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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Angelegenheit«, räumte der BBC-Reporter ein. »Aber Fuchsjagden gefallen mir auch nicht.«
    »Der Fuchs hat wenigstens eine faire Chance«, sagte Ryan. Seine Züge verhärteten sich. »Das
grindarap
ist einfach nur ein
Massaker
. Sobald jemand eine Herde Pilotwale sichtet, geht die Sirene los, und Boote treiben die Wale zum Ufer. Die Einheimischen – darunter Frauen und manchmal auch Kinder – warten schon am Strand. Es wird viel Alkohol getrunken, und alle haben eine Menge Spaß, nur die Wale nicht. Die Leute stecken ihnen Haken in die Nasenlöcher und ziehen die Tiere an Land, wo man ihnen die Hauptschlagadern durchtrennt und sie verbluten lässt. Das Wasser färbt sich rot. Mitunter sägt man den Walen die Köpfe ab, obwohl sie noch am Leben sind.«
    »Ist ein
grindarap
denn nicht ungefähr das Gleiche, als würde man Ochsen zur Schlachtbank führen?«, fragte eine blonde Journalistin.
    »Da fragen Sie den Falschen«, sagte Ryan. »Ich bin
Veganer
.« Er wartete, bis das Gelächter sich gelegt hatte.
    »Aber Ihr Einwand ist natürlich berechtigt. Wir schützen die Färinger womöglich vor sich selbst. Das Fleisch der Pilotwale ist mit Quecksilber und Kadmium belastet. Es schadet den Kindern.«
    »Aber wenn die Leute sich selbst und ihre Kinder nun mal vergiften wollen, ist es da nicht intolerant seitens der SOS, diese Tradition zu verdammen?«, hakte die Reporterin nach.
    »Gladiatorenkämpfe und öffentliche Hinrichtungen waren früher ebenfalls Tradition, aber die zivilisierte Welt hat beschlossen, dass diese grausamen Spektakel in der Moderne keinen Platz mehr haben. Wehrlosen Tieren unnötige Schmerzen zuzufügen, fällt in dieselbe Kategorie. Sie sagen, es ist Tradition. Wir sagen, es ist
Mord
. Und deshalb sind wir hierher zurückgekehrt.«
    »Warum verfolgen Sie nicht weiterhin den Boykottgedanken?«, fragte der Mann von der BBC.
    Therri antwortete darauf. »Das ging zu langsam voran, und es wurden immer noch Hunderte von Pilotwalen getötet. Also haben wir unsere Strategie geändert. Die Ölindustrie möchte in diesen Gewässern Probebohrungen durchführen. Falls es uns gelingt, der Jagd genügend schlechte Publicity zu verschaffen, werden die Ölfirmen vielleicht abgeschreckt. Auf diese Weise sähen die Einheimischen sich unter Druck gesetzt, die
grindaraps
zu beenden.«
    »Und es gibt hier noch etwas zu tun«, fügte Ryan hinzu.
    »Wir haben vor, einen multinationalen Fischverarbeitungskonzern zu bestreiken, um gegen die schädlichen Auswirkungen der Fischzucht zu demonstrieren.«
    Der Reporter von Fox News konnte es kaum glauben.
    »Gibt es eigentlich
irgendjemanden
, den Sie sich nicht zum Feind machen wollen?«
    »Lassen Sie mich wissen, ob wir jemanden vergessen haben«, sagte Ryan unter allseitigem Gelächter.
    »Wie weit werden Sie bei Ihrem Protest gehen?«, fragte der BBC-Reporter.
    »So weit wir können. Unseres Erachtens ist diese Jagd ein Verstoß gegen internationales Recht. Sie alle hier sind unsere Zeugen. Es könnte heikel werden. Falls jemand von Bord möchte, kann ich einen Transport organisieren.« Er musterte die Gesichter und lächelte. »Niemand? Gut. Also dann, ihr Tapferen, auf ins Gefecht. Wir verfolgen seit einiger Zeit den Kurs mehrerer Herden von Pilotwalen. In dieser Gegend sind ziemlich viele unterwegs. Der junge Mann, der uns dort so aufgeregt zuwinkt, hat eventuell etwas Neues zu berichten.«
    Ein Besatzungsmitglied kam herbeigelaufen. »Einige Herden passieren soeben Streymoy«, sagte er. »Unser Beobachter an Land meldet, dass die Sirene heult und die Boote losfahren.«
    Ryan wandte sich wieder den Journalisten zu.
    »Vermutlich will man sie bei Kvivik an Land treiben. Wir werden uns zwischen den Booten und den Walen postieren. Falls es uns nicht gelingt, die Herden zu verscheuchen, müssen wir den Booten den Weg abschneiden.«
    Die CNN-Reporterin deutete auf den Kreuzer. »Werden die Jungs da drüben nicht ärgerlich sein?«
    »Ich rechne
fest
damit«, erwiderte Ryan und lächelte grimmig.
    Hoch oben auf der Brücke der
Leif Eriksson
spähte ein Mann in Zivil durch ein leistungsstarkes Fernglas zur
Sea Sentinel
hinüber. »Meine Güte«, murmelte Karl Becker, »dieses Schiff sieht aus, als habe ein
Verrückter
es bemalt.«
    »Ah, demnach kennen Sie Ryan«, entgegnete Eric Petersen, der Kapitän des Kreuzers, mit einem matten Lächeln.
    »Nur seinen Ruf. Er scheint einen Schutzengel zu haben.
    Trotz all seiner Gesetzesverstöße wurde er noch nie verurteilt. Was
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