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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie
Autoren: Sara Paretzky
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Nach
ungefähr zehn Minuten kam ein Krankenwagen. Ich schickte die Sanitäter ins Haus
und blieb weiter draußen mit dem Hund. Kurze Zeit später kamen sie mit Peters
Leiche in einem schwarzen Sack wieder heraus. Peppy begann sofort zu zittern
und zu winseln. Sie zerrte am Halsband und entriß sich meinem Griff, als der
Krankenwagen losfuhr. Sie rannte hinter ihm her, wild und gequält bellend,
folgte dem Wagen, bis er außer Sichtweite war. Dann trottete sie langsam mit
hängendem Kopf zurück, ließ sich in der Einfahrt fallen und legte den Kopf auf
den Boden. Als schließlich Rawlings mit Humphries und den Polizisten
herauskam, hob sie hoffnungsvoll den Kopf, ließ ihn aber sofort wieder sinken,
als sie merkte, daß Peter nicht dabei war. Wir stiegen in die Autos - Murray
und ich in seines, um zurück ins Krankenhaus zu fahren und Lotty und Max zu
holen. Einer der Polizisten begleitete Rawlings und Humphries nach Chicago.
Vorsichtig fuhren wir um den Hund herum. Als ich zurückblickte, lag sie immer
noch da, den Kopf auf dem Asphalt.
    Murray hielt gerade so lange an, daß ich aussteigen
konnte, und raste dann weiter in Richtung Stadt. Max und Lotty warteten in der
Cafeteria. Lotty, die zuerst verärgert war, daß ich sie zwei Stunden hatte
warten lassen, wurde sofort von Mitleid ergriffen, als sie mein Gesicht sah.
Ich berichtete ihnen kurz, was geschehen war.
    „Ich fahre euch jetzt nach Hause. Ich muß aufs
Revier und meine Aussage machen.“
    Lotty hakte sich bei mir unter, und wir gingen zum
Auto. Während der Fahrt sprachen wir nicht viel. Einmal fragte Max, ob ich
glaube, daß es zu einer Anklage gegen Humphries kommen würde.
    „Ich weiß es nicht“, sagte ich müde. „Im Augenblick
hat er sich darauf verlegt, zu behaupten, Peter sei geistesgestört gewesen,
daß es seinem Wahn entsprungen sei, er, Humphries, hätte Sergio damit beauftragt,
Malcolm zu ermorden. Vermutlich wird alles davon abhängen, auf welche Seite
sich Sergio schlagen wird.“
    Ich ließ beide vor Lottys Wohnung aussteigen und
fuhr weiter zum Revier im sechsten Bezirk. Bevor ich hineinging, versperrte
ich meinen Revolver im Handschuhfach - die Polizei mag es nicht, wenn ihr
Fremde Waffen ins Haus tragen. Während ich die Treppe hinaufstieg, kam hinter
mir ein Mercedes Cabrio quietschend zum Stehen. Ich drehte mich um und wartete.
Mein Ex-Mann kam die Treppe heraufgerannt.
    „Hallo, Dick“, sagte ich liebenswürdig. „Freut
mich, daß Humphries dich erreicht hat - er war drauf und dran, sich sein
eigenes Grab zu schaufeln, draußen in Barrington: Drohungen,
Bestechungsversuche, na, du weißt schon.“
    „Du!“ Dick lief rot an. „Verdammt noch mal, ich
hätte mir denken können, daß du dahintersteckst!“
    Ich hielt ihm die Tür auf. „Ausnahmsweise hast du
diesmal recht: Ich habe den Fall praktisch allein gelöst. Wenn ich nicht
gewesen wäre, würde dein Mandant vielleicht nicht eine Minute für Malcolm
Tregieres Tod büßen. Um Fabiano Hernandez tut es mir nicht besonders leid, aber
der Staat kann Mord nicht durchgehen lassen, gleichgültig wer das Opfer ist.“
    Dick stürmte an mir vorbei, ich folgte ihm. Er
versuchte, einen Ausdruck würdevoller Wut aufrechtzuerhalten, während er
verstohlen den richtigen Weg suchte - normalerweise muß er wegen seiner
Mandanten nicht aufs Polizeirevier.
    „Geradeaus“, sprang ich ihm hilfreich zur Seite.
    Er stürzte zielbewußt auf den Auskunftsschalter zu.
„Ich bin Richard Yarborough. Mein Mandant, Alan Humphries, wird hier
festgehalten. Ich muß mit ihm sprechen.“
    Als der Wachtmeister ihn um seinen Ausweis bat und
ihn durchsuchen wollte, wurde Dick ärgerlich. „Officer, meinem Mandanten wurde
noch über eine Stunde nach seiner Verhaftung versagt, seinen Rechtsbeistand
anzurufen. Und jetzt soll ich gedemütigt werden, nur weil ich ihm zu seinen
gesetzlichen Rechten verhelfen will?“
    „Dick“, sagte ich ruhig, „das ist hier nun einmal
üblich. Sie wissen nicht, daß du jenseits allen Verdachts bist - es gibt weniger
aufrechte Anwälte als dich, die für ihre Mandanten Waffen einschmuggeln.
Entschuldigen Sie, Sergeant - der üblicherweise für Mr. Yarborough zuständige
Gerichtsort ist La Salle Street.“
    Dick stand steif vor Ärger da, während er
durchsucht wurde. Danach kam ich an die Reihe. Anschließend wurden uns
Besucherausweise ausgehändigt, und wir konnten weitergehen.
    „Du hättest wirklich Freeman mitnehmen sollen“,
erklärte ich ihm, während wir die
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