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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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Barkeeper zu und setzte sich zu Rainer. Salvatore verschwand hinter der Theke.
    »Haben Sie es sich anders überlegt, Herr Esch?«
    »Wollten Sie mich nicht anrufen?« Rainers Zunge war ein wenig schwer.
    »Ja. Aber ich hatte ohnehin hier in der Gegend zu tun.«
    »Verstehe.«
    Der Barmann brachte zwei Weißwein.
    Lambredo musterte den Anwalt. »Sie hatten Ärger«, stellte er fest. »Sieht nicht besonders gut aus, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.«
    »Geschenkt.« Rainer griff zum Glas. »Geht diesmal auf mich. Salute.«
    »Salute. Wer hat Sie so zugerichtet?«
    »Unser gemeinsamer Freund. Vermutlich.«
    »Oh!«
    Sie tranken schweigend.
    Dann setzte Rainer das Gespräch fort: »Ich werde nicht für Sie arbeiten.«
    »Aha. Warum haben Sie mir dann die Nachricht geschickt?«
    »Lassen Sie uns noch etwas trinken.«
    Der Weißwein begann, Rainers Wahrnehmung zu vernebeln. Möglicherweise war aber auch der Schlag ... Er nahm sich zusammen. »Ich sagte gerade, dass ich nicht für Sie arbeiten werde.«
    Der Italiener nahm einen Schluck Vernaccia und be-
obachtete sein Gegenüber aufmerksam. »Ich habe es gehört.«
    »Jedenfalls nicht so, wie Sie es sich vorstellen.«
    »Wie sonst?«
    »Ich werde Ihnen den Tausender zahlen. Zuzüglich zehn Prozent Zinsen. Allerdings nicht sofort. Wir werden das mit meinem Honorar verrechnen.«
    »Was für ein Honorar?«
    »Das Sie mir zahlen werden.«
    »Was?«, fragte Vincente Lambredo erstaunt.
    »Ja. Ich werde Sie in Ihren zukünftigen Rechtsstreitig-keiten vertreten. Als Anwalt. Und nur im Rahmen der Gesetze. Das mir dafür zustehende Honorar verrechnen wir, bis wir quitt sind. Dann beenden wir unsere geschäftliche Zusammenarbeit. Salute.«
    Der Buchhalter hatte Rainer erst verblüfft, dann mit zunehmender Heiterkeit zugehört. Er lachte laut auf: »Sie meinen das wirklich ernst, oder? Ja, natürlich. Sie meinen das ernst.« Er schüttelte immer noch lachend den Kopf.
    Rainer beugte sich nach vorne und fragte mit alkoholschwerer Stimme: »Was ist daran so lustig? Ich brauche den Namen. Aber ich habe kein Geld.«
    Lambredo dachte nach und hob amüsiert sein Glas. »Sie gefallen mir. Deshalb schlage ich Ihnen eine Wette vor. Wir ziehen Streichholzpinchen. Ein Pin ist lang, der andere kurz. Gewinne ich, arbeiten Sie ein Jahr für uns. Gegen Honorar natürlich. Gewinnen Sie, bekommen Sie den Namen ohne Gegenleistung. Einverstanden?«
    Rainer nickte. Er hatte zwar irgendwie das Gefühl, sich auf unsicheres Eis zu begeben, überblickte aber die Situation nicht mehr so ganz. Außerdem: Was blieb ihm übrig?
    »Noch einen Vernaccia?«
    Als der Barkeeper den Wein gebracht hatte, zauberte der Italiener aus seiner Brusttasche zwei Streichhölzer hervor, die er Rainer hinhielt. »Ich wähle kurz. Wenn Sie ein langes Holz ziehen, haben Sie gewonnen.«
    Esch wollte es im ersten Anlauf nicht gelingen, eines der Streichhölzer zu greifen. Die vier Teile bewegten sich mit rasender Geschwindigkeit vor seinen Augen. Erst als Lambredo seine Hand führte, griff er zu und zog. Er stierte mit verwaschenem Blick auf das Hölzchen und hörte die Stimme des Italieners nur noch wie durch Watte: »Ein langes. Sie haben gewonnen.« Lambredo lachte und lachte.
    Dann hörte Rainer nichts mehr.
    43
    »Chef, ich habe hier etwas in Sachen Martin Pleiße, was dich interessieren dürfte.« Kommissar Heiner Baumann legte Rüdiger Brischinsky den Bericht der Spurensicherung und das Ergebnis der Obduktion auf den Schreibtisch.
    Sein Vorgesetzter schob den Stapel Kochzeitschriften und seinen Kaffeebecher zur Seite. »Und?«
    »Was und?«
    »Ja, soll ich den ganzen Mist selbst lesen?« Brischinsky nahm den Aktenordner und warf ihn mit einer schwungvollen Bewegung zurück auf den Schreibtisch von Baumann. »Du hast das doch alles schon studiert ...«
    »Ja, sicher.«
    »Dann erzähl es mir.« Brischinsky lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück, zündete sich eine Zigarette an und trank einen großen Schluck Kaffee.
    »Martin Pleiße wurde nicht ermordet. Die Spurensicherung hat keine Anzeichen für Fremdverschulden feststellen können. Auch das Obduktionsergebnis liefert keine Anhaltspunkte für Mord. Wir haben außerdem hier den Bericht unserer Hamburger Kollegen. Pleiße war in psychiatrischer Behandlung. Wegen schwerer Depressionen. Da wollte einer nicht mehr, wenn du mich fragst.«
    »Tue ich zwar nicht, aber ich stimme dir trotzdem zu. Wie schön. Den Akt kannst du schließen. Also kein
Serientäter. Das wird
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