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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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mischte sich ein. »Herr Heinz, Sie haben natürlich Recht, mein Freund.
    Aber ich glaube, es gehört ferner zu unseren Aufgaben, alle Vorkommnisse zu untersuchen, die uns oder der nächsten Expedition dienlich sein könnten.«
    »Außerdem sind wir genau wie jedes Schiff auf See dazu verpflichtet, anderen aus der Not zu helfen«, fügte Braun hinzu.
    »Falls diese Leute uns sehen, werden sie das über Funk weitermelden und unsere Mission gefährden«, versuchte Heinz es mit einem anderen Einwand.
    »Sofern sie nicht blind und taub sind, haben sie uns längst bemerkt«, sagte Braun. »Und was macht es schon, wenn sie unsere Anwesenheit irgendwo melden? Unser Schiff trägt keinerlei Hoheitszeichen, nur den Namen.«
    Heinz musste sich geschlagen geben. In aller Ruhe zündete er sich eine Zigarette an und paffte den Rauch übertrieben deutlich in die Luft. Die Herausforderung war an den Kapitän gerichtet.
    Braun ignorierte die trotzige Geste und erteilte den Befehl zur Landung. Der Steuermann betätigte das Höhenruder, und das mächtige Luftschiff glitt auf einer langen flachen Bahn hinunter aufs Packeis.

1
    Färöer-Inseln, Gegenwart
    Das einsame Schiff, das auf die Färöer-Inseln zusteuerte, sah wie der Verlierer einer Partie Paintball aus. Der Rumpf der fünfzig Meter langen
Sea Sentinel
war von vorn bis achtern mit einem schwindelerregend psychedelischen Durcheinander aus allen Farben des Regenbogens überzogen, so dass zur Abrundung der Karnevalsstimmung eine Dampforgel und eine Horde Clowns gar nicht weiter aufgefallen wären. Doch der flüchtige Eindruck trog, und schon viele hatten zu ihrem Leidwesen feststellen müssen, dass die
Sea Sentinel
auf ihre Weise genauso gefährlich war wie die Kriegsschiffe auf den Seiten von
Jane’s Fighting Ships
.
    Hinter der
Sea Sentinel
lag eine Reise von hundertachtzig Seemeilen, die bei den Shetland-Inseln vor der Küste Schottlands begonnen hatte. In den Gewässern der Färöer wurde das Schiff nun von einer kleinen Flotte aus Fischkuttern und Jachten empfangen, allesamt gemietet von internationalen Presseorganisationen. Auch der dänische Kreuzer
Leif Eriksson
war vor Ort, und am bewölkten Himmel kreiste ein Helikopter.
    Es nieselte, was dem typischen Sommerwetter der Färöer entsprach, einem Archipel aus achtzehn Felseninseln, gelegen im nordöstlichen Atlantik auf halber Strecke zwischen Dänemark und Island. Die 45000 Einwohner stammen mehrheitlich von den Wikingern ab, die dort im neunten Jahrhundert gesiedelt hatten, und obwohl die Inseln zum Königreich Dänemark gehören, sprechen die Einheimischen eine abgewandelte Form des Altnordischen. In den hoch aufragenden Klippen, die sich wie Bollwerke aus dem Meer erheben, nisten viele Millionen Vögel.
    Auf dem Vorderdeck der
Sea Sentinel
stand umgeben von Reportern und Kameraleuten ein hoch gewachsener stämmiger Mann Mitte vierzig. Marcus Ryan, der Kapitän des Schiffs, trug eine konservative, maßgeschneiderte schwarze Offiziersuniform mit goldenen Borten an Kragen und Ärmeln. Dank seines markanten Gesichts, der gebräunten Haut, des vom Wind zerzausten, nackenlangen Haars und des rotblonden Backen- und Kinnbarts, der seinen kantigen Unterkiefer umrahmte, sah Ryan aus wie die ideale Filmbesetzung eines schneidigen Schiffskapitäns. Und er gab sich viel Mühe, dieses Image zu pflegen.
    »Herzlichen Glückwunsch, meine Damen und Herren«, sagte er in genau der richtigen Lautstärke, um das Dröhnen der Maschinen und das Rauschen des Wassers zu übertönen. »Es tut mir Leid, dass wir Ihnen keine ruhigere See bieten konnten. Einige von Ihnen sehen nach unserer Fahrt von den Shetlands hierher ein wenig grün im Gesicht aus.«
    Das Los hatte entschieden, welche Pressevertreter zum hiesigen Aufgebot gehören und über den Einsatz berichten durften. Nach einer Nacht in engen Kojen und bei hohem Wellengang schienen manche der Leute sich zu wünschen, sie hätten etwas weniger Glück gehabt.
    »Schon in Ordnung«, krächzte eine CNN-Reporterin.
    »Sorgen Sie nur dafür, dass diese Geschichte all die verfluchten Tabletten wert ist, die ich geschluckt habe.«
    Ryan setzte sein Hollywood-Lächeln auf. »Ich kann Ihnen praktisch
garantieren
, dass es hoch hergehen wird.«
    Er vollführte theatralisch eine weit ausholende Geste. Die Kameras folgten pflichtgetreu seinem ausgestreckten Finger zu dem Kriegsschiff. Der Kreuzer beschrieb mit langsamer Geschwindigkeit einen weiträumigen Kreis.
    Am Fahnenmast flatterte die
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