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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Tor, das das entlegene Ende des Grundstücks vor ungebetenen Gästen schützte, nun aber auf ihrer Flucht ein Hindernis darstellte.
    Das Tor war über die Jahre hinweg so selten benutzt worden, dass das Schloss mittlerweile fast eingerostet war. Zu Natalies Schrecken benötigte Roland mehrere Versuche, ehe das Schloss endlich nachgab. Dann öffnete er das Tor, das laut knarrte, da die Scharniere schon seit Jahren nicht mehr geölt worden waren.
    Jim fuhr ein Stück weiter und hielt erneut an, um auf Roland zu warten, der hinter ihnen das Tor verschloss und dann wieder einstieg. Während der Wagen über den abgelegenen Feldweg rollte, der vom Anwesen wegführte, knirschte nasse Erde unter den Reifen.
    Der Regen war noch heftiger geworden und nahm dem Fahrer schließlich so massiv die Sicht, dass er die Scheibenwischer einschalten musste. Die Scheinwerfer blieben dagegen weiterhin dunkel, und er fuhr im Schritttempo weiter. Nur so konnten sie darauf hoffen, dass nicht irgendjemand auf die Flucht aufmerksam wurde, der sich möglicherweise in den Bergen oder hinter den kleineren Felsen versteckt hielt und das Anwesen beobachtete, um festzustellen, ob sich dort etwas tat. Es war zwar nicht anzunehmen, dass sich jemand bei diesem Wetter hier draußen aufhielt, doch die Insassen des Mercedes konnten sich auf kein noch so geringes Risiko einlassen.
    Trotz der widrigen Umstände empfanden sie alle eine gewisse Erleichterung, als sie wohl mehr als eine Meile zurückgelegt hatten und Jim endlich die Scheinwerfer einschaltete. Das PS-starke Fahrzeug jagte so schnell durch die Nacht, wie der Chauffeur es angesichts des Unwetters für vertretbar hielt. Es hatte den ganzen Tag über geregnet und gestürmt, und nun verschlechterte sich das Wetter noch weiter. Jim dachte finster darüber nach, wie sehr der Wolkenbruch Fluch und Segen zugleich war – ein Fluch, weil der Wagen auf dem aufgeweichten Feldweg nur langsam vorankam, da die unerbittliche Wüstensonne die Schlaglöcher ausgetrocknet hatte, in denen sich nun das Wasser zu großen Pfützen sammelte. Jim musste immer wieder Schlangenlinien fahren, wenn er nicht riskieren wollte, dass eine Radaufhängung brach. Ein Segen war das Wetter, da es eine Verfolgung des Wagens erschwerte, wenn nicht sogar unmöglich machte.
    Zum ersten Mal hegte der Chauffeur die Hoffnung, dass tatsächlich gute Chancen bestanden, der skrupellosen, besessenen Gruppe zu entkommen, die die Kontrolle über MMI übernommen hatte und der es offenbar irgendwie gelungen war, den Aufsichtsratsvorsitzenden Merritt Marlowe gegen seinen eigenen Sohn Roland aufzuhetzen.
    Merritt Marlowe galt nach allen Schilderungen als ein Genie. Zugleich war er ein äußerst verschlossener und exzentrischer Mann, dem manche sogar unterstellten, er habe völlig den Verstand verloren. Dennoch wurde das Körnchen Wahrheit, das letztere Vermutung zweifellos enthielt, von jedem abgestritten, der ihn kannte oder zu kennen behauptete. Immerhin war Merritt mit seinen fünfzig Jahren ein begehrter Mann, ein Multimilliardär und damit einer der reichsten Männer im Land.
    Eine Zeit lang hatte er sogar zu den bestaussehenden und begehrtesten Junggesellen des Landes gehört. Doch das war, bevor er Rolands späterer Mutter begegnete: Isabel Standish, damals eine der schillerndsten und schönsten Persönlichkeiten auf Bühne und Leinwand.
    Merritt war erst vierundzwanzig, als er sie in einem Film entdeckt hatte und augenblicklich von ihr gefesselt gewesen war. Zu der Zeit war er bereits Präsident seines eigenen aufblühenden Technologieimperiums – damals noch bekannt unter Marlowe Manufacturing. Im Zweiten Weltkrieg konnte er eine ganze Reihe lukrativer Aufträge der Regierung für sich verbuchen, die von ihm neueste technologische Entwicklungen kaufen wollte, um sie in ihr Kriegsgerät einzubauen – angefangen bei Flugzeugen bis hin zu U-Booten. Während andere sich dem Bau der Atombombe gewidmet hatten, schuf Merritt die Grundlagen für das Computerzeitalter – ganz zu schweigen davon, dass er seine beträchtlichen Gewinne in Unternehmen investierte, die zwar noch in den Kinderschuhen steckten, aber innovative Visionen vorweisen konnten, und deren Aktien in den kommenden Jahrzehnten ein Vermögen wert sein würden.
    Er hatte so hartnäckig um Isabel geworben und sie mit exotischen Blumen, teurem Schmuck und Einladungen in die besten Restaurants überhäuft, dass ganz Hollywood der einhelligen Meinung gewesen war, es wäre die größte
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