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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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er das selber ausgedrückt hat.«
    Der Kriminalhauptkommissar wedelte mit dem Zeigefinger. »Also hielt Engelsvikens Anwalt die Zeit für reif, um mit altem Beweismaterial zu kontern. Verstehst du?«
    Frølich nickte. Die Schlange bewegte sich etwas flüssiger, und er konnte den Wagen im Leerlauf rollen lassen. »Brick hielt die Zeit für gekommen, Bjerke an das Risiko zu erinnern, das ein Wirtschaftsprüfer eingeht, der Papiere fälscht.«
    Gunnarstranda lächelte trocken. »Lieber Joachim, dieser Tanga kneift dir in die Eier, tust du, was ich sage, oder möchtest du Tante werden?« Frølich schloss das Fenster, als sie in den Oslotunnel fuhren. Er beugte sich vor und schaltete das Gebläse aus, um die Auspuffgase auszusperren. Der Stau war noch immer dicht, und in vierzig Meter Tiefe war die Luft nicht gerade rein.
    »Bjerke ließ die Klage gegen Software Partners fallen, um sie gnädig zu stimmen«, fuhr der Kriminalhauptkommissar fort. »Aber Brick und Engelsviken hatten jetzt Blut geleckt. Sie hatten schon zwei Prozesse gewonnen und sahen auch die Möglichkeit, Bjerke Geld abzupressen. Deshalb forderte Brick zweihunderttausend als Entschädigung von Ludo. Bjerke steckte voll in der Zwickmühle. Software Partners schuldeten ihm fünfundzwanzigtausend an Honoraren, und nun riskierte er plötzlich den Verlust seiner Zulassung und Gefängnis, wenn er den beiden Schweinehunden nicht zweihunderttausend hinblätterte.«
    »Das nenne ich zwei abgebrühte Kunden!«
    »Engelsviken und sein Anwalt, ja.«
    Gunnarstranda nickte vor sich hin. »Aber jetzt ist vermutlich Schluss. Davestuen und seine Jungs sind heute Morgen schon vor acht hingefahren. Buchprüfung und Beschlagnahme. Davestuen hat sich dazu entschieden, nachdem er ein paar Stunden mit Svennebye und gestern Abend eine Stunde mit mir gesprochen hat. Hoffen wir also, dass sie genügend Beweise für eine Anklage auftun können. Die Firma Software Partners ist jedenfalls ein Bluff.«
    Er lächelte freudlos. »Und morgen vermutlich konkurs«, fügte er hinzu.
    »Was hat Bjerke gemacht, als die Entschädigungsforderung von zweihunderttausend kam?«
    »Er hat kapiert, dass Engelsviken und Brick alles zuzutrauen war. Und sie hatten verdammt gute Beweise gegen ihn in der Hand!«
    »Das ist doch die pure Erpressung!«
    »Genau. Bjerke hat ihnen gedroht, hat versucht, zu verhandeln, hatte aber nichts erreicht. Wie er gestern Abend gesagt hat: Sein einziger Ausweg war das Brecheisen in der Nacht. Er musste versuchen, die Beweise zu finden und zu vernichten. Deshalb hat er die Büros von Software Partners durchwühlt, hat aber nicht das Geringste gefunden.«
    Frølich blickte nach links und wechselte optimistisch die Spur. Er empfand das Bedürfnis, nach dem zu fragen, was er für das Wichtigste hielt. »Wie ist Bjerke denn darauf gekommen, die Beweise könnten bei Reidun Rosendal sein? Warum ist er bei ihr eingebrochen?«
    »Jemand hat ihn angerufen und gesagt, er solle bei ihr suchen.«
    Frølich lehnte sich im Sitz zurück. Wieder stand das Auto. Er lauschte der trockenen Stimme seines Chefs.
    »Das war an dem Sonntag, an dem Reidun ermordet wurde. Joachim Bjerke wurde morgens früh vom Telefon geweckt. Das Telefon rauschte, und Bjerke war klar, dass jemand von einem Handy aus anrief.«
    Gunnarstranda sah seinen Kollegen an. »Die Stimme am Telefon hat vier Wörter gesagt«, berichtete er.
    »Reidun hat die Originale. Dieser Satz wurde zweimal wiederholt«, fuhr er fort. »Danach wurde die Verbindung unterbrochen.«
    Gunnarstranda legte eine Pause ein.
    »Bjerke hat sich das erst mal überlegt«, erzählte er dann zögernd. »Wie er mir sagte: ›Ich hatte doch seit Monaten an nichts anderes mehr gedacht als an die verdammten Papiere.‹ Natürlich dachte Bjerke, der Anruf wäre nur ein neuer Schritt in Bricks und Engelsvikens Kampagne. Also blieb er im Bett und dachte über alles nach. Danach zog er seinen Jogginganzug an und ging laufen. Verstehst du? Der Mann rennt schweißnass durch die Gegend, bevor andere auch nur zum Pinkeln aufgestanden sind. Jeden verdammten Tag! Stell dir vor, wie dieses heruntergekommene Land solche Energie positiv nützen könnte!«
    Gunnarstranda zog langsam eine Zigarette aus der Tasche.
    »Jetzt nicht!«
    Schützend legte Franken die Hand über den Zigarettenanzünder. »Wir sind unter der Erde und brauchen allen verfügbaren Sauerstoff!«
    Gunnarstranda steckte die Zigarette wieder weg und erzählte weiter. »Da Bjerke im Drammensvei nichts
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