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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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nicht.«
    »Was ist mit dem Verdächtigen, den unsere Psychologin ausgegraben hat?«
    Brischinsky machte eine abwertende Handbewegung. »Hör mir mit dieser Frau auf. Die ermittelt auf eigene Faust, ohne mich zu informieren, und gibt dann auch noch Ermittlungsdetails an die Verteidigung unseres Hauptverdächtigen weiter – und noch dazu an diesen Esch.«
    »Trotzdem ist sie dem Unbekannten ziemlich dicht auf den Fersen.«
    »Wieso? Hat sie mehr als das Phantombild?«
    »Na ja, die Aussage von Esch.«
    »Schön. Aber warten wir erst einmal ab. Wenn wir diesen großen Unbekannten haben, sehen wir weiter.«
    »Du hältst es also nicht für möglich, dass er ...?«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht. Mord passt nicht zu dem. In allen uns bekannten Fällen hat er seine Opfer verprügelt – zum Teil schwer verletzt –, aber nicht umgebracht. Nein, die Tat im Zug trägt nicht seine Handschrift.«
    »Aber was hat er dort gemacht?«
    »Bis jetzt haben wir lediglich die Aussage eines Zeugen, der ihn wieder erkannt haben will. Natürlich gehen wir der Spur weiter nach, aber unser Hauptverdächtiger bleibt Droppe. Wir müssen das Motiv finden. Morgen werde ich ihn verhören.«
    46
    Der Rest des Wochenendes war für Rainer Esch nicht sehr befriedigend verlaufen. Zwar gelang es ihm, ein überzeugendes Anspruchsschreiben an das Piercingstudio in Bochum abzuschicken. Auch hatte die Post am Samstag die Genehmigung gebracht, die Ermittlungsakten noch mal einzusehen, eine aber auch nur halbwegs Erfolg versprechende Verteidigungsstrategie für Michael Droppe war ihm immer noch nicht eingefallen. Der Hinweis auf den geheimnisvollen Unbekannten allein dürfte angesichts der erdrückenden Indizien den Richter nicht sehr überzeugen. Rainer beschloss deshalb, nach erfolgter Akteneinsicht seinem Mandanten in der Krümmede erneut einen Besuch abzustatten.
    Nach Erledigung aller Formalitäten saß er Montagmittag mit Wut im Bauch Michael Droppe im Besucherzimmer der Justizvollzugsanstalt gegenüber.
    Der Anwalt schob seinem Mandanten die Zigarettenschachtel zu. »Ich habe noch einmal Einblick in die Ermittlungsakten nehmen können.«
    »Und?«, fragte der Untersuchungshäftling interessiert, steckte sich eine an und pustete Rainer den Rauch der Reval entgegen.
    »Sie haben mir nicht alles erzählt!« Rainer kochte.
    »Doch!«
    »Nein, das haben Sie nicht! Warum haben Sie mir verschwiegen, dass Sie das Messer, mit dem Kröger erstochen wurde, vor einigen Wochen in Bochum gekauft haben?«
    Droppe schwieg.
    Esch stand auf. »Ich bin zwar nicht der erfahrenste Strafverteidiger in diesem Gerichtsbezirk, aber eines ist selbst mir klar. Wenn Sie mir nicht alles, wirklich alles erzählen, kann ich Ihnen nicht helfen. Dann wandern Sie für Jahre hinter Gitter, so wahr ich hier stehe.« Rainer atmete tief durch. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen überhaupt helfen kann, aber ohne Ihre Mitarbeit ...« Er schüttelte heftig den Kopf.
    Michael Droppe blies schweigend Rauchringe in die Luft.
    »Herr Droppe, warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Ihnen das Messer gehört?«
    Der Häftling sah auf den Tisch und beschäftigte sich ausgiebig mit Eschs Einwegfeuerzeug.
    Da platzte Rainer vollends der Kragen. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich lege hiermit mein Mandat nieder. Ohne Vertrauen läuft nichts.« Esch ging zur Tür, drückte die Klingel, um den Justizvollzugsbeamten zu rufen, der den Gefangenen aus dem Zimmer holen sollte. Dann drehte er sich um und wartete.
    Droppe legte das Feuerzeug auf den Tisch und sagte resignierend: »Bleiben Se. Ich sach Ihnen allet, wat Se wissen wollen.«
    Rainer sah seinen vermeintlichen Exmandanten überrascht an. »Alles?«
    »Allet!«
    »Gut.«
    Die Tür wurde geöffnet. Der Anwalt wandte sich an den Schließer. »Wir benötigen noch etwas Zeit. Ich rufe Sie dann.«
    »Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Na ja, Sie müssen’s ja wissen«, maulte der Uniformierte.
    »Weiß ich auch. Und wenn Sie uns jetzt bitte allein lassen würden ...«
    Als die Tür wieder geschlossen war, erklärte Rainer: »Damit wir uns richtig verstehen: Eine falsche Antwort und ich bin weg. Einmal keine Antwort auf meine Frage und ich bin auch weg. So läuft der Deal. In Ordnung?«
    Droppe nickte.
    »Gut. Haben Sie das Messer gekauft?«
    »Scheiße, ja. Abba ich wollte den Kröger damit nicht erstechen. Du brauchst heute auf der Straße ’ne Waffe. Sonst biste schneller, als du gucken kannst, weg vom Fenster. Alle ham irgend so
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