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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option
Autoren: Annette Meyers
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hoch, nachdem er ein paar Spritzer
Wasser abbekommen hatte.
    In dem Durcheinander tauchten John Hoffritz und
Destry Bird auf und nahmen ihre Plätze am Ehrentisch ein, während Chris
ängstlich und kleinlaut einem Kellner winkte, der herüberkam und die Pfütze mit
einer Leinenserviette aufwischte.
    Goldie setzte sich wieder und hob ein Glas an
die Lippen. Er schaute zu seiner Frau hinüber, die sich mit Alton Pinkus
unterhielt, einem Mitglied des Aufsichtsrats von Luwisher Brothers und früheren
Funktionär des Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO. Janet Barnes hatte eine tiefe
Falte zwischen den Augen, und sie gestikulierte energisch mit ihrer Gabel.
    Ellie Kaplan beendete ihre ziemlich aufgeregte
Unterredung mit einem Kellner, der Wetzon den Rücken zukehrte, und rutschte auf
ihren Stuhl am Tisch fast im gleichen Augenblick, als Chris seinen Stuhl mit
einem Ruck zurückzog und sich neben Wetzon setzte. Chris war sichtlich außer
sich, vermutlich weil Neil Munchen an Goldies Tisch saß.
    »Irgendwas passiert?« Wetzon spießte eine
winzige Garnele auf. Wie merkwürdig und gespannt die Atmosphäre im Ballsaal
geworden war.
    Chris wollte etwas sagen, wurde aber vom Klang
eines Messers auf Glas unterbrochen. Alle wandten sich zum Ehrentisch hin.
    Goldie Barnes nahm einen kräftigen Schluck aus
seinem Glas Bourbon und trank Wasser aus dem Pokal vor sich nach. Er erhob sich
langsam von seinem Stuhl, ein sonderbares angedeutetes Lächeln im Gesicht.
    »Meine Freunde, es schmerzt mich aufrichtig,
Ihre kleine Feier zu verderben...« Er hielt inne, hustete und schaute zu den
Kristallkronleuchtern hoch. Sicher kam nun ein Scherz. Der Löwe, hieß es, hatte
viel Sinn für Humor.
    Wetzons Blick wurde durch ein gedämpftes Stöhnen
rechts von ihr abgelenkt. Chris saß vornübergebeugt, mit hochgezogenen
Schultern und gesenktem Kopf.
    Jemand schnappte nach Luft.
    Wetzon blickte wieder auf Goldie Barnes. Er
fuchtelte mit den Armen.
    Chris warf den Kopf herum und sprang auf.
    Jemand schrie: »Goldie!«
    »Nein!«
    »Du lieber Gott!«
    »Helft ihm doch!«
    Alle im Saal erhoben sich fast gleichzeitig. Goldie
hielt sich die Kehle. Er hustete, würgte, machte entsetzliche Geräusche. Sein
Gesicht wurde rot, dann
    blau. Er schien zu tanzen. Mit einer letzten
verkrampften Bewegung stürzte er vornüber auf den Ehrentisch zwischen die
Gläser und Teller. Das Blumenarrangement fiel zu Boden. Einige Gäste sprangen
beiseite.
    Der Tisch schwankte heftig, dann brach er unter
der schweren Last von Goldie Barnes zusammen.

  Die Nachmittagssonne drang durch die
offenen Glastüren, und die berauschenden Düfte des Sommers wehten ins Zimmer
und kitzelten Wetzons Nase. Sie hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und
versuchte krampfhaft, sich auf den ausführlichen Nachruf auf Goldie Barnes in
der New York Times zu konzentrieren.
    »Wuschudascheisohna?« Smith hatte den Mund mit
Chips vollgestopft.
    »Wenn du das freundlicherweise für mich
übersetzen würdest.« Wetzon warf einen Blick über den Zeitungsrand auf ihre
Partnerin, die die Unverschämtheit besaß, ausgeschlafen wie nach acht Stunden
Nachtruhe auszusehen, und munter und voller Tatendrang war.
    »Wuß-test-du-daß-er-ei-nen-Sohn-hat-te?«
    »Wer?«
    »Warum bist du so schwer von Begriff? Goldie
Barnes natürlich. Wer denn sonst?«
    »Nein, das wußte ich nicht.« Sie überflog den
Nachruf. »Da steht es. >Hinterbliebene... Janet Barnes... Goldman Barnes
II.<... Aha, er ist bei L. L. Rosenkind. Ist das nicht interessant?«
    »Väter und Söhne«, bemerkte Smith wissend.
    Wetzon nickte, während sie halb auf Smith hörte
und halb auf die gewandte Art, wie B. B. — ihr Assistent Bailey Balaban — am
Telefon mit einem potentiellen Kunden umging. Er entwickelte wirklich Geschick,
wie er sich auf einige vielversprechende Kandidaten konzentrierte, die Wetzon
dann weiter betreuen konnte. »Es war Herzstillstand.«
    »Ich meine, ich habe gehört, daß er an schwerem
Asthma litt — den Sauerstofftank überall dabei, so schlimm war es.«
    Das Telefon läutete einmal, zweimal, ein drittes
Mal. Wetzon griff zum Hörer. »Smith & Wetzon.«
    »Wozu haben wir B. B.?« brummte Smith.
    Wetzon legte die Hand auf die Sprechmuschel. »Er
ist mitten in einem Kontaktgespräch.«
    »Tag, Wetzon, hier ist Sharon.«
    »Haben wir einen Harold Alpert hier?« Smiths
Frage war laut und rhetorisch.
    »Tag, Sharon, ich habe versucht, für Sie auf dem
laufenden zu bleiben.« Wetzon schüttelte den Kopf über
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