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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift
Autoren: Eva Almstädt
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du in meinem Bett liegst.«
    »Warum ist Löwgen nach dem Mord überhaupt abgehauen?«
    »Aus Angst davor, der Nächste zu sein. Er hatte Matthias Nowak in Verdacht, Caterina Nowak, Rizzo, die gesamte Mafia, die, wie Löwgen vermutete, mit Rizzo unter einer Decke stecken konnte. Er hat nicht mal der italienischen Polizei getraut. Typische Paranoia.«
    »Nur dir …«
    »Ja, das hat er mir deutlich gezeigt«, sagte Pia mit einem Schaudern und rückte näher an Hinnerk heran.
    Einige Wochen später, es war ein warmer Septembernachmittag, der eine blasse Erinnerung an Perugia mit sich brachte, hockte Pia in ihrem Büro und warf einen vorerst letzten Blick in die Akte Dreyling. Das Hochzeitsfoto von Annegret und Ole Dreyling, das seine Mutter ihr zur Verfügung gestellt hatte, fiel ihr in die Hände, und sie betrachtete es. Eine Hochzeit mit einer tödlichen Mitgift, dachte sie. Einem Verhängnis, das wahrscheinlich schon in Annegrets Kindheit begonnen hatte. Geschwister-Inzest – Pia hatte mit einem Psychologen über die Familie Nowak gesprochen, weil es ihr keine Ruhe gelassen hatte. Von Familienstrukturen, die geprägt waren von Grenzverletzungen, war die Rede gewesen, von Grenzverletzungen sowohl innerhalb der Familie als auch Außenstehenden gegenüber. Von einer sexualisierten Atmosphäre, verbunden mit gefühlsmäßiger Kälte, die dazu geführt haben konnte, dass sich die vernachlässigten Geschwister eine Art »Liebesinsel« geschaffen hatten, wobei immer auch ein Machtgefälle der Geschwister untereinander und ein erheblicher Altersunterschied eine Rolle spielten. Matthias und Annegret Nowaks Altersunterschied hatte neun Jahre betragen. Und selbst ein Inzestverhältnis zwischen Geschwistern, das zunächst beinahe einvernehmlich begann, wandelte sich im Laufe der Zeit fast immer in sexuelle Ausbeutung …
    Und dann war da noch Bernhard Löwgens Tod, für den Caterina Nowak sich vor Gericht würde verantworten müssen. Inzwischen gab es auch Beweise dafür, dass es Caterina gewesen war, die Löwgens Computer in Brand gesetzt hatte. Ihre Mutter, Rosa Fanelli, hatte zugegeben, in Caterinas Auftrag in Bernhard Löwgens Wohnung gewesen zu sein, um herauszufinden, ob Löwgen die belastenden Filmaufnahmen per Post zu sich nach Hause geschickt hatte. Von Caterinas Plan, Löwgen mit dem Geländewagen aus ihrer Werkstatt zu überfahren, hatten die Fanellis aber nichts gewusst.
    Hätte sie, Pia, den Mord verhindern können? Sie wusste, dass ein letzter Zweifel wohl immer bestehen bleiben würde. Eine Schuld, die sie nun mit sich herumschleppen würde. Pia klappte die Akte zu, um sie zu Gabler hinüberzubringen. Sie hatte gleich noch einen Arzttermin, aber vorher wollte sie den Papierberg und die damit verbundenen Erinnerungen zumindest außer Sichtweise schaffen.
    »Was ist denn das da? Einen Moment mal.« Die Ärztin drehte den Monitor ein Stück zu sich herum.
    »Ist was nicht in Ordnung?« Pia reckte den Hals, doch sie sah auf dem Bildschirm nur etwas, das sie entfernt an ihren letzten Besuch in der Kunsthalle St. Annen erinnerte. An die Gemälde abstrakter Kunst, die Titel wie Diskontinuum und Farbraumkörper getragen hatten, nur dass das Bild auf dem Monitor ihr viel weniger gefiel und ihr noch weniger sagte.
    »Doch, alles bestens. Sie sind schwanger, Frau Korittki, das ist ganz eindeutig.« Die Ärztin fuhr mit der Maus hin und her, klickte und vermaß dabei ein nierenförmiges Gebilde auf dem Bildschirm, das sich angeblich in Pias Innerem befinden sollte, nach ihrem Gefühl aber genauso gut in der Ostsee herumschwimmen konnte. »Ende achte Woche, würde ich sagen. Und Sie sind vollkommen ahnungslos gewesen?«
    »Ich nehme die Pille«, erwiderte Pia.
    »Ach ja, richtig. Wir haben uns damals für eine Minipille entschieden, und ich sagte Ihnen auch, dass man die immer ganz pünktlich einnehmen muss!« Die Ärztin setzte eine selbstgerechte Miene auf und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie ging nicht weiter auf ihre Patientin ein, sondern vermaß das gefundene Objekt gewissenhaft in alle möglichen Richtungen. »Hier, sehen Sie: Das Herz schlägt schon«, erklärte sie schließlich.
    Pia wandte den Blick vom Monitor ab. Sie fühlte, wie ihr eigenes Herz protestierend schlug. Die blöde Minipille … pünktliche Einnahme, auf die Stunde genau. »Ich hatte viel zu tun, war beruflich im Ausland, dabei ist alles etwas durcheinandergeraten …«, sagte sie und ärgerte sich im selben Moment, dass sie sich
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