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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einem Kartentisch. »Das hier ist unsere Position. Wir werden dem Kurs folgen, den die
Norge
und die
Italia
nach Spitzbergen genommen haben. Von dort aus stoßen wir dann zum Pol vor. Ich rechne damit, dass die letzte Etappe etwa fünfzehn Stunden dauern wird, aber das hängt vom Wetter ab.«
    »Hoffentlich haben wir mehr Glück als die Italiener«, sagte Heinz und spielte damit auf frühere Luftschifffahrten zum Pol an. 1926 hatten der norwegische Forscher Amundsen und ein italienischer Ingenieur namens Umberto Nobile in dem lenkbaren Luftschiff
Norge
den Pol erreicht und umkreist. Nobiles zweite Expedition im Schwesterschiff
Italia
war angeblich am Pol gelandet, strandete jedoch auf dem Rückweg. Im Verlauf der Rettungsaktion ging Amundsen bei einem Flug verloren und galt seitdem als verschollen. Nobile und einige seiner Männer konnten am Ende geborgen werden.
    »Das ist keine Frage des Glücks«, erwiderte Lutz.
    »Unser Luftschiff wurde speziell für diese Mission konstruiert, und zwar unter Berücksichtigung der von den anderen begangenen Fehler. Es ist stabiler, wesentlich wetterfester und mit zusätzlichen Kommunikationssystemen ausgestattet. Durch die Verwendung von Blaugas haben wir das Schiff stets besser unter Kontrolle, denn wir müssen keinen Wasserstoff als Ballast ablassen. Unsere Steuerung lässt sich enteisen, und die Maschinen sind auf den Betrieb bei arktischen Minustemperaturen ausgelegt. Es ist das schnellste Luftschiff aller Zeiten, und zahlreiche Flugzeuge und Schiffe halten sich zur Verfügung, um uns sofort zu helfen, falls es Probleme gibt.
    Unsere meteorologischen Messinstrumente sind unübertroffen.«
    »Ich habe zu Ihnen und dem Schiff absolutes Vertrauen«, sagte Heinz mit öligem Lächeln. Er neigte von Natur aus dazu, sich bei anderen anzubiedern.
    »Gut. Wir sollten alle etwas schlafen, bevor wir Spitzbergen erreichen. Dort nehmen wir Treibstoff auf und setzen unsere Reise zum Pol fort.«
    Der Flug nach Spitzbergen verlief ohne Zwischenfälle.
    Die über Funk benachrichtigte Betankungsmannschaft stand schon bereit, und innerhalb weniger Stunden befand die
Nietzsche
sich auf dem Weg nach Norden und passierte Franz-Joseph-Land.
    Im trübgrauen Meer unter ihnen trieben Eisschollen, die allmählich immer größer wurden und schließlich eine weitgehend geschlossene Decke bildeten, nur hier und da durchbrochen von dunklen Wasserrinnen. In der Nähe des Pols verwandelte sich das Eis in eine riesige, monotone Fläche. Aus dreihundert Metern Höhe wirkte die blauweiße Oberfläche vollkommen eben, doch frühere Forscher hatten am Boden auf schmerzvolle Weise erfahren müssen, dass sie kreuz und quer von Graten und Hügeln durchzogen war.
    »Gute Neuigkeiten«, verkündete Braun fröhlich. »Wir befinden uns bei fünfundachtzig Grad Nord und erreichen bald unser Ziel. Die Wetterbedingungen sind ideal. Kein Wind. Klarer Himmel.«
    Die Spannung wuchs, und sogar diejenigen, die dienstfrei hatten, drängten sich in die Steuergondel und schauten zu den großen Fenstern hinaus, als hofften sie, einen hohen gestreiften Pfahl zu entdecken, der den Punkt bei neunzig Grad nördlicher Breite markierte.
    »Kapitän«, rief einer der Beobachter. »Ich glaube, da unten ist etwas auf dem Eis.«
    Braun nahm die betreffende Stelle durch sein Fernglas in Augenschein.
    »Höchst interessant.« Er reichte den Feldstecher an Lutz weiter.
    »Das ist ein Boot«, sagte der Professor.
    Braun nickte zustimmend und befahl dem Steuermann, den Kurs zu ändern.
    »Was machen Sie da?«, fragte Heinz.
    Braun gab ihm das Fernglas. »Sehen Sie selbst«, erwiderte er wortkarg.
    Heinz nahm umständlich das Pincenez ab und blickte durch das Okular. »Ich sehe nichts«, erklärte er kategorisch.
    Die Antwort überraschte den Kapitän nicht. Dieser Mann war stockblind. »Gleichwohl liegt dort ein Boot auf dem Eis.«
    »Was hat denn ein
Boot
hier verloren?«, fragte Heinz blinzelnd. »Ich habe von keiner anderen Expedition zum Pol gehört. Nehmen Sie sofort wieder den ursprünglichen Kurs auf!«
    »Mit welcher Begründung, Herr Heinz?«, fragte Braun und hob das Kinn sogar noch ein weiteres Stück. Sein eisiger Tonfall verriet, dass die Antwort ihn ohnehin nicht interessierte.
    »Unsere Mission lautet, den Nordpol anzufliegen«, sagte Heinz.
    Kapitän Braun starrte ihn an, als würde er Heinz am liebsten aus der Kabine werfen und zusehen, wie der kleine Mann auf dem Packeis aufschlug.
    Lutz erkannte die Brisanz der Situation und
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