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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Flüchen appellierte er an ihre Baskenehre, und die Luft über seinem Kopf schien beinahe Funken zu schlagen.
    »Zuuuuu-gleich!«, rief der Kapitän mit loderndem Blick.
    »Ihr rudert wie ein Haufen spanischer Huren.«
    Die Riemen verwandelten das ruhige Wasser in weißen Schaum. Das Schiff erbebte knarrend und setzte sich endlich langsam in Bewegung. Aguirrez feuerte die Leute weiter an, rannte zurück zum Heck, stützte sich auf die Reling und hob die Linse ans Auge. Auf der Bugplattform der vorderen Galeere entdeckte er einen hoch gewachsenen schlanken Mann, der ihn ebenfalls mit einem Fernrohr musterte.
    »
El Brasero
«, flüsterte Aguirrez mit unverhohlener Verachtung.
    Ignatius Martinez sah, dass Aguirrez ihn beobachtete, und schürzte die dicken, lüsternen Lippen zu einem triumphierenden Grinsen. In seinen tief liegenden gelben Augen brannte ein fanatisches, mitleidloses Feuer. Die lange, aristokratische Nase hob sich, als sei ihr ein übler Geruch begegnet.
    »Kapitän Blackthorne«, wandte er sich blasiert an den rotbärtigen Mann, der neben ihm stand. »Teilen Sie den Ruderern mit, dass sie frei sein werden, falls wir unsere Beute erwischen.«
    Der Kapitän zuckte die Achseln und führte den Befehl aus, obwohl er wusste, dass Martinez nicht die Absicht hatte, dieses Versprechen zu halten. Es war bloß ein grausamer Betrug.
    El Brasero
war das spanische Wort für Kohlenpfanne.
    Martinez hatte sich diesen Spitznamen dadurch verdient, dass er mit Inbrunst Ketzer beim Autodafe, einem öffentlichen Spektakel, rösten ließ. Am
quemerdo
, der Stätte der Verbrennung, war er ein vertrauter Gast, und er nutzte alle Mittel, darunter auch Bestechungsgelder, um sicherzustellen, dass ihm die Ehre zuteil wurde, den Scheiterhaufen zu entzünden. Wenngleich sein offizieller Titel Öffentlicher Ankläger und Ratgeber der Inquisition lautete, hatte er seine Vorgesetzten davon überzeugen können, ihn zum leitenden Inquisitor des Baskenlandes zu ernennen. Es war ein überaus profitables Amt. Die Inquisition beschlagnahmte unverzüglich den gesamten Besitz eines Angeklagten und finanzierte damit ihre Gefängnisse und Folterkammern, ihre Geheimpolizei und Truppen sowie die Verwaltung. Auch die Inquisitoren wurden reich.
    Die Basken hatten sowohl die Kunst der Navigation als auch den Schiffbau zu ungeahnter Bravour verfeinert.
    Aguirrez war schon Dutzende Male zu geheimen Fischgründen jenseits der Westlichen See gesegelt, um dort Wale oder Dorsche zu fangen, und da Basken von Natur aus als geschäftstüchtig galten, hatte er – so wie viele seiner Landsleute – mit dem Verkauf ein Vermögen gemacht. Seine stets ausgelastete Werft am Nervion baute Schiffe aller Typen und Größen. Die Inquisition und ihre Exzesse waren Aguirrez durchaus ein Begriff, doch er hatte so viel mit seinen diversen Unternehmungen und den raren Stunden in Gesellschaft seiner wunderschönen Frau und der beiden Kinder zu tun, dass er kaum einen Gedanken daran verschwendete. Bei der Rückkehr von einer seiner Fahrten erfuhr er schließlich am eigenen Leib, dass Martinez und die Inquisition bösartige Mächte waren, die man nicht unterschätzen durfte.
    Als die schwer mit Fisch beladenen Schiffe eines Tages am Kai festmachten, um ihren Fang zu löschen, wartete bereits eine wütende Menge auf sie. Die Leute riefen nach Aguirrez und baten ihn um Hilfe. Wie sich herausstellte, hatte die Inquisition mehrere ortsansässige Frauen verhaftet und der Hexerei bezichtigt. Auch seine Frau zählte zu den Opfern. Sie und die anderen waren für schuldig befunden worden und sollten bald vom Gefängnis zur Hinrichtungsstätte gebracht werden.
    Aguirrez beruhigte die Menge und reiste sofort in die Provinzhauptstadt, doch obwohl er einigen Einfluss besaß, stieß sein Gnadengesuch auf taube Ohren. Die Beamten sagten, sie könnten nichts tun, denn dies sei keine Angelegenheit des Staates, sondern eine der Kirche.
    Hinter vorgehaltener Hand gaben einige von ihnen zu, dass sie selbst um Leben und Besitz fürchten müssten, falls sie sich gegen die Anweisungen des Heiligen Offiziums stellten. »
El Brasero
«, flüsterten sie voller Angst.
    Daraufhin schritt Aguirrez zur Tat und rief hundert seiner Männer zusammen. Sie überfielen den bewachten Transport, der die angeblichen Hexen zum Scheiterhaufen befördern sollte, und befreiten die Gefangenen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Schon als er seine Frau wieder in die Arme schloss, wusste der Kapitän, dass
El
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