren mehrere Affären gehabt, die ihn ein halbes Vermögen gekostet hatten, aber das schien es ihm wert zu sein. Und sie gehörte zu seiner Sammlung von Frauen, die er eroberte und wieder wegwarf, wenn er ihrer überdrüssig wurde, was häufig sehr schnell geschah (manchmal dauerten seine Beziehungen auch etwas länger). Aber es gab wohl kaum eine unter ihnen, die groß darunter litt, schließlich verhielt er sich stets großzügig und versüßte ihnen den Abschiedsschmerz mit aufwendigen Geschenken und auch Geld, das hatte Mike längst herausgefunden. Und möglicherweise würde er ihr zum Abschied, wann immer dies auch war, eine neue Wohnung kaufen, damit sie endlich aus diesem eher unansehnlichen Viertel herauskam. Er konnte es sich leisten, er konnte sich alles leisten.
    In Mike waren Wut, Zorn, Ohnmacht und unsäglicher Hass auf sie, auf ihn - und auf sich selbst. Sein Leben war aus dem Ruder gelaufen. Während dem andern alles gelang, war er nur ein Loser, einer, den keiner beachtete, der verlacht und manchmal auch wegen seiner eigenwilligen Art verspottet oder gar verhöhnt wurde. Bisher hatte er dies stets mit einer scheinbaren Gelassenheit hingenommen, hatte mitgelacht, auch wenn er merkte, wie ernst die andern es meinten.
    Mike schleuderte die Jacke auf die Couch, obwohl er Unordnung verabscheute, doch ausnahmsweise kümmerte ihn das in diesem Augenblick wenig. Er fühlte nur Hass, unsäglichen und unerträglichen Hass - in seinem Kopf, in seiner Brust, in seinem Bauch.
    Er holte sich eine Flasche Wein aus dem Ständer und ein Glas aus dem Schrank und schenkte sich ein. Nach zwei Gläsern lichteten sich die Nebel allmählich, auch wenn der Hass noch immer wie ein loderndes Feuer in ihm brannte und er nicht begriff, warum sie dieses perfide Spiel mit ihm spielten. Er würde es ihnen heimzahlen, irgendwie und irgendwann. Selten hatte er sich so verletzt und gedemütigt gefühlt wie vorhin, außer damals, als diese verdammte Hure Moni bei ihm war und sich über ihn lustig gemacht hatte, was er nie vergessen würde. Ein Lachen, das wie ein kaltes Messer in ihn gedrungen war. Doch das war Schnee von gestern und lag Jahre zurück, auch wenn es einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. Das hier aber war etwas anderes, das hatte eine andere, eine bösere, hinterhältigere Qualität.
    Was sie wohl über ihn geredet hatten? Bestimmt nichts Gutes, bestimmt hatten sie über ihn gelacht, Witze über ihn gerissen, über seine Kleidung, sein Aussehen… Doch er würde dies ändern, er würde die Pullunder und die Cordhosen nur noch zur Arbeit anziehen und sich gleich morgen neu einkleiden. Die Schmach, die er erlitten hatte, würde er nicht auf sich sitzen lassen. Ich bin kein spießiger Rentner, ich bin ein gut aussehender junger Mann. Und bald schon werde ich wissen, ob ich auf Frauen wirke oder nicht. An einem neuen Outfit soll es jedenfalls nicht liegen.
    Er hielt es kaum eine halbe Stunde in der Wohnung aus. Um kurz nach acht fuhr er wieder los, kreuz und quer durch Frankfurt. Seine Gedanken waren so’ klar wie lange nicht mehr, er wusste, was er an diesem Abend tun würde. Und nichts und niemand würde ihn davon abhalten. Ihr wollt es doch nicht anders, ihr verdammten Weiber
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