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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen
Autoren: Andreas Franz
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Gespräch mitbekam. Er wusste, es war die vielleicht letzte Chance, mit ihr zu reden, und die wollte er nutzen.
    »Warum willst du nichts mehr mit mir zu tun haben?«, fragte er. »Erklär’s mir bitte, denn das hast du bis jetzt nicht gemacht. Ich denke, das ist das Wenigste, was ich von dir verlangen kann. Bis vor drei Wochen war doch alles in bester Ordnung.«
    »Für dich vielleicht«, entgegnete sie noch eine Spur kälter. »Ich muss wieder an die Arbeit, du weißt doch, wie Klaus ist.«
    »Er wird dir schon nicht gleich den Kopf abreißen. Gibt es absolut keine Chance mehr für uns?«
    Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an und setzte sich auf die Tischkante. Sie ist wunderschön, dachte er und erwiderte ihren fast eisigen Blick. Sie hatte langes blondes Haar mit braunen Strähnen, grüne Augen und leicht hervorstehende Wangenknochen, was ihrem Gesicht einen außergewöhnlichen Ausdruck verlieh.
    »Von was für einer Chance sprichst du? Was war denn schon groß zwischen uns? Wir haben uns getroffen, uns unterhalten und weiter? Na? Es war nichts außer einer guten Freundschaft, die du aber gerade dabei bist kaputtzumachen. Wir passen einfach nicht zusammen, das muss dir doch inzwischen auch aufgefallen sein. Du wirst schon jemand anderen finden, jemand, der besser zu dir passt. Ich will einfach mein Leben genießen und … « Sie biss sich auf die Lippe und schaute zu Boden. »Und was?«
    »Nichts. Ich muss jetzt wirklich rüber … «
    »Stopp«, sagte er und fasste sie am Arm.
    »Lass mich los, bitte!«, fuhr sie ihn an. wobei ihre grünen Augen einen grauen Stich bekamen und dadurch noch eisiger funkelten.
    »Okay, okay. Trotzdem würde mich interessieren, was du noch sagen wolltest. Komm, ich kann’s vertragen, ich bin nicht so ein Weichei, wie du und die andern vielleicht denken.«
    Sie sah ihn einen Moment lang an, kaute auf der Unterlippe, als müsste sie sich die nächsten Worte gut überlegen, und meinte schließlich: »Also gut, wenn du’s genau wissen willst, du bist mir zu spießig und viel zu bieder. Bei dir muss alles seine Ordnung haben, du planst jeden Schritt und jede Minute im Voraus, ach, was sag ich, jede Sekunde. Alles, aber auch wirklich alles ist bei dir bis ins Detail durchgeplant. Mein Gott, guck dich doch mal im Spiegel an. Du siehst gut aus, aber du machst nichts aus dir. Du hast unzählige Pullunder im Schrank und noch mehr karierte Hemden und Cordhosen. Himmel noch mal, du bist zweiunddreißig und läufst nun wie ein Rentier, womit ich nichts gegen Rentier gesagt haben will… «
    »Aber… «
    »Lass mich ausreden. Du bist einfach nicht der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Das mit uns würde nie gut gehen, wir sind wie Feuer und Wasser. Irgendwann würden wir uns umbringen, entweder ich dich oder du mich. Löwe und Fisch geht nun mal nicht, das hab ich dir aber schon mal gesagt. Ich will was erleben, doch das Einzige, was wir gemacht haben, war essen oder ins Kino gehen, und unsere Gespräche drehten sich entweder um Geschichte oder Politik oder um Computer. Sorry, aber das ist mir einfach zu wenig. Außerdem kenn ich mich in Geschichte nicht aus, und Politik interessiert mich herzlich wenig. Reicht das, oder muss ich noch deutlicher werden? So, jetzt ist es raus, und du lässt mich hoffentlich in Zukunft in Ruhe. Hast du mich verstanden?«
    Er nickte sichtlich bedrückt.
    »Dann ist’s ja gut. Wir sind Arbeitskollegen, und so wird es auch bleiben. Sieh einfach ein, dass es besser so ist«, sagte sie mit plötzlich versöhnlicher Stimme und erhob sich. »Es war von uns beiden ein Fehler, aber glücklicherweise haben wir nie miteinander … Ähm, na ja, du weißt schon, was ich meine. Es hätte alles nur noch komplizierter gemacht.«
    »Sicher «, entgegnete er mit belegter Stimme. »Du duftest übrigens wieder gut.«
    »Ist noch von dir, die Flasche ist aber bald leer. Ciao, die Arbeit ruft.«
    Er sah ihr hinterher, wie sie mit diesem unvergleichlich wiegenden Schritt den Raum verließ, runzelte die Stirn, stellte sich für einen Moment ans Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und schaute hinaus auf das graue und jetzt noch tristere Frankfurt. Es fing leicht an zu regnen, die Tropfen perlten vom Fenster ab. Ich bin also ein Langweiler, dachte er und ballte die Fäuste. Na ja, irgendwie hast du recht, ich sollte etwas mehr aus mir machen. Andererseits, wen kümmert’s, wie ich rumlaufe? Wen? Wen, wen, wen?!

Montag, 15.50 Uhr
    Mike
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