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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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beugte sich über die Reling und rief den Männern an Deck zu, sie sollten die Ruderer zurück an Bord holen.
    Zu spät.
    Die Galeeren hatten ihren lang gestreckten Rundkurs unverzüglich verlassen und hielten nun wieder direkt auf die Karavelle zu. Das rechte Schiff schwenkte herum und präsentierte seine Breitseite, so dass die Scharfschützen das wehrlose Beiboot anvisieren konnten. Eine vernichtende Salve brach über die Ruderer herein.
    Ermutigt versuchte die zweite Galeere das gleiche Manöver an Backbord. Die Schützen der Karavelle hatten den ersten Schreck überwunden und konzentrierten ihr Feuer auf die Artillerieplattform, auf der Aguirrez den Inquisitor gesehen hatte.
El Brasero
verbarg sich zweifellos hinter dickem Holz, doch er würde die Botschaft verstehen.
    Die Salve traf die Plattform wie eine Faust aus Blei.
    Sobald einer der Schützen gefeuert hatte, nahm er die nächste Waffe und schoss erneut, während hinter ihm die Matrosen fieberhaft nachluden. Auf diese Weise dauerte der tödliche Geschosshagel permanent an. Die Galeere hielt dem schließlich nicht länger stand und drehte ab. Ihr Rumpf war an vielen Stellen zersplittert, und einige Riemen hingen in Fetzen.
    Die Besatzung der Karavelle holte daraufhin die Kameraden an Bord. Das erste Boot hatte es schlimm erwischt; die Hälfte der Ruderer war tot. Aguirrez schrie seinen Kanonieren neue Befehle zu, lief zum Ruder und packte das Steuerrad. Die Mannschaften schoben die schweren Kanonen zu den Schießscharten am Bug.
    Andere Matrosen stellten die Takelage neu ein, um die auffrischende Brise bestmöglich auszunutzen.
    Die Karavelle nahm Fahrt auf, und in ihrem Kielwasser brach sich die Gischt. Der Kapitän hielt auf die Galeere zu, die ihnen so blutige Verluste beigebracht hatte. Das Schiff versuchte zu fliehen, aber Aguirrez manövrierte es mit Leichtigkeit aus, bis der Abstand nur noch fünfzig Meter betrug. Die Arkebusiere des Gegners schossen auf den Verfolger, richteten aber kaum Schaden an.
    Die Kanonen spuckten Feuer und Rauch. Beide Kugeln trafen die überdachte Kapitänskajüte am Heck und zerlegten sie in tausend kleine Fetzen. Wenig später waren die Geschütze wieder geladen und auf die Wasserlinie der Galeere ausgerichtet. Sie rissen zwei große Löcher in den Rumpf. Das mit Männern und Ausrüstung schwer beladene Schiff sank sehr schnell, und zurück blieben nur ein paar Luftblasen, hölzerne Wrackteile und einige glücklose Schwimmer.
    Der Kapitän wandte sich der dritten Galeere zu.
    Martinez hatte nach dem eindrucksvollen Beschuss seines Schiffes sofort wie ein verschrecktes Kaninchen die Flucht ergriffen und befand sich mittlerweile weit im Süden. Die flinke Karavelle wendete und nahm die Verfolgung auf. Die Aussicht,
El Braseros
Feuer zu löschen, spornte Aguirrez zusätzlich an.
    Es sollte nicht sein. Die Brise war immer noch nicht allzu kräftig, so dass es der Karavelle nicht gelingen würde, die fliehende Galeere einzuholen. Dort hatte man die beschädigten Riemen längst ausgetauscht, und die Sträflinge ruderten um ihr Leben. Schon bald war die Galeere nur noch ein dunkler Punkt auf dem Ozean.
    Der Kapitän hätte Martinez bis ans Ende der Welt gehetzt, aber er sah Segel am Horizont und vermutete, es könne sich womöglich um Verstärkungen des Feindes handeln. Der Arm der Inquisition reichte weit. Aguirrez dachte an das Versprechen, das er seiner Frau und den Kindern gegeben hatte, und an seine Verantwortung gegenüber dem baskischen Volk. Widerwillig ließ er wenden und setzte einen nördlichen Kurs nach Dänemark.
    Er machte sich keine Illusionen über seinen Feind.
    Martinez mochte ein Feigling sein, doch er war geduldig und ausdauernd.
    Ihr nächstes Zusammentreffen war nur eine Frage der Zeit.

PROLOG II
    Deutschland, 1935
    Es war kurz nach Mitternacht, irgendwo auf dem flachen Land zwischen Hamburg und der Nordsee. Hunde fingen an zu heulen und starrten mit heraushängenden Zungen und zitternden Flanken verängstigt in den schwarzen mondlosen Himmel. Ihr scharfes Gehör hatte ein Geräusch vernommen, das den Menschen dort unten verborgen blieb: das leise Surren der Maschinen des riesigen silberhäutigen Torpedos, der sich hoch oben durch die dichte Wolkendecke schob.
    An der Unterseite des rund zweihundertvierzig Meter langen Luftschiffs hingen in stromlinienförmigen Motorgondeln vier Maybach-Zwölfzylinder, ein Paar auf jeder Seite. Die übergroßen Fenster der weit vorn angebrachten Steuergondel waren
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