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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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DIE SPUR DES AHNEN

    »Das ist kein Ort, an den man alleine gehen sollte, mein König.«
    Gunnar legte dem Krieger die Hand auf die Schulter. »Wie lange befehligst du nun schon meine Leibwache?«
    Der große, dunkelhaarige Fjordländer runzelte die Stirn. Er bewegte die Lippen, als zähle er lautlos.
    »Seit siebzehn Jahren kämpfst du nun an meiner Seite. Seit mein Vater mich das erste Mal in eine Schlacht ziehen ließ. Und neun Jahre bist du der Hauptmann meiner Leibwache, der Mandriden.« König Gunnar blickte zu den Männern, die am Rand der Lichtung standen. Sie wirkten angespannt. Fast jeder hatte die Hand am Schwert. Auf dieser Lichtung war seinem Urahnen Mandred einst der Manneber begegnet, jenes dämonische Ungeheuer, das so viel Unheil über Menschen und Elfen bringen sollte. Der Ort galt als verflucht … Niemand ging hier freiwillig hin.
    Der König blickte hinauf zur Klippe. Wie eine schwarze Krone zeichneten sich die stehenden Steine gegen den Nachthimmel ab. Grünes Feenlicht tanzte in weiten Bögen am Himmel. Es war voller Schönheit und zugleich auch unheimlich. Hell stach der Schein der Wintersterne durch das wogende Himmelslicht. Glaubte man der Sage von Mandred Torgridson, dann war es eine Winternacht wie diese gewesen, in der das Band zwischen Menschen und Elfen geknüpft worden war. Fast ein Jahrtausend währte der Bund nun, und obwohl Elfen, Trolle, Kentauren und Kobolde seinen Kriegern ein vertrauter Anblick waren, scheuten die Männer vor den magischen Toren in die Anderswelt zurück. Selbst Tiere mieden
diese verzauberten Orte. Kein Vogel flog je über die Höhe des Hartungskliffs hinweg.
    Gunnar sah den Hauptmann seiner Leibwache an. Eiskristalle funkelten in Sigurds schwarzem Bart. Seine kalten blauen Augen wirkten entschlossen. Gunnar wusste, sein Gefährte würde ihm überallhin folgen. Doch es wäre ehrlos, ihn darum zu bitten, ihn auf diesem Weg zu begleiten.
    Der König hatte nicht die Absicht, durch das Tor zu treten. Doch man wusste nie, was geschehen mochte, wenn man sich in die Nähe eines Albensterns wagte. Und kein Mensch, der je das Land des ewigen Frühlings betreten hatte, war darin glücklich geworden. Jeder im Fjordland kannte die Lieder über Alfadas, Mandred oder Kadlin, die Kriegerkönigin. Helden waren sie, ohne Zweifel, und doch war es ihnen verwehrt geblieben, glücklich zu werden. Dort, wo der Ruhm wohnte, hausten zugleich auch Trauer und Einsamkeit. Wer Albenmark gesehen hatte, der blieb künftig den anderen Menschen fremd … Und manche, wie sein Urahn Mandred, fanden nicht mehr den Weg zurück.
    Gunnar umfasste Sigurds Handgelenk im Kriegergruß. »Ich werde allein gehen, mein Freund. Nimm die Männer mit! Wartet unten am Fjord auf mich.«
    Obwohl Sigurd sich alle Mühe gab, seine Gefühle zu verbergen, spürte Gunnar, wie erleichtert der Hauptmann war. Sie kannten einander zu lange, um verbergen zu können, was sie bewegte.
    »Wenn du im Morgengrauen nicht bei uns bist, dann steige ich hinauf zum Kliff!«
    Gunnar musste über die Drohung lächeln. Er wusste, dass Sigurd keine leeren Worte machte. »Folge mir nicht. Wenn ich zum Morgengrauen nicht zurück bin, dann werde ich an einem Ort sein, an dem du mich nicht mehr erreichen
kannst.« Er stockte. »Wenn das geschieht … sag Roxanne, dass ich sie liebe. Und achte auf meinen Sohn … und auf Gishild. Man darf die Kleine nicht aus den Augen lassen. Das weißt du ja.«
    Sigurd nickte linkisch. »Roxanne wird wissen, dass du nur ihretwegen gegangen bist.«
    »Red ihr das aus!«
    »Aber es ist doch die Wahrheit! Und du müsstest das nicht tun … Sie werden kommen. Du hast doch eine Botin geschickt. Bleib bei uns und warte … Unten am Fjord.« Er sah ihn beinahe flehend an, was sonst gar nicht Sigurds Art war.
    Gunnar fragte sich, ob der Hauptmann seiner Leibwache gar das zweite Gesicht hatte. Wusste Sigurd etwas?
    »Sie werden kommen, das weißt du, mein König.«
    Gunnar blickte zum Mond, der tief am Himmel stand. Die Worte der Hebamme klangen ihm noch in den Ohren. Sie wird den Morgen nicht erleben, wenn kein Wunder geschieht. Zwei Tage kämpfte Roxanne nun schon im Kindbett. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Der König wusste, dass es jenseits des Tores, in der anderen Welt, ein Geschöpf gab, das spüren würde, wenn er auf dem Hartungskliff stand. Einen uralten, verzauberten Baum. Die Albenkinder mussten wissen, wie verzweifelt er ihre Hilfe brauchte! Es war schon Stunden her, dass sein Bote, der Kobold
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