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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie
Autoren: Sara Paretzky
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Aussage benötigen, Officer, werde ich sie heute nachmittag
diktieren und meinem Anwalt zukommen lassen. Peters Selbstmord setzt uns unter
großen Druck. Ich muß mit meiner Sekretärin sprechen - wir werden
wahrscheinlich beide das Wochenende über zu arbeiten haben.“
    Rawlings seufzte leise und zog Handschellen aus der
Hosentasche. „Sie verstehen mich nicht, Mr. Humphries. Ich verhafte Sie, weil
Sie den Mord an Malcolm Tregieres in Auftrag gegeben haben, und wegen Mordes
an Fabiano Hernandez. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Alles,
was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das
Recht, sich mit einem Anwalt in Verbindung zu setzen, bevor wir Sie vernehmen,
und Sie können auf seine Anwesenheit während der Vernehmung bestehen. Sie
haben das Recht -“
    Humphries, der sich gewehrt hatte, als Rawlings ihm
die Hände auf dem Rücken in Handschellen legte, brüllte. „Das werden Sie
bereuen, Officer. Ich werde dafür sorgen, daß Sie aus der Polizei fliegen.“
    Rawlings
sah Murray an. „Schreiben Sie mit,
Ryerson? Ich möchte, daß alles, was Mr. Humphries zu sagen hat, wortwörtlich
notiert wird. Die Anklagepunkte haben sich hiermit erweitert auf Bedrohung
eines Polizisten bei der Ausübung seiner Pflichten. Ich glaube, wir sollten
die örtliche Polizei darüber informieren, daß hier ein Toter liegt. Sie sollen
herkommen, bevor wir zurückfahren.“
    Humphries fuhr fort, mit seinem Schicksal zu
hadern. Rawlings ignorierte ihn und ging hinüber zum Schreibtisch, um seinen
Vorgesetzten anzurufen. Als der Verwaltungsdirektor versuchte, durch die Tür
zu verschwinden, stellten sich ihm Murray und ich in den Weg.
    „Ich möchte nur telefonieren“, sagte er hochmütig.
„Ich nehme an, daß es mir gestattet ist, mich mit meinem Anwalt in Verbindung
zu setzen.“
    „Warten Sie, bis der Detective fertig ist“,
erwiderte ich. „Im übrigen wäre es wahrscheinlich besser, wenn Sie ihn
>Detective< oder >Sergeant< nennen anstatt >Officer<.
Beleidigung wird in Ihrem Fall auch nicht weiterhelfen.“
    „Bitte, Miss Warshawski“, drängte Humphries. „Sie
waren doch mit Burgoyne in den letzten Wochen oft zusammen. Sie wissen, er war
nicht er selbst -“
    „Ich weiß nicht, wie er Ihrer Meinung nach hätte
sein müssen.“
    „Aber dieser ganze Mist, den er verzapft hat - über
mich und irgendeinen Mexikaner - wie hat er ihn genannt? Sergio? - es wäre mir
eine Menge wert, wenn Sie seinen gestörten Zustand bezeugen würden. Ich
bedauere nur, daß ich nicht dazu gekommen bin, unseren Psychiater zu bitten,
ein formelles Gutachten zu erstellen. Aber wahrscheinlich sind ihm bei den Ärztekonferenzen
sowieso schon einige Veränderungen aufgefallen. Überlegen Sie es sich, Miss
Warshawski. Schließlich sind Sie die Person, die ihn in den letzten Wochen am
häufigsten gesehen hat.“
    „Aber, Mr. Humphries, ich weiß nicht. Ich frage
mich, was Sie mit einer Menge meinen - einen V. I. Warshawski-Flügel im
Friendship? Oder Peters diesjährige Gewinnbeteiligung? Was meinst du, Murray?“
    „Was meint er wozu?“ fuhr Rawlings scharf
dazwischen.
    „Oh, Mr. Humphries will einen Krankenhausflügel
nach mir benennen, wenn ich bezeuge, daß Dr. Burgoyne in den letzten Wochen
nicht ganz bei Trost war.“
    „Tatsächlich? Schade, daß Sie nur Privatdetektivin
sind, Ms. Warshawski, sonst könnten wir jetzt auch noch einen Bestechungsversuch
auf die Anklageliste setzen.“
    Wir gingen ins Wohnzimmer und warteten auf die
Polizei. Rawlings erklärte Humphries, er könne seinen Anwalt verständigen, sobald
sie in Chicago seien. Humphries fügte sich widerspruchslos und versuchte es mit
gutem Zureden. Offensichtlich war er zu der Überzeugung gelangt, daß er mit
Schmeicheleien mehr erreichen würde als mit Drohungen, aber bei Rawlings stieß
er auch damit auf taube Ohren.
    Drei Polizeiautos fuhren mit Blaulicht und
Sirenengeheul vor, fünf Polizisten liefen die Einfahrt herauf. Peppy nahm an
dem Geheul und an den Uniformen Anstoß und jagte sie wild bellend aufs Haus zu.
Ich öffnete die Tür und hielt sie am Halsband fest, während die Polizisten das
Haus betraten.
    „Gutes Mädchen“, flüsterte ich in ihr weiches Ohr.
„Du bist ein guter Hund. Aber was soll jetzt mit dir werden? Peter ist tot. Wer
wird dir etwas zu fressen geben und mit dir spielen?“
    Ich saß vor der Tür, hielt sie an mich gepreßt und
streichelte ihr langes, weiches Fell. Sie tänzelte nervös hin und her.
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