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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option
Autoren: Annette Meyers
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gesenktem
Blick an ihrem Schreibtisch vorbeischob und in sein winziges Kämmerchen im
Vorzimmer zurückging. Sie hatten ihn überredet, den Bart zu stutzen, damit er
nicht mehr wie ein orthodoxer Rabbi aussah, aber mit dem Schnurrbart, der
Hornbrille und dem latschigen Gang war er ein zweiter Groucho Marx. Sie
unterdrückte ein Grinsen.
    »Und?« Smith stand in der Tür zum Garten.
    »Sie möchte eine aggressive Atmosphäre und im
voraus etwas auf die Hand.«
    »Die wissen nie, was sie wollen, Wetzon. Du
solltest gar nicht hinhören. Sag ihnen einfach, so und so.«
    »Wo bist du gestern abend noch hingegangen?«
Wetzon hatte nicht vor, Smith Gelegenheit zu geben, ihr wieder einmal
vorzuhalten, daß Börsenmakler sie ständig ausnutzten. »Ich habe dich gesucht,
nachdem...«
    Smith lächelte geheimnisvoll. »Jake kennt Janet
Barnes von früher. Wußtest du, daß sie eine Fingerhut ist?« Sie musterte ihr
Gesicht in einem Taschenspiegel und zupfte mit einer Pinzette ein verirrtes
Augenbrauenhaar aus.
    »Die Spirituosendynastie? Im Ernst?«
    »Die haben wahrscheinlich das ganze Gesöff
gestern abend zum Einkaufspreis bekommen.« Smith legte den Spiegel und die
Pinzette in die Schreibtischschublade. »Vielleicht rufe ich sie an und spreche
ihr mein Beileid aus. Ich kannte Goldie ganz gut...« Ihre Stimme verlor sich.
    Sie heckt etwas aus, dachte Wetzon, die beobachtete, wie es in Smith
arbeitete, klick, klick, klick. Sie überlegt, ob Jarnet Barnes auf
irgendeine verrückte Weise nützlich sein könnte. Smith war fest
entschlossen, zur New Yorker Gesellschaft zu gehören, und da sie jetzt mit Jake
Donahue befreundet war, würde sie es vielleicht schaffen. Jake war ein
Zauberer, wenn es um Beziehungen ging.
    Wetzon zog die Jacke aus und hängte sie über die
Stuhllehne. »Janet ist wahrscheinlich bei ihrer Familie und ihren Bekannten gut
aufgehoben, Smith. Und du hast Goldie so gut wie nicht gekannt. Vielleicht eine
Karte von uns beiden...«
    Smith schnitt ihr mit einem kurzen »Ich mach’
das schon« das Wort ab. Sie summte leise. »Weißt du, Wetzon, du wirst
allmählich eine richtige kleine schwarze Wolke.« Sie rümpfte ihre zierliche Nase
und sah Wetzon streng an. »Ist dir klar, daß ständig Leute in deiner Nähe
sterben?« Sie brachte den Seidenschal um ihren Hals in Ordnung.
    »Glaubst du das wirklich?« Wetzon versuchte,
gleichgültig zu wirken, doch ihre Stimme zitterte. Der gleiche Gedanke war ihr
auch schon durch den Kopf gegangen. »Bin ich eine Art Magnet, der Unglück
anzieht? Oder liegt es nur an unserem verrückten Beruf?« Sie ertappte sich
dabei, daß sie einen Dolch auf Sharon Murphys Karteikarte kritzelte, dann riß
sie sich zusammen und radierte ihn aus.
    »Ehrlich, Schatz, ich glaube nicht, daß die
ganzen Verurteilungen wegen Insidergeschäften und Betrug etwas Positives
bewirkt haben.«
    »Das Bild des Börsenmaklers in der
Öffentlichkeit ist miserabel, und in letzter Zeit habe ich mich oft nach
Gesprächen mit Leuten, mit denen wir zu tun haben, so dreckig gefühlt, daß ich
am liebsten unter die Dusche gegangen wäre.«
    »Hör auf!« Smith hielt eine Hand hoch. Wir
arbeiten in einem verrückten Beruf. Denke immer daran, unser Motiv ist, das
Geld aus ihren Taschen in unsere zu bringen.« Sie packte eine neue Mine für
ihren goldenen Kugelschreiber aus und warf die alte weg, die klirrend in den
Messingpapierkorb fiel. »Aber ich muß dir sagen, daß zum erstenmal, seit...«
    »Sag’s bitte nicht.« Sie wußte, daß Smith den
letzen Mord erwähnen wollte, in den Wetzon verwickelt war, im Winter des großen
Schneesturms.
    Smith nickte feierlich. »Die Karten,
Zuckerstück. Ich weiß nicht... ich kann es nicht erklären... es ist ein Gefühl,
als wäre etwas Unausweichliches um dich.« Sie lächelte. »Jetzt reg dich nicht
auf. Ich meine, du solltest ein Medium konsultieren.«
    Wetzon stöhnte auf. »Ach, Smith. Nein, ich will
davon nichts wissen. Kann ich den Dingen nicht ihren Lauf lassen? Ich liebe
Überraschungen. Die machen das Leben doch erst so verdammt lustig.« Sie meinte
es sogar ernst. »Außerdem wurde Goldie Barnes nicht ermordet.« Sie schaute auf
die Liste der Personen, mit denen sie sprechen mußte.
    »Hm.« Smith war beleidigt. »Ich habe bloß einen
ernsthaften Vorschlag gemacht. Ich fürchte, dir steht einiger...«
    »Telefon für dich, Smith.« B. B. klopfte an den
Türrahmen.
    »Destry Bird.«
    Wetzon und Smith starrten sich an. Smith griff
zum Hörer.
    »Destry... ja... hm,
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