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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Kampfschiffen und der Karavelle zusehends verringerten.
    Der Kapitän nahm die Neuankömmlinge mit dem Blick des geübten Schiffbauers ruhig in Augenschein und bewunderte die klaren zweckbetonten Linien. Diese regelrechten Windhunde der Meere, die kurzfristig sehr hohe Geschwindigkeiten erreichten, waren ursprünglich in Venedig entwickelt worden und fanden mittlerweile bei einem Dutzend Staaten Europas Verwendung.
    Jede Galeere wurde durch hundertfünfzig Ruder angetrieben, pro Seite aufgeteilt in drei Reihen zu je fünfundzwanzig. Das flache, gerade Profil war mit seiner Stromlinienform der Zeit weit voraus und schwang sich am Heck elegant zur überhängenden Kapitänskajüte auf.
    Der Bug war nach vorn verlängert, fungierte aber nicht mehr wie in früheren Zeiten als Rammsporn, sondern als Artillerieplattform.
    An dem einzelnen Mast in der Nähe des Achterschiffs hing ein kleines dreieckiges Lateinsegel, aber die Schnelligkeit und Wendigkeit der Galeere basierte allein auf menschlicher Muskelkraft. Das spanische Strafsystem sorgte für einen stetigen Nachschub an Häftlingen, die bis zu ihrem Tod die neun Meter langen Riemen bedienen mussten. Von der
corsia
aus, einem schmalen, längsschiffs verlaufenden Mittelgang, zwangen brutale Aufseher die Ruderer mit Drohungen und Peitschenhieben zum Gehorsam.
    Aguirrez wusste, dass die gegen sein Schiff aufgebotene Feuerkraft beträchtlich sein würde. Die Galeeren waren fast doppelt so lang wie seine rundliche, vierundzwanzig Meter messende Karavelle und verfügten normalerweise über jeweils fünfzig Arkebusen, einschüssige Vorderlader mit glattem Innenlauf. Die schwerste Waffe, ein gusseiserner Mörser namens Bombarde, war auf der Bugplattform untergebracht. Diese Position an der rechten Vorderseite ging noch auf die früher bei Seegefechten übliche Taktik zurück, den Gegner frontal zu rammen.
    Während die Galeere an das robuste griechische Gefährt erinnerte, mit dem Odysseus von Circe zu Polyphem gereist war, gehörte der Karavelle die Zukunft. Sie war für ihre Zeit schnell und wendig, konnte alle Gewässer der Erde befahren und vereinte die Takelage der südlichen Länder mit dem stabilen Rumpf der nördlichen Gefilde, der aus stumpf aufeinander stoßenden Planken bestand.
    Gelenkt wurde die Karavelle mit einem modernen Rudergestänge, und die einfach zu handhabenden Lateinsegel, übernommen von der arabischen Dau, verschafften ihr große Vorteile gegenüber jedem anderen zeitgenössischen Segler, sobald sie dicht am Wind fuhr.
    Leider hingen diese so wunderbar effizienten Segel gegenwärtig schlaff an den beiden Masten, und solange kein Windhauch die Leinwand blähte, handelte es sich lediglich um nutzlose Stofffetzen. Die in eine Flaute geratene Karavelle war wie ein Flaschenschiff an Ort und Stelle gefangen.
    Aguirrez musterte das reglose Tuch und verfluchte die Elemente, die sich gegen ihn verschworen hatten. Es war kurzsichtig und arrogant gewesen, nicht weit draußen auf See zu bleiben, sondern alle Vorahnungen zu ignorieren.
    Mit ihrem geringen Freibord waren die Galeeren nicht für offene Gewässer geeignet und hätten der Karavelle nur schwerlich folgen können. Doch er hatte eine direktere Route gewählt und war bis dicht an die Küste gesegelt, weil ihn bei günstigem Wind kein anderes Schiff einholen konnte. Er hatte weder mit einer Flaute gerechnet noch damit, dass die Galeeren ihn so mühelos finden würden.
    Aber für Selbstvorwürfe und Vermutungen war auch später noch Zeit genug. Er schleuderte die Decke von sich, als wäre es das Cape eines Matadors, stieg aufs Deck hinunter und brüllte Befehle. Die laute Stimme des Kapitäns versetzte die Männer von vorn bis achtern in rege Betriebsamkeit. Innerhalb weniger Sekunden glich das Deck einem aufgeschreckten Ameisenhügel.
    »Lasst die Boote zu Wasser!« Aguirrez deutete auf die nahenden Kriegsschiffe. »Haltet euch ran, Jungs, oder die Henker werden mit uns ein paar Tage und Nächte zu tun haben.«
    Sie machten sich mit rasender Geschwindigkeit an die Arbeit. Alle an Bord wussten, dass ihnen die Qualen der Folter und ein Tod auf dem Scheiterhaufen bevorstanden, falls die Feinde sie zu fassen bekamen. Binnen einiger Minuten lagen alle drei Beiboote im Wasser und waren mit den stärksten Ruderern bemannt. Die Schlepptaue spannten sich, doch die Karavelle rührte sich hartnäckig nicht vom Fleck. Aguirrez schrie seine Männer an, sie sollten sich mehr ins Zeug legen. Mit allen nur denkbaren
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