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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie
Autoren: Sara Paretzky
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Rekonvaleszent war er noch anstrengender denn
als gesunder Mensch.
    „Tut Ihnen immer noch das Herz weh wegen dem
Doktor? Glauben Sie mir, das ist er nicht wert.“
    Ich wandte ihm das Gesicht zu, winkte mit der
rechten Hand ab, sagte aber nichts. Ich konnte nicht ausdrücken, was ich
empfand. Ich hatte Peter nicht genug gekannt, daß mir wirklich das Herz
schmerzen würde. Mir ging das Bild durch den Kopf, wie er tot über seinem
Schreibtisch lag. Entsetzlich, aber keine wirkliche Belastung. Nach Lage der
Dinge hätte ich der zufriedenste Mensch der Welt sein müssen. Beide, Humphries
und Sergio, saßen im Gefängnis, sie waren diesmal nicht auf Kaution
freigekommen. Sergios Schulter heilte. In der Wochenendausgabe hatte sich der Herald-Star seinen
Spaß mit Dick gemacht und ihn von seiner aufgeblasensten Seite porträtiert.
Nachdem wir Humphries zum zweitenmal innerhalb von vierundzwanzig Stunden aufs
Revier gebracht hatten, rief Dick bei mir an, um mich zu warnen: er wolle mich
von nun an nur noch schikanieren. Vielleicht hat Lotty recht, die behauptet,
ich reagiere stets kindisch auf ihn, aber es hat mir Spaß gemacht: Er
versuchte, sich durchs Strafrecht durchzukämpfen, aber er wollte nicht zugeben,
daß es einfach zu hoch für ihn war, daß er nicht soviel davon verstand wie ich.
    Tessa war am Samstag morgen gekommen, dankbar, daß
ich Malcolms Mörder dingfest gemacht hatte, und zerknirscht darüber, daß sie
jemals an mir gezweifelt hatte. Zur selben Zeit war Rawlings aufgetaucht, der
nach mir sehen und unsere Aussagen vorbereiten wollte. Vielleicht hätte ich
ihn an seine Einladung erinnert, aber er und Tessa gingen zusammen weg, und
letztlich war mir das auch recht, denn ein Privatdetektiv sollte nicht auf zu
freundschaftlichem Fuß mit der Polizei stehen. Warum also war ich so apathisch,
kaum in der Lage, mich wach zu halten?
    Mr. Contreras sah mich besorgt an. „Das Leben geht
weiter, Mädchen. Als Clara starb, hab ich zuerst geglaubt, das war's. Und wir
waren einundfünfzig Jahre verheiratet. Wir haben uns auf der High-School
kennengelernt. Natürlich hab ich dann die Schule aufgegeben, aber sie wollte
sie beenden, und so haben wir mit dem Heiraten gewartet, bis sie fertig war.
Und wir haben uns gestritten, miteinander gekämpft, das können Sie sich gar
nicht vorstellen. Aber wir hatten auch gute Zeiten. Und das ist es, was Sie
brauchen, Schätzchen. Sie brauchen jemand, der Ihnen gewachsen ist und mit
Ihnen kämpft und mit dem Sie auch gute Zeiten verbringen können. Nicht wie
dieser Verflossene von Ihnen. Wie Sie den jemals heiraten konnten, werd ich nie
verstehen. Und das mit dem Doktor auch nicht. Ich hab Ihnen doch gesagt, daß er
eine Nummer zu klein für Sie ist. Das hab ich Ihnen gesagt, als ich ihn zum erstenmal
gesehen hab...“
    Ich richtete mich auf. Wenn er meinte, daß es mir
was ausmachte, keinen Mann zu haben... Vielleicht war ich einfach nur
ausgebrannt. Zuviel Großstadt, zuviel Zeit in der Gosse mit Leuten wie Sergio
und Alan Humphries. Vielleicht sollte ich meinen Beruf und meine kleine Wohnung
aufgeben und mich nach Pentwater zurückziehen. Ich versuchte mir vorzustellen,
wie das Leben in dieser winzigen Stadt mit zwölfhundert Einwohnern, die alles
wußten, was der andere tat, wäre. Eine halbe Flasche Whiskey am Tag würde den
Alltag vielleicht erträglich machen. Die Vorstellung ließ mich leise auflachen.
    „So ist's recht, Mädchen. Man muß über sich selbst
lachen können. Ich meine, wenn ich über jeden Fehler, den ich im Leben gemacht
habe, geweint hätte, wäre ich längst ertrunken. Und die Sache hat ja auch gute
Seiten. Wir haben jetzt einen Hund. Vielmehr, Sie haben einen Hund. Aber wer
soll ihn ausführen und füttern, wenn Sie ständig unterwegs sind? Er wird mir
Gesellschaft leisten - jedenfalls solange er nicht meine Tomaten anpißt.“
    Er streichelte Peppy, und die Hündin leckte seine
Hand. Dann hob sie den Stock auf, der zu ihren Füßen lag, und ließ ihn
schwanzwedelnd neben mir fallen. Sie stieß mich hart mit ihrer feuchten Nase
an, fuchtelte mit dem Schwanz herum, damit ich sie nur ja verstand. Ich stand
auf. Und während der Hund vor Freude kaum mehr zu halten war, hob ich den Stock
auf und warf ihn in die untergehende Sonne.
     
    Dank
     
    Mr. Barry Zeman, Verwaltungsdirektor des Staten
Island Hospital, stellte sein unschätzbares Wissen für dieses Buch zur Verfügung.
Neben einer lehrreichen Führung durch die Entbindungsstation des
Krankenhauses,
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