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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option
Autoren: Annette Meyers
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war Spaß. Ich interessiere
mich nicht für Chris...« War es der Mühe wert? Wetzon seufzte und ließ sich von
Smith wieder in den Ballsaal schleppen. Was für einen Sinn hatte es, mit Smith
zu diskutieren? Sie hörte nie zu und wußte sowieso immer alles besser. Smith
würde nie die Tatsache akzeptieren, daß Wetzon ein ernst zu nehmendes
Verhältnis mit Silvestri hatte, dem Detective der New Yorker Polizei, den
Wetzon vor drei Jahren bei den Ermittlungen im Mordfall Barry Stark
kennengelernt hatte.
    »Außerdem wirst du alles verpassen. Goldie hat
angekündigt, daß er vor dem Essen ein paar Worte sagen möchte.«
    »Ich habe bereits das interessanteste Ereignis
des Abends verpaßt, vielen Dank auch«, murrte Wetzon.
    Die beiden Frauen schlängelten sich durch das
Gedränge der anderen Gäste in Abendkleidung, die ebenfalls ihre Plätze suchten.
Es sah wie eine Konferenz von Smokings und Carolyne-Roehm-Kleidern aus, und
Wetzon stand in ihrem seidenen kleinen Schwarzen da.
    »Wall Street wird allmählich eine richtige
schmuddlige UN mit den ganzen bunten Gesichtern, allerdings muß ich sagen, daß
Ellie Kaplan eben mit einem ziemlich attraktiven Chinesen an der Bar gesprochen
hat«, kommentierte Smith mit flapsiger Ironie.
    »Hübsche Beine«, flüsterte heißer Atem in
Wetzons Ohr. Eine Hand streifte ihr Hinterteil und verweilte ein wenig zu lang,
um ein Versehen zu sein. Smith war vor ihr und konnte weder hören noch sehen,
wie ihr derzeitiger Liebhaber, Jake Donahue, seinen üblichen Annäherungsversuch
bei Wetzon machte.
    »Verschwinden Sie, Jake«, zischte sie und machte
einen Schwenk zur Seite, so daß seine Hand abrutschte.
    »Ah, Jake.« Smith hatte sich umgedreht und ihn
entdeckt. Er war kaum zu übersehen — groß und bullig, rothaarig, durchdringende
blaue Augen.
    Noch eine Merkwürdigkeit. Donahue war irgendwie
an Luwisher Brothers interessiert, sonst wäre er heute abend nicht hier.
    Mit den hohen Wangenknochen, der olivfarbenen
Haut und den mandelförmigen Augen war Smith eine wahre Femme fatale. Sie konnte
jeden Mann haben, und deshalb mußte Wetzon immer wieder staunen, daß sie sich
mit Jake Donahue eingelassen hatte, diesem Widerling, der Investoren betrogen,
bei der Regierung ausgepackt, Namen genannt hatte und dem man dann in einem
Tenniscamp, wo kooperative Wirtschaftskriminelle ihre Zeit absaßen, ein paar
Monate lang ein wenig auf die Finger geklopft hatte.
    O ja, Jake Donahue war durchaus attraktiv, auf
die gleiche Art, wie alle mächtigen Männer attraktiv sind. Aber in Wetzons
Augen strahlte er nur Gier aus. Und Gier zerstörte die Börsenmaklerbranche, die
sie kannte und liebte.
    Sie kamen zu ihren Tischen, als gerade der erste
Gang, Shrimps en croûte, von Kellnern in schwarzen Smokings serviert
wurde. Wer sind die Aufseher und wer die Insassen? fragte sich Wetzon
und mußte ein Kichern unterdrücken.
    »Ich dachte, Goldie wollte eine Rede halten.«
Sie stieß Smith, die am nächsten Tisch saß, mit dem Ellbogen an.
    » Schsch .«
    Sie sah zum Ehrentisch hinüber. Goldie war
hinter dem verschwenderischen Blumenschmuck kaum zu sehen. Luwisher Brothers
hatte sich ganz schön ins Zeug gelegt bei diesem Abschiedsessen zu Ehren ihres
Vorstandsvorsitzenden, eines der letzten großen alten Männer der Wall Street.
    Der Stuhl neben Wetzon war leer, und sie schaute
sich nach Chris Gorham um. Sie hatte Chris als ehrgeizigen jungen Börsenmakler
bei Merrill Lynch kennengelernt und war in Verbindung mit ihm geblieben, als er
stellvertretender Geschäftsführer bei Drexel wurde. Sein rasanter Aufstieg zu
einem Geschäftsführerposten bei Luwisher Brothers war für Wetzon nicht
überraschend. Er konnte nun Eigenkapital in einer Firma haben, weil Luwisher
Brothers eine der letzten der reinen Personengesellschaften war, die es noch an
der Wall Street gab. Wenn er Gesellschafter wurde — und das stand in Aussicht
würde Chris über Nacht zum Multimillionär werden, wenn die Firma aufgekauft
oder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden sollte. Er hatte alles —
abgesehen davon, daß es in seinem Familienleben kriselte. Vor sechs Wochen war
seine Frau mit den Kindern nach Charleston zu ihren Eltern gefahren.
    Als er Wetzon eingeladen hatte, ihn zu diesem
Bankett zu begleiten, war sie geschmeichelt gewesen, und es hatte sie
interessiert, wie diese internen Feiern der Selbstbeweihräucherung abliefern.
Und außerdem war es gut fürs Geschäft, wie Smith immer sagte.
    Sie entdeckte ihn. Mit dem
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