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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift
Autoren: Eva Almstädt
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würde.
    Der Motor des Geländewagens klang wie das Aufheulen eines Tieres. Das Fahrzeug stand ein ganzes Stück von ihm entfernt in Richtung Kühsen; es würde also eine ordentliche Geschwindigkeit erreicht haben, wenn die Räder auf seinen Körper trafen. Bernhard schloss die Augen, um nicht in das Scheinwerferlicht zu sehen. Er hoffte, dass Caterina nicht im letzten Moment verriss, sondern tatsächlich die Nerven hatte, seinen Kopf zu überrollen. Dann hatte er eine Chance auf einen schnellen Tod.
    Er dachte, dass ein Mensch nicht mehr Angst haben könnte als er jetzt, doch als der Wagen dann anfuhr, packte ihn nackte Panik. Nein!, schrie eine Stimme in seinem Kopf. Er spannte die Schultermuskeln an und versuchte, sich Millimeter für Millimeter in Richtung Fahrbahnrand zu schieben. Der Hustenanfall, den er mit seiner Bewegung auslöste, füllte seinen Mund mit einer schaumigen Masse.
    Pia fuhr so schnell, wie es auf der kurvenreichen Landstraße möglich war, zurück in Richtung Kühsen. Nach ein paar Minuten erhoben sich vor ihr die Bäume des Farchauer Forstes. Im Wald musste sie vom Gas gehen, weil sich von vorn ein Fahrzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern näherte.
    »Verdammt, kann der nicht abblenden?«, fragte Hinnerk ärgerlich.
    Da entdeckte Pia vor sich ein dunkles Bündel am linken Fahrbahnrand. War da … ein Mensch? Entsetzt sah sie, dass der Wagen, der ihr entgegenkam, direkt darauf zuhielt. Sie beschleunigte und zog kurz hinter der reglos daliegenden Gestalt auf die linke Fahrspur, um dem anderen Wagen den Weg abzuschneiden. Das entgegenkommende Auto wich ihr mit einer ruckartigen Lenkbewegung aus, raste an ihr vorbei und verschwand in Richtung Duvensee.
    »Ich glaube, das ist Löwgen!«, rief Pia, bremste scharf und setzte ein paar Meter zurück. Sie hielt an, schaltete die Warnblinkanlage ein und sprang aus dem Wagen. Hinnerk war sofort neben ihr und beugte sich ebenfalls über den Mann, der reglos halb auf der Fahrbahn, halb auf dem Grünstreifen lag. »Löwgen, hören Sie mich?«, sprach sie ihn an.
    »Er ist schwer verletzt, aber er lebt«, sagte Hinnerk, der nach Bernhard Löwgens Puls fühlte. »Schnell, wir brauchen sofort einen Rettungswagen – und hol den Verbandskasten aus dem Auto!«
    Pia informierte die Rettungsleitstelle, sicherte die Unfallstelle und brachte Hinnerk den Verbandskasten. Sie gab noch schnell die Fahndung nach dem metallicbraunen Range Rover raus, während sie beobachtete, wie Hinnerk Bernhard Löwgen routiniert abtastete, um herauszufinden, wie und wo er verletzt war. »Der Rettungswagen ist in zehn Minuten hier«, sagte sie. »Und der Fahrer des Geländewagens kommt nicht weit.«
    »Glaubst du, es war ein Unfall mit Fahrerflucht?«, wollte Hinnerk wissen, ohne den Blick von Löwgen und dem, was er tat, abzuwenden.
    »Nein. Der Wagen, der uns entgegenkam, war der Geländewagen, den ich schon vor der Kneipe gesehen habe. Das war kein Unfall, das war versuchter Mord!«
    »Versuchter … Hoffentlich! Pia, du musst mir helfen. Er verliert zu viel Blut. Wir müssen die Arterie im Oberschenkel abklemmen.«
    »Brauchst du was, um einen Druckverband anzulegen?«
    »Nein, das reicht nicht. Du musst mit der Hand in die Wunde reingehen und die Arterie erwischen und abdrücken. Dann kann ich versuchen, ihn zu reanimieren. Nimm das Stück Mull da zu Hilfe, dann ist es nicht so rutschig.«
    Pia tat, wie ihr geheißen. Sie fühlte, wie das warme, pulsierende Blut über ihre Hand lief, und biss sich auf die Lippe. Endlich gelang es ihr, die Arterie gegen Löwgens Oberschenkelknochen zu pressen. Hinnerk begann mit der Herzdruckmassage.
    »Löwgen, Sie müssen durchhalten!«, rief Pia drängend. Sie konnte deutlich spüren, wie das Leben langsam, aber unausweichlich aus seinem Körper wich. Wenn der Rettungswagen nicht gleich kam … Nach einer Weile, die Pia wie eine Ewigkeit erschien, hielt Hinnerk kurz in der Bewegung inne und sah sie an. Was Pia in seinen Augen las, gefiel ihr nicht. »Wird er es schaffen?«, fragte sie. Die Blutung schien nachgelassen zu haben, aber Bernhard Löwgens Gesicht war fahl. Hinnerk hob die Schultern und schüttelte dann stumm den Kopf. Das Letzte, was ein Sterbender verlor, war sein Gehör, erinnerte sich Pia, doch sie weigerte sich, Hinnerk zu glauben. Löwgen durfte nicht einfach so sterben. Sie war doch gerade noch rechtzeitig hier gewesen!
    Kurze Zeit später, Pia wusste nicht zu sagen, wieso, spürte sie, dass sie ihn verloren hatten. Die Ankunft
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