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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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gefunden hatte, konnte es ja stimmen, dass die Beweise von einer Mitarbeiterin aufbewahrt wurden. Sie brauchte ja nicht einmal zu wissen, was sie da hatte. Am Ende lief er nicht so lange wie sonst. Er lief zurück. Klingelte bei Reidun, aber sie machte nicht auf. Ein Blick und das war’s.«
    »Sympathischer Kerl!«, bemerkte Frølich.
    »Ganz recht«, sagte Gunnarstranda kühl. »Bjerke ist auch ein abgebrühter Kunde. Und jetzt hat er noch ein zusätzliches Problem.«
    Frølich hob die Augenbrauen.
    »Seine Frau. Das, was ihr Mann gestern erzählt hat, hat ihr überhaupt nicht gefallen. Aber das wird sich schon noch klären«, murmelte Gunnarstranda leise. »Sie hat etwas Besseres verdient als einen Buchhalter. Weißt du, woran er mich erinnert?«
    »Nein.«
    »An einen Turniertänzer. Das Grinsen poliert, die Frisur hält, selbst wenn er auf die Nase fliegt und sich viermal überschlägt. Er springt einfach wieder auf und tanzt mit seinem Zahnpastalächeln Schwanensee.«
    »Und wie ist diese Frau?«, fragte Frølich.
    Gunnarstranda schaute kurz aus dem Fenster. »In Ordnung«, sagte er. »Was die Börsianer als gute Anlage bezeichnen.«
    »Und jetzt?«
    »Ich habe ihnen versichert, dass wir keinen Verdacht gegen ihn hegen.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    Frølichs Stimme klang scharf.
    »Weil Bjerke sie nicht umgebracht hat.«
    »Wer denn sonst?«
    »Darauf warte ich ja gerade.«
    Frølich schwieg.
    »Ich erwarte einen Anruf. Und der bringt die Antwort.«
    Er blickte nach rechts. Große rote Zahlen an der Wand verkündeten, wie tief sie sich befanden.
    »Den Anruf kriegen wir hier unten jedenfalls nicht«, meinte er trocken.

Achtundvierzig
    »Davestuen ist am Werk«, murmelte Gunnarstranda, als sie auf das Bürogebäude zufuhren. Vier dunkle Autos waren nebeneinander vor dem Eingang von Rentoffice geparkt. Vier unverkennbare Autos. Dunkelblau, alle genau dasselbe Modell, dieselbe Farbe, Autonummern in Serie. Das roch schon von weitem nach Polizei. Es wurde eng. Frølich musste warten und einen kleinen blauen Honda mit Skibox auf dem Dach vorbeilassen, ehe er sein Auto auf den Parkplatz bugsieren konnte. »Hast du das gesehen«, keuchte er.
    »Was denn?«
    »Sonja Hager. Sie fährt mit einem Sarg auf dem Dach durch die Gegend.« Gunnarstranda fuhr auf. »Bist du sicher?«
    »Ja, das war sie. Komisch, dass Davestuen sie weggelassen hat.«
    Frølich winkte dem Uniformierten zu, der an einem der Wagen lehnte. Gunnarstranda murmelte mit gerunzelter Stirn: »Es passt mir überhaupt nicht, dass Davestuen sie weggelassen hat«, murmelte er und schlug leicht mit den Fingerknöcheln gegen seine Zähne.
    »Gehen wir rauf?«
    Gunnarstranda antwortete nicht sofort. »Ich muss nachdenken«, flüsterte er schließlich. »Und ich muss auf diesen Anruf warten.«
    Frølich fuhr zwischen zwei andere Autos. Sie blieben sitzen und sahen auf die Betonmauer. Es war sehr still. Gunnarstrandas Feuerzeug klickte. Franken konnte sehen, dass die Hände des Kriminalhauptkommissars leicht zitterten.
    »Hast du dir je überlegt, wie wenig Atmosphäre solche Anlagen haben«, fragte Gunnarstranda und deutete mit der Zigarette auf die Mauer.
    »Nein.«
    »Wir denken heute nicht mehr ganzheitlich. Früher waren Steinmetze Fachleute, die nicht nur Grabsteine herstellten. Sie haben sogar Brückenpfeiler aus Granit gemacht. Trockene Granitblöcke, die heute noch stehen.«
    Frølich zögerte. Er hörte, wie trocken und hohl die Stimme seines Chefs klang. Das Gespräch kam ihm aufgesetzt vor. »Bis sie abgerissen werden«, sagte er.
    »Aber Granit hat Struktur, Farben, Muster, je nachdem, wie die Blöcke sich überlagern. In Beton gibt es keine Strukturen, nur graue Fläche. Sieh dir doch diese Mauer an!«
    Frølich drehte sich zu seinem Chef um und fragte sich, was zum Teufel das alles sollte. »Aber niemand sieht sich doch so eine Mauer an!«
    »Doch! Die wird gesehen«, beharrte der Kriminalhauptkommissar. »Die Mauer ist doch die halbe Landschaft. Guck mal die trockenen Zweige über der Mauer an. Stephanandra, eine Grünpflanze. Der Gärtner hat sie ausgesucht, weil sie speziell dazu gezüchtet wurde, über Mauern zu hängen. Aber die, die die Anlage hier entworfen haben, haben nicht so weit gedacht. Sie haben einfach eine graue Fläche gegossen, die nach einem Winter mit dreißig Grad minus garantiert Risse bekommt. Der Frost wird so tief reichen, dass das Eis im Frühling die Mauer anhebt, sie zerbricht, weil Beton unbeweglich ist.
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