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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie
Autoren: Sara Paretzky
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aufgeben. Ich fuhr ein Stück zurück, bis ich zu
einer Imbißbude kam, und genehmigte mir zwei Hamburger, einen Schokoladenshake
und Pommes. Danach war ich reif fürs Bett, nicht für weitere Unternehmungen.
    „>Wenn Pflicht sie leis gemahnt: du mußt, Jugend
stracks erwidert: ich kann<“ sprach ich mir Mut zu und fuhr zurück zu Humphries' Haus.
    Das Haus lag in einem riesigen Grundstück hinter
Bäumen verborgen, und von der Straße aus war nur eine beleuchtete Front zu
sehen. Ich parkte am Straßenrand und wartete - ich wußte nicht, worauf. Ich
lehnte mich zurück und schloß kurz die Augen. Als Scheinwerferlicht auf mein
Gesicht fiel, öffnete ich sie wieder - es war der Buick, er kam auf der Straße
zurück, mir direkt entgegen. Es war stockfinster, keine Straßenbeleuchtung.
Ich war steifgefroren und hatte Mühe, den Wagen zu wenden und den Buick nicht
aus den Augen zu verlieren, bevor er die Hauptstraße erreicht hatte. Wir waren
schon einige Meilen gefahren, als mir klar wurde, daß das Krankenhaus unser
Ziel war. Ich verlangsamte - kein Grund, sich einen Strafzettel einzuhandeln,
wenn der Bestimmungsort bekannt war. Außerdem waren meine Arme zu kraftlos für
ein weiteres Grand-Prix-Rennen.
    Es war Mitternacht, als ich meinen Wagen auf dem
Besucherparkplatz abstellte. Die Hand auf der Waffe in der Jackentasche,
näherte ich mich dem Eingang. Der Buick stand nicht auf dem Parkplatz. Die hell
erleuchteten, leeren Korridore waren mir mittlerweile ebenso vertraut wie mein
eigenes Büro. Es hätte mich nicht gewundert, wäre der Hausmeister, auf seinen
Besen gelehnt, dagestanden und hätte mich gegrüßt. Oder wenn mich Schwestern
nach dem Zustand eines Patienten gefragt hätten. Niemand sprach mich auf dem
Weg zum Verwaltungstrakt an. Diesmal war die Flurtür nicht verschlossen. Ich
schlich den leeren, stillen Gang entlang. Auch die Tür zu Jackies Vorzimmer war
offen. Dort brannte kein Licht, aber die Parkplatzbeleuchtung erhellte es
genug, um die Einrichtungsgegenstände erkennen zu lassen. Die Tür zu Humphries'
Zimmer schloß so dicht mit dem Boden ab, daß ich nicht ausmachen konnte, ob
jemand drin war oder nicht. Ich hielt den Atem an und öffnete die Tür einen
winzigen Spalt. Ich konnte immer noch nichts sehen, hörte aber eine heisere
Stimme.
    „Was wir wissen wollen, Mann, ist, was du der
Polizei erzählen wirst. Was dein Freund, der Doktor, gesagt hat, ist uns
scheißegal. Der zählt nicht mehr, der ist tot. Aber mein Informant hat gesagt,
du willst mich verpfeifen. Stimmt das?“
    Es war Sergio, der sprach. Seine Stimme hätte ich
immer und überall erkannt. Ich überlegte fieberhaft. Eigentlich müßte ich die
Polizei rufen, aber es war ein nahezu unmögliches Unterfangen, sie zum einen
dazu zu bringen, mir zuzuhören, zum anderen sie herzulotsen, ohne daß sie die
ganze Stadt aufgeweckt hätten. Und warum hatte sich Humphries im Krankenhaus
mit Sergio getroffen? Warum erledigten sie die Sache nicht auf einer
gottverlassenen Landstraße? Und wenn Sergio der Fahrer des Buicks war, warum
hatte er mich dann nicht umgebracht, als ich im Auto eingenickt war?
    „Ich weiß nicht, wer Ihr Informant ist und woher er
seine Informationen haben will. Aber ich versichere Ihnen, ich habe der Polizei
nichts gesagt. Und wie Sie sehen, hat man mich freigelassen.“ Er schnappte nach
Luft. Jemand hatte ihm einen Schlag versetzt. Oder sie hielten ihm die Arme auf
dem Rücken fest und zogen jedesmal stärker an, wenn er nicht sagte, was sie
hören wollten.
    „Ich bin nicht erst gestern auf die Welt gekommen,
Mann. Wenn's um Mord geht, wird man nicht einfach freigelassen. Außer man erzählt
den Bullen, was sie hören wollen. Und am liebsten hören sie es, wenn man einem
Mexikaner einen Mord anhängt, dann können sie einen reichen weißen Geschäftsmann
laufen lassen. Kapiert?“
    „Wir könnten uns besser unterhalten, wenn Sie das
Messer von meinem Hals nähmen.“ Das mußte man Humphries lassen - er reagierte
kaltschnäuzig. „Wir haben ein kleines Problem, verstehen Sie. Schließlich haben
Sie Malcolm Tregiere umgebracht, nicht ich.“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Und wenn ja,
dann in deinem Auftrag. Und damit hast du dich mitschuldig gemacht, du kleine
Ratte. Dafür kriegst du Jahre aufgebrummt. Und glaub mir, wenn sie uns
erwischen, erwischen sie dich auch. Dafür werden wir sorgen. Und dann ist da
noch eine Kleinigkeit. Fabiane Ich weiß, du hast ihn erschossen. So was
Bescheuertes bringt nur
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