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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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’n Ding. Viele auch ’ne Wumme. Abba ich nich. Dat is mir zu heiß. Ja, dat Messer gehört mir. Als die Bullen mir das im Zug gezeigt ham und ich wieder ’n bisschen klar inne Birne wurde, wusste ich, dat die Scheiße getz so richtig am Kochen is. Und deshalb hab ich die Mücke gemacht.«
    »Sie haben das Messer also sofort wieder erkannt?«
    »Logo.«
    »Hatten Sie das Messer auch im Stadion dabei?«
    »Wat meinen Sie denn? Blöde Frage. Ich geh doch nich unbewaffnet im Kittel innen anderes Stadion.«
    »Wie haben Sie das Messer denn hineinschmuggeln können? Ich denke, da finden Kontrollen statt?«
    »Die suchen, wir verstecken. In der Regel verstecken wir besser. Dat Ding war im Stiefel.«
    »Warum haben Sie den Besitz des Messers geleugnet?«
    Droppe sah seinen Anwalt verständnislos an. »Biste bekloppt oder wat? Da kann ich mich doch gleich hinstellen und sagen: Hallo, hier bin ich, ich hab den Kröger ausgeknipst.«
    »Haben Sie?«
    »Wat?«
    »Kröger umgebracht.«
    »Nein, verdammt noch mal. Dat hab ich nich. Zumindest kann ich mich nicht erinnern.«
    »Herr Droppe, kannten Sie Kröger?«
    Esch bekam keine Antwort.
    »Ich frage Sie zum letzten Mal: Kannten Sie Kröger?«
    Droppe blieb ruhig. Esch wollte gerade aufstehen, als Droppe sein Schweigen brach. »Ja, verdammt noch mal. Ich kannte Kröger.«
    »Sie kannten ihn also. Schon lange?«
    »Wie man’s nimmt. Etwa ein Jahr.«
    »Ein Jahr. Warum geht denn dann die Polizei davon aus, dass Sie sich nicht gekannt haben?«
    »Wat weiß ich. Reicht dat getz? Ich kannte Kröger, dat is mein Messer und der is tot. Abba ich weiß nix mehr, Herr Esch, ehrlich. Dat müssen Se mir glauben. Nix! Ich weiß von nix!« Droppe stützte seinen Kopf in beide Hände und begann zu weinen.
    Esch wartete, bis sich sein Mandant wieder gefasst hatte. »Herr Droppe, hatten Sie vielleicht Streit mit Kröger? Ging es um Geld?«
    »Um Geld? Nee, um Geld ging dat nich.«
    »Aber Sie hatten Streit?«
    »Scheiße ja, verdammt noch mal. Können Se mit Ihrer dämlichen Fragerei nich endlich aufhören?«
    »Herr Droppe, ich glaube, Sie sagen mir immer noch nicht die Wahrheit. Jedenfalls nicht die ganze Wahrheit. Haben Sie Kröger umgebracht?«
    Droppe liefen die Tränen über das Gesicht. Er sah Rainer mit verquollenen Augen an und schüttelte seinen Kopf. Dann sagte er mit erstickter Stimme: »Ich weiß et wirklich nich. Und ... wenn ich wirklich ... wirklich zugestochen hab, dann nur im Suff ... doch nur im Suff. Mann, ich hab ... ich hab den doch ... ich hab den Kerl geliebt. Ich ... Ich habden wirklich geliebt.« Droppe brach weinend auf seinem Stuhl zusammen.
    Rainer brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sein Mandant ihm da eben mitgeteilt hatte. Dann wurde ihm klar, warum Droppe eine Beziehung zu Kröger nicht hatte zugeben wollen. Er verstand, warum die Polizei keine Zeugen dafür fand, dass sich die beiden jungen Männer näher kannten. Und er konnte nachfühlen, was in Droppe vorgehen musste.
    »Hatten Sie ... eine Liebesbeziehung? Sind Sie ... homosexuell?«
    Droppe sah erstaunt auf. »Ja, Mann. Hasse dat immer noch nich kapiert? Ich bin schwul. Und Klaus war mein Freund. Er hat mir inner Halbzeit den Laufpass gegeben. Hat jemand anderes kennen gelernt. Aus Köln. Ich hab mir dann einen geballert. Ich weiß nur noch, dass Klaus und die anderen mir inne Straßenbahn geholfen haben. Mehr weiß ich nich mehr. Dat is allet. Vielleicht ... vielleicht hab ich Klaus ... erstochen, aber ich weiß et wirklich nich mehr.«
    »Herr Droppe, wenn Sie es wünschen, bleibt dieses Gespräch unter uns. Ich glaube allerdings, dass der Richter, wenn er Kenntnis von Ihrer schwierigen Situation hat, wahrscheinlich eher bereit sein dürfte, Strafmilderungsgründe anzuerkennen. Aber das müssen Sie entscheiden.«
    »Machen Se, wat Se wollen. Abba lassen Se mich bitte in Frieden.« Ein erneuter Weinkrampf schüttelte ihn. Nach einigen Minuten bat Michael Droppe: »Reicht Ihnen dat getz endlich? Kann ich getz wieder in meine Zelle zurück? Bitte!«
    Rainer sah keinen Grund mehr, seinem Mandanten diesen Wunsch zu verweigern.
    Auf der Rückfahrt in sein Büro überdachte Esch die Situation. Die homosexuelle Beziehung von Kröger und Droppe warf ein neues Licht auf den Fall. Droppes Schmerz über den Tod seines Freundes war echt, da war sich Rainer sicher. Aber konnte er ihn nicht trotzdem umgebracht haben? Trennungsängste, Wut, Verzweiflung und viel Alkohol – auch und gerade unter Liebenden ein
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