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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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möglicherweise explosives Gemisch. Auf jeden Fall war es besser, wenn Droppe die Aussage weiter verweigern würde. So kam die Kripo nicht zu ihrem fehlenden Motiv und die Anklage musste sich ausschließlich auf die Indizien stützen. Beeindruckende Indizien, ohne Zweifel, aber eben doch nur Indizien. Er musste im Prozess Zweifel an der Täterschaft Droppes säen. Großkopf-Schmittdellen hatte ihm bestätigt, dass ein Zeuge den Unbekannten im Eisenbahnwagon wieder erkannt hatte. Das wäre ein möglicher Weg. Wenn der Schläger gefasst würde ...
    Er stellte den Wagen auf einen freien Parkplatz vor seinem Büro ab. Der Anwalt schloss die Tür auf und entdeckte einen weißen Briefumschlag, der anscheinend unter der Tür hindurchgeschoben worden war. Rainer drehte den Umschlag um. Keine Anschrift, kein Absender. Stirnrunzelnd riss er die Papiertüte auf und schüttete den Inhalt auf seine Schreibtischplatte: Da lag die Karte mit den roten Weinreben. Esch griff danach und drehte sie um: Sven Kamenz, Bismarckstraße 43, Gelsenkirchen, las er. Rainer griff zum Telefonhörer.
    Dabei fiel sein Blick in das Innere des aufgerissenen Umschlages. Etwas befand sich noch darin. Er schüttelte ihn erneut. Auf seinem Schreibtisch lagen zwei lange, unbeschädigte Streichhölzer.
    47
    Der Fan war verunsichert. Vor dem Spiel von Schalke in Bochum hatte ihm einer der anderen Fans erzählt, dass die Polizei schon einige der Hooligans festgenommen hatte, die bei dem Überfall auf die Dortmunder im Zug dabei gewesen waren. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, seine erprobte Strategie zu ändern. Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, an der Schlägerei im Wagon teilzunehmen. Aber die Anderen waren in den Zug gestiegen, ehe er sie hatte angreifen können. Und jeder Wolf, der einmal eine Fährte aufgenommen hat, folgt seinem Opfer. Dann hatte ihn die Leidenschaft gepackt. Aber er hätte sich nicht beteiligen dürfen, das hätte er nicht machen sollen. Das fand Vater auch.
    Und seine Verstörtheit hatte dazu geführt, dass er Fehler gemacht hatte. Es hätte nie passieren dürfen, dass er in Bochum von einem anderen Schalker Fan in der Toilette überrascht worden war. Er kannte den anderen Fan. Zwar nicht sehr gut, aber er kannte ihn. Er konnte nur hoffen, dass dieser ihn nicht auch wieder erkannt hatte. Und dann diese Auseinandersetzung nur wenig später. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, wa-
rum ihn dieser Mensch verfolgt hatte. Ihm war auch völlig rätselhaft, wer diese beiden Personen waren, nach denen der Typ ihn gefragt hatte. Als er dann noch das Wort ›Polizei‹ gehört hatte ...
    Gut, er war entkommen. Trotzdem war es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis die Polizei feststellen würde, dass er es war, der die Rituale ausgeführt hatte.
    Vater stimmte ihm zu, kritisierte ihn aber erneut wegen seiner Taten. Die Heftigkeit seiner Vorwürfe machte den Fan stumm. Außerdem redeten die anderen Stimmen mehr denn je auf ihn ein.
    Später dann, als Vater dafür gesorgt hatte, dass auch die anderen wieder etwas ruhiger wurden und ihn nicht mehr mit unmöglichen Forderungen traktierten, sprach er Vater darauf an.
    Vater machte ihm klar, dass er, wenn die Polizei ihn fände, wahrscheinlich ins Gefängnis müsse. Das störte den Fan eigentlich nicht. Er war es schließlich gewohnt, allein zu leben. Aber Vater gab zu bedenken, dass er dann nicht mehr zu den Spielen von Schalke gehen konnte, was den Fan , nachdem ihm die Tragweite dieser Aussage Vaters bewusst geworden war, in tiefe Frustration und Ratlosigkeit stürzte.
    Keine Heimspiele mehr. Kein Parkstadion in Königsblau. Keine 60.000 Fahnen. Wie sollte er das überstehen?
    Er besprach diese Frage mit Vater, der ihm einen Rat erteilte, den er zunächst spontan ablehnte. Ohne den wahren Fan konnte Schalke unmöglich weiter Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene feiern. Das ging nicht. Das musste auch Vater einsehen.
    Wenn nicht der Fan die Stadien bei den Auswärtsspielen einer Inspektion unterzog, fehlten der Schalker Mannschaft wichtige Informationen, die der Fan über die anderen Stimmen den Spielern und vor allem dem Trainer mitteilen konnte. Wer sonst konnte diese Aufgabe übernehmen?
    Wenn nicht der Fan nach Heimspielen die erforderlichen Rituale ausübte, verlor dann der Verein nicht zwangsläufig das nächste Spiel?
    Der Fan diskutierte lange mit seinem Vater. Schließlich kamen sie gemeinsam zu einem Entschluss. Vater sah ja auch jedes Spiel
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