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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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ausgehen wird.
    Er drehte sich um, schob zuerst vorsichtig die Tür an, ehe er sie ganz öffnete. Engelsviken lag auf dem Boden. Nackt. Ein ziemlich dicker Mann. Aber das Fett konzentrierte sich auf Bauch und Brust. Seine Beine waren ungewöhnlich mager. Zwischen den dünnen Beinen war er erstaunlich gut bestückt. Der Mann hatte einen Kopfschuss abbekommen und war so lebendig wie eine Wachskerze.
    Sie dagegen lebte. Saß im Bett. Keine falsch geknöpfte Bluse. Sie trug überhaupt nichts. War so nackt wie die Sünde, die sie mit ihrem Chef getrieben hatte. Sie hielt die Knie umschlungen, kauerte hinten in der Ecke, sah ihn nicht, nahm überhaupt nichts wahr. Ihr starrer Blick war auf die Tür gerichtet. Aber sie lebte.
    Frølich blieb in der Tür stehen. Sonja musste sie auf frischer Tat ertappt haben.
    Er hob die Hand und gab dem nächststehenden Angehörigen der Spezialeinheit ein Zeichen, der mit angelegtem Gewehr hinter ihn trat. Franken betrat das Zimmer. Er stieg über den Toten hinweg und kniete vor der Frau nieder.
    Ihr orientalisches Gesicht war zu einer Grimasse erstarrt, die er nicht deuten konnte. Zwei braune Augen starrten ins Leere, ihr Mund bebte. Wahrscheinlich hatte sie einen Schock.
    »Wo ist sie?«, fragte er.
    Keine Reaktion.
    »Das schaffen wir schon«, flüsterte er und strich ihr über die Wange. Ihre Haut war kalt. Sie war wie eine Wachspuppe, in einer anderen Welt.
    »Wo … where is she?«
    »Hier!«
    Als er ihre Stimme hörte, wurde ihm bewusst, dass er der Tür den Rücken zukehrte. Der Bruchteil einer Sekunde verstrich.
    Er konnte nicht sprechen. Konnte nur den Kopf wenden, sie sehen. Und zu seiner Verteidigung nur die Augen schließen. Ein Bild ätzte sich in seiner Netzhaut ein. Sonja Hagers wahnsinnige Glasmurmelaugen. Der Gewehrlauf, der nach oben wippte. Der Mund, der über der doppelten Mündung klaffte, und der Finger, der beide Läufe auf einmal abfeuerte.

Einundfünfzig
    Im Fallen riss er die Haushaltshilfe mit sich auf den Boden. Wälzte sich mit ihr herum. Sie schrie. Kein Wunder, er wog schließlich neunzig Kilo. Aber er hörte den Schrei nicht. Der ertrank im Lärm der Schüsse. Die reinste Götterdämmerung. Er sah nur ihren aufgerissenen Mund und spürte, wie sich ihr Schrei in seiner Brust fortpflanzte. Sie blieb an die Wand gedrückt liegen. Er deckte sie mit seinem Körper zu und verspürte plötzlich einen intensiven Schmerz in der Brust.
    Endlich Stille. Vollständige Stille. Er öffnete die Augen und blickte auf sie hinab. Sie erinnerte ihn an Katrine. Er hatte Katrine bei einem Johannisfeuer kennen gelernt. Sie hatten sich auf einer kleinen Insel geliebt. Sicher lag das an ihren schwarzen Haaren. An den Haaren und der nackten Haut unter seinen Kleidern. Verdammt, tat das weh in seiner Brust! Himmel, sie biss ihn. »Aufhören«, murmelte er und schüttelte sie ab. Sie blickte auf. Ließ von ihm ab. Endlich. Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
    Er rollte sich von ihr weg und drehte sich um. Was für ein Anblick! Die Wand gegenüber der Tür war in Fetzen geschossen. Und in der Tür standen drei Männer mit Tarnfarbe im Gesicht, eisigem Blick und leer gefeuerten Maschinenpistolen. Die Antiterrortruppe. Diesmal hatten sie eine Wand erschossen.
    »Ich ergebe mich«, flüsterte er. »Kampflos. Schreibt das auf, in dreifacher Ausfertigung.«
    Er kam auf die Knie. Starrte die beiden an, die im Tod wieder vereint waren.
    Er schaute zur Tür, wo Kampenhaug brüsk von einem kleinwüchsigen Mann mit fast blankem Schädel beiseite gestoßen wurde. Frank Frølich sah, wie Gunnarstranda irritiert das Gesicht verzog und einen kurzen Blick auf ihn warf, dann kniete er neben Sonja Hagers Leichnam nieder und deckte beide so gut wie möglich mit einer Decke zu. Nur noch der Gewehrkolben und Engelsvikens magere Beine lugten hervor.
    Frølich räusperte sich.
    Niemand sagte etwas.
    Verzweiflung. Das Wort hatte jetzt einen Inhalt. Er stand auf und sah eher als er es hörte, dass Gunnarstranda leise und intensiv fluchte. Frølich zog seine Jacke aus und rieb sich seine Brust, da, wo die Frau ihn gebissen hatte. Er reichte ihr die Jacke.
    Wahnsinn. Ihre runden Brüste. Zwei hellrote Brustwarzen starrten ihn wütend an, ehe sie hinter dem Reißverschluss verschwanden. Seine riesige Jacke reichte ihr fast bis zu den Knien. Fünf lange, hellrote Nägel krallten sich in seinen Arm.
    »Frølich«, fauchte Gunnarstranda irgendwo hinter ihm.
    Frank Frølich mochte nicht zuhören. Er zog die
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