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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth
Autoren: Rebecca Brandewyne
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nur denkbare Dummheit, wenn sie seinen Heiratsantrag nicht annahm und stattdessen an ihrer Schauspielkarriere festhielt. Ein Jahr nach einer wahrhaftigen Märchenhochzeit wurde Roland geboren, ihr einziges Kind. Nur ein weiteres Jahr später ereilte Isabel ein viel zu frühes Ende, als auf dem Rückflug von der französischen Riviera in die Vereinigten Staaten ihre Maschine in den Atlantik stürzte.
    Diese Tragödie veränderte Merritts Leben von Grund auf, denn dies war der Augenblick – so behaupteten die Klatschspalten Jahrzehnte später –, als er überschnappte.
    Über Nacht entwickelte er eine unheilbare, panische Angst vor dem Fliegen und kaufte eine Eisenbahnlinie und eine Kreuzfahrtlinie, damit er niemals wieder ein Flugzeug besteigen musste. Er ließ sich einen eigenen Waggon bauen, der mit Stahlplatten gepanzert war, damit er bei einem möglichen Zugunglück vor Verletzungen geschützt war. Er legte sich auch ein kleines U-Boot zu, das ihn auf jeder Ozeanreise begleitete und ihn sofort an Bord nehmen konnte, sollte das Kreuzfahrtschiff sinken.
    Auch das Marlowe-Anwesen blieb nicht verschont. Das Haus selbst hatte er seinerzeit für Isabel errichten lassen. Es lag in einer malerischen Wüstenlandschaft, umgeben von Bergen und Felsen, aber es befand sich damit praktisch auch mitten im Nichts, da es im Umkreis von etlichen Meilen kein anderes Haus gab. In einem Flügel des Gebäudes ließ er einen Vorführraum einbauen, in dem er später unzählige Stunden verbrachte, um sich Isabels Filme wieder und wieder anzusehen, bis er ganze Dialogpassagen auswendig mitsprechen konnte. Während der Vorführungen nahm er ausschließlich Coca-Cola und Popcorn des Herstellers Poppin’ Hot zu sich. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.
    Als Gerüchte aufkamen, Poppin’ Hot sei in schweren finanziellen Nöten und werde bald Konkurs anmelden, hatte Merritt prompt das Unternehmen aufgekauft, damit sein Vorrat niemals zur Neige gehen konnte. Aus unerfindlichen Gründen war er jedoch nur wenige Wochen später zu der festen Überzeugung gelangt, das Popcorn von Poppin’ Hot sei mit Pestiziden belastet. Er war prompt zu Jelly Beans von Jewel-Box gewechselt, beharrte jedoch mit allem Nachdruck darauf, dass aus jeder neuen Packung zunächst einmal die weißen Jelly Beans entfernt werden mussten, da es sich bei ihnen in Wahrheit um getarnte giftige Beeren vom Mistelzweig handele.
    Dann hatte er begonnen, stündlich seine Hände mit einem Desinfektionsmittel zu waschen, da er davon überzeugt gewesen war, dass sich durch die Linien auf seiner Handfläche Krankheitserreger so ihren Weg in seinen Körper bahnten, wie es mit dem Regenwasser geschah, das durch die Risse in einem von der Sonne ausgedörrten Boden versickerte. Nach einer Weile genügte ihm das ständige Händewaschen aber nicht mehr, und so war er dazu übergegangen, jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Paar Einweghandschuhe überzustreifen und sich eine Chirurgenmaske vor das Gesicht zu binden, um vor Krankheitserregern geschützt zu sein.
    Man kann nicht vorsichtig genug sein, hatte man ihn bei vielen Gelegenheiten mit unheilvoller Stimme murmeln hören. Er war nach und nach zu der Überzeugung gelangt, heimtückische, gefräßige Bakterien seien über Isabels Flugzeug hergefallen und hätten sich in das Metall der Außenhülle gefressen. Dadurch seien Haarrisse entstanden, und als sie mit der Maschine zurückfliegen wollte, sei die Struktur des Flugzeugs bereits so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie den Belastungen des Fluges nicht länger standhalten konnte und mitten in der Luft zerbrochen und ins Meer gestürzt war.
    Dass es keinen greifbaren Beweis für die Richtigkeit dieser Theorie gab, war unwichtig. Er, Merritt Marlowe,
kannte
und verstand die mysteriösen Kräfte des Universums, die auf der Welt unablässig das Chaos verursachten, dem ihre bemitleidenswerten Bewohner zum Opfer fielen.
    Ohne diese hinterlistigen und zerstörerischen Energien würden die Menschen ewig leben können.
    Er, Merritt Marlowe, würde genau dieses Ziel erreichen.
    Aber es war möglich, dass er inzwischen längst tot war.
    Roland hatte mit seinem Vater seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr gehabt – nicht aus freien Stücken, sondern weil man ihm wieder und wieder mitgeteilt hatte, Merritt sei wütend auf ihn und wolle niemals wieder etwas mit ihm zu tun haben.
    “Tut mir Leid, mein Junge.” Winston Pryce, einer der “Goldjungs” bei MMI, hatte jedes Mal
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