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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen
Autoren: Andreas Franz
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Louise. Doch wo er wohnte, wusste sie nicht, weil ihre Mutter es ihr nicht verraten wollte. Samstags griff Frau Mayer deshalb mehr als sonst zur Flasche und lag oft schon am Nachmittag betrunken auf dem Sofa. Als Louise das erzählte, sah sie Mike wieder mit diesem unvergleichlichen Blick an, streichelte ihm kurz über die Wange und gab ihm zum Abschied rasch einen Kuss auf die Stirn.
    »Bis dann«, sagte sie liebevoll lächelnd, während er noch gar nicht richtig begriff, was soeben passiert war, »wir können ja morgen telefonieren. Ich würde mich freuen.« ,Sie telefonierten, gingen gemeinsam zur Schule, und an . einem Nachmittag, als Louise wieder bei Mike war, war es auch diesmal sie, die den Anfang machte, indem sie sagte:
    »Mike, ich muss dir was gestehen. Ich find dich unheimlich nett und lieb. Na ja, das ist wohl leicht untertrieben, ich glaub, ich hab mich in dich verliebt. So, jetzt ist es raus. Ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer.«
    Er schüttelte den Kopf und stotterte, ohne sie dabei anzuschauen: »Ich auch. Schon lange.«
    »Wie bei mir, ich hab mich bisher nur nicht getraut, es dir zu sagen. Und wir pfeifen drauf, was die andern sagen, okay?«
    »Okay, Und jetzt?«
    »Nimm mich einfach in den Arm, nicht mehr. Wir haben doch Zeit, oder? Und wenn die andern sagen, dass ich doch zu alt für dich bin, dann hör einfach nicht hin. Was sind schon die zwei Jahre?!«, sagte sie lachend, während er sie im Arm hielt und noch gar nicht recht begriff, wie ihm geschah. Seine Traumfrau hatte ihm ihre Liebe gestanden. Und sie hatte ihm, bevor er sie nach Hause brachte, noch ein Foto von sich geschenkt, eines, auf dem sie besonders hübsch aussah. Als hätte sie es nur für ihn machen lassen, und als würde sie nur ihn anlächeln.
    Genau einen Monat nach Mikes Geburtstagsfeier erschütterte der Mord an einem siebzehnjährigen Mädchen nicht nur Düsseldorf, sondern ganz Deutschland. Louise Mayer war einem brutalen Sexualverbrechen zum Opfer gefallen. Sie war am Abend auf dem Heimweg von ihrer Großmutter verschwunden. Niemand hatte sie gesehen, niemand etwas gehört. Ihre Leiche wurde drei Tage später an einer Stelle am Rhein gefunden, wo nach Einbruch der Dunkelheit nur sehr wenige Menschen noch unterwegs waren. Louise war vergewaltigt und erdrosselt worden. Anschließend hatte der Mörder sie wie ein Stück Dreck in hohes Gras geworfen. Bei der Autopsie stellte sich heraus, dass sie bis zu dem Verbrechen noch Jungfrau gewesen war.
    Vom Täter fehlte jede Spur, alle, die befragt wurden, hatten ein hieb- und stichfestes Alibi, auch Mike. Er trauerte, wie er sich nie hätte vorstellen können zu trauern, er aß kaum etwas, weinte tage- und nächtelang, denn er wollte sein Leben mit Louise verbringen, mit seiner Traumfrau. Bis dass der Tod euch scheidet. Und nun war sie tot, bevor ihr gemeinsames Leben überhaupt begonnen hatte. Einfach so. Bestialisch ermordet, wie die Zeitungen berichteten.
    Nicht lange nach diesem entsetzlichen Verbrechen sagte Mikes Vater, dass er ein Angebot habe, in Frankfurt die Leitung einer weltweit agierenden Unternehmensberatung zu übernehmen, ein Ruf, dem er unbedingt folgen wolle. Ein Vierteljahr nach Louises Tod zogen sie nach Frankfurt, wo Mike hoffte, den schrecklichen Erinnerungen der letzten Wochen und Monate entfliehen zu können. Es gelang ihm nicht.

Montag, l0. Januar 2005
    Es war ein kalter, ungemütlicher Tag, der wolkenverhangene Himmel tauchte die Landschaft außerhalb des Gebäudes in ein trübes, tristes Licht, das ihn depressiv machte.
    Ab und zu warf Mike einen Blick aus dem Fenster und wandte sich gleich darauf wieder seiner Arbeit zu. Seit dem frühen Morgen war er im Büro und versuchte bislang vergeblich, mehrere versehentlich gelöschte Dateien wiederherzustellen. Seine Fähigkeiten schienen diesmal zu versagen, obwohl er ein Perfektionist war und nie aufgab, es sei denn, es handelte sich um einen Fall wie diesen, der ihn schier zur Verzweiflung brachte. Bereits am Freitag hatte man ihn um seine Hilfe gebeten, doch alle Bemühungen, die Dateien wenigstens teilweise wiederherzustellen, waren gescheitert. Er lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Nacken verschränkt, und sah auf den leeren Bildschirm.
    »Und, kommst du voran?«
    Mike drehte sich leicht erschrocken herum, weil er Sie nicht hatte kommen hören. Er schüttelte den Kopf.
    »Nee, ich bin mit meinem Latein am Ende. Das ist, als wäre das Zeug von einem schwarzen Loch aufgesaugt worden. Da ist
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