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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Danach wird die Mauer jedes Jahr mehr verfallen. Das alles wäre zu vermeiden gewesen, wenn sie ganzheitlich gedacht, die Mauer als Teil der Landschaft gesehen hätten. Wenn sie Granitblöcke benutzt und die Landschaft schön, beweglich und haltbar gemacht hätten.«
    Franken bedachte ihn erneut mit einem verwirrten Blick. »Komm zur Sache. Wer hat sie umgebracht?«
    »Es geht hier um ganzheitliches Denken, habe ich gesagt. Wir dürfen nicht den Fehler machen, das Ganze zu vergessen.«
    Frølich schlug auf das Lenkrad. »Ja, Himmel«, sagte er verzweifelt und flüsterte genervt vor sich hin: »Ganzheitlich.«
    »Ich muss an das kleine blaue Auto mit der Skibox auf dem Dach denken«, fuhr Gunnarstranda mit derselben trockenen, künstlichen Stimme fort. »Es passt mir nicht, dass Sonja Hager plötzlich einen Wagen mit Skibox auf dem Dach fährt. Denn eigentlich müsste sie einen silbergrauen Mercedes fahren. Und ich habe gehört, dass dieser Sarg ein doppelläufiges Schrotgewehr enthält. Hier stimmt doch irgendwas nicht. Sonja Hager hat die Schlüssel zum Archiv da oben. Ich begreife einfach nicht, warum Davestuen sie weggelassen hat!«
    »Jedenfalls hat niemand sie verfolgt.«
    Sie starrten beide den Eingang des Iglutempels an, in dem Software Partners untergebracht war. Es war vollkommen ruhig.
    »Zu Hause in der Bergensgata«, sagte Gunnarstranda plötzlich. »Mir gegenüber wohnt ein Mann, der schon seit vielen Jahren ein Verhältnis mit einer Witwe unten in Sagene hat.«
    Frølich gab keine Antwort. Starrte ihn nur stumm an, ohne in dem kleinen Gesicht eine Spur von Munterkeit zu entdecken. »Der Mann besucht die Witwe einmal in der Woche. Seine Frau macht jedes Mal ein Mordsgezeter. Das behaupten jedenfalls die Gerüchte.«
    Gunnarstranda lächelte müde. »Jedes Mal! Und wenn er nach Hause kommt, gibt es erst Tränen, und dann schmust sie wieder mit ihm.«
    Schmust, dachte Franken und fragte höflich: »Ach?«
    »Manchmal denke ich an die beiden«, fuhr Gunnarstranda fort. »Dass sie das aushält, meine ich. Sie muss doch wissen, dass über sie geredet wird.« Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. »Sie hätte den Kerl doch schon vor Jahren umbringen können.«
    Frølich nickte teilnahmsvoll. Einen Moment lang hatte er am Verstand des Chefs gezweifelt, und nun war es beruhigend, dass die Geschichte mit der üblichen Frustration über das Wesen der Verbrecher endete.
    »Aber dann ist mir plötzlich aufgegangen, dass die Frau natürlich niemals den Tod ihres Mannes wünschen würde.«
    Franken fuhr zusammen. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«, fragte er genervt.
    Gunnarstranda wandte seinem Kollegen langsam das Gesicht zu.
    »Sagen wir, Engelsviken oder seine Frau hätten Reidun umgebracht«, begann er zögernd.
    »Ja?«
    »Dann haben wir eine Person im Ganzen ausgelassen.«
    »Wen?«
    »Die Haushaltshilfe.«
    Frølich sah sie vor sich. Die zuerst falsch und dann nicht mehr falsch geknöpfte Bluse. Er merkte, wie ihm auf dem Rücken der Schweiß ausbrach. Er sah Sonja Hagers blutleere Lippen vor sich, als sie über gute und schlechte Tage sprach.
    »Soll ich raufgehen?«, fragte er und deutete zum Eingang hinüber.
    Gunnarstranda ignorierte die Frage und drückte seine Zigarette aus. »Ich war übrigens gestern in Johansens Wohnung«, teilte er mit.
    »Wann?«
    »Nachdem ich mit Herrn und Frau Bjerke gesprochen hatte.«
    »Warum?«
    »Um die Autonummer zu finden.«
    Frølich schwieg.
    »Bjerke wurde von einem Handy aus angerufen«, wiederholte Gunnarstranda. »Der Mörder wollte, dass er Reidun Rosendals Wohnung durchwühlte und Fingerabdrücke hinterließ, um den Verdacht auf Bjerke zu lenken. Der würde beschwören, dass er von einem Handy aus angerufen wurde. Der Anrufer saß vermutlich in einem Auto, das schlicht und ergreifend vor dem Haus stand. Und Johansen hat Auto und Mörder gesehen! Der Alte hat Geld von jemandem bekommen, der sich für Sigurd Klavestad interessierte. Also verkaufte Johansen Sigurd Klavestads Adresse für fünfzigtausend Kronen. Die Frage war nur, wie er mit dem Fahrer des Wagens in Kontakt gekommen ist.«
    Frank Frølich fror im Nacken. Die Frage war nur? Was zum Teufel meinte er mit »die Frage war nur«?
    »Johansen hat die Autonummer notiert und den Besitzer des Wagens ausfindig gemacht. Anderthalb Stunden war ich oben in seiner Bude. Habe nach der Nummer gesucht. Irgendwo musste er sie ja aufgeschrieben haben. Und weißt du was?«
    »Nein.«
    Frank Frølich hatte einen
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