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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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lächelte hart und schlug sich vor die Stirn. Natürlich hat Johansen sich die Autonummer notiert. Die Autonummer des Mörders. Völlig klar, sonnenklar! Dann brauchte er nur noch bei der zuständigen Stelle anzurufen.
    Aber wo hatte er sie notiert? Der Kriminalhauptkommissar sah sich um. Ging im Raum umher. Öffnete eine Schublade. Hier. Bleistifte. Kugelschreiber. Aber kein Papier. Er sah sich um, überlegte. Kein Papier. Kein Block, kein Schreibheft. Nichts zum Schreiben. Nur ein Stapel Pornos. Genau. Gunnarstrandas Finger zitterten leicht. Er musste lächeln und legte den ganzen Stapel auf den Tisch. Dann bückte er sich und suchte nach weiteren Heften, kroch auf allen vieren herum und sah sogar unter dem Sofa nach. Nein. Das waren alle. Er setzte sich abermals und blätterte langsam die oberste Zeitschrift durch.

Siebenundvierzig
    Es war Morgen. Die Sonne schien von einem knallblauen Frühlingshimmel über Oslos Stoßverkehr. Alle Spuren der Bisegata waren besetzt von wütenden Pendlern, verschlafenen Bussen und stöhnenden LKWs.
    Frank Frølich saß in seinem Auto und verspürte Unruhe im Bauch. Erwartung. Etwas war passiert, das, was Besserwisser als den Durchbruch bezeichneten. Sie standen kurz davor. Das war zu hören. Es schwang in ihren Worten mit.
    Sein Wagen schlich auf der linken Spur dahin, westwärts, aus der Stadt heraus. Die Schlange bewegte sich kaum, und er wäre fast auf seinen Vordermann aufgefahren, um Frechdachse von rechts daran zu hindern, in seine Spur überzuwechseln. Gunnarstranda hatte vor einer halben Stunde mit roten Augen vor ihm gestanden. Der Chef war nur ein Schatten seiner selbst gewesen. Er hatte nicht einmal gegrüßt, sondern nur mit den Autoschlüsseln geklimpert, und war mit wehenden Mantelschößen vor ihm her zur Garage gegangen. Gunnarstrandas Schweigen machte ihn nervös. Die aufgeladene Stimmung machte ihn ebenfalls nervös. Sein Mund war trocken. Gunnarstrandas Schweigsamkeit war so unerträglich, dass er versucht hatte, sein Gespräch mit dem Wirt vom Scarlet zusammenzufassen. Danach hatte er die Bombe platzen lassen und es mit einer Theorie versucht. Die war vielleicht kein Grund zum Angeben, aber der Handlungsablauf stimmte. Er war die ganze Geschichte durchgegangen. Dieser Wirt hatte ja gesagt, dass Engelsviken zur selben Zeit wie Reidun im Scarlet gewesen war. Ihr eigener Chef also, der Mann, den sie verschmäht hatte. Klavestad war zur selben Zeit wie sie da gewesen, kurz vor dem Mord. Engelsviken, ganz der eifersüchtige Liebhaber, musste mit ansehen, wie seine Traumfrau sich an einen Schnulli von fünfundzwanzig drückte. Er hatte einfach zusehen müssen, wie sie aufgerissen wurde, und hatte sogar Krach geschlagen, als das Paar schließlich ging. Engelsviken hatte sich erst mal voll laufen lassen und in seiner aufgestauten Aggression eine Glastür für über viertausend Kronen zertreten, um halb vier, zwei Stunden, bevor zum letzten Mal jemand Reidun Rosendal lebend gesehen hatte.
    Malerisch beschrieb Frølich, wie Engelsviken aus dem Lokal getragen und ins Auto seiner Frau geladen worden war, was immer das zu bedeuten hatte. Sicher hatte er seine Frau gezwungen, in der Nähe anzuhalten, und war dann aus dem Auto getorkelt, maximal zwei Stunden, bevor Reidun Rosendal mit ihrem eigenen Brotmesser erstochen worden war.
    Frølich fand das alles ziemlich überzeugend, als er sich reden hörte. Obwohl seine Theorie die Einbrüche nicht berücksichtigte, in die der Chef sich so verbissen hatte. Aber es bestand doch auch die Möglichkeit, dass die Einbrüche eine Sackgasse waren. Dennoch enttäuschte ihn die Reaktion des Chefs. Gunnarstranda hörte ihm geduldig zu, aber seine Hände blieben ruhig. Und er zündete sich auch nicht mit selbstsicherem Mienenspiel eine Zigarette an. Stattdessen senkte er den Kopf, drei solide Denkfalten auf der Stirn, und redete dann über Reidun Rosendals verdammten Nachbarn, diesen Joachim Bjerke, und eine Firma namens Ludo. Gunnarstranda behauptete, Bjerke sei der Unbekannte, der die Einbrüche begangen hatte, ohne etwas zu stehlen. Bloß, weil der Mann eine Firma betrieb, der Engelsviken Geld schuldete.
    »Wonach hat Joachim Bjerke denn bei seinen drei Einbrüchen gesucht?«, fragte Frank Frølich, als Gunnarstranda seinen Vortrag beendet hatte.
    »Briefe und ein Tonband. Beweismaterial. Bjerke war Engelsvikens Wirtschaftsprüfer. Engelsviken war fester Auftraggeber von Ludo.«
    Frølich nickte stumm und ließ den Chef ungehindert
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