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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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Tausend Dinge, die nicht stimmen
    Cheyenne hörte, wie die Autotür geöffnet wurde. Sie lag zusammengerollt auf dem Rücksitz und rührte sich nicht vom Fleck, ihr Kopf ruhte auf der Armbeuge. Obwohl eine Decke über ihr war, zitterte sie.
    Sie hatte gebettelt, dass ihre Stiefmutter die Schlüssel stecken ließ, damit sie die Heizung aufdrehen konnte, falls ihr kalt wurde. Nach einigem Hin und Her hatte Danielle nachgegeben. Sie war gerade mal fünf Minuten weg gewesen und jetzt war sie also schon wieder zurück. Vielleicht hatte der Arzt das Rezept ja in der Apotheke vorbestellt und Danielle hatte nicht darauf warten müssen, dass es erst zubereitet wurde.
    Der Geländewagen schaukelte ein bisschen, als jemand auf den Fahrersitz sank. Jetzt wurde die Tür zugeschlagen. Der Motor lief. Als die Handbremse gelöst wurde, knackte es. Das Auto ruckte nach hinten.
    Es waren tausend Kleinigkeiten, die Cheyenne sagten, dass etwas nicht stimmte. Sogar die Art und Weise, wie die Tür zugeschlagen worden war, hatte sich nicht richtig angehört. Danielle machte das nicht so schnell und fest. Das Atmen klang auch ganz falsch, viel zu hastig und rau. Cheyenne schnupperte. Es roch nach Rauch. Aber Danielle rauchte nicht und als Krankenschwester mochte sie auch keine Raucher.
    Die Person am Steuer war ganz sicher nicht ihre Stiefmutter.
    Aber warum sollte irgendjemand anderes in ihr Auto steigen? Sie hatten einen Cadillac Escalade, und da war es nicht sehr wahrscheinlich, dass den jemand verwechselte und dachte, es wäre sein Auto.
    Dann erinnerte sie sich an die Schlüssel. Jemand klaute das Auto!
    Und Cheyenne war sich ziemlich sicher, dieser jemand wusste nicht, dass sie hier hinten lag.
    Sie erstarrte und fragte sich, wie weit die Decke sie versteckte. Ganz oben am Kopf konnte sie den Stoff nicht spüren.
    Cheyenne fühlte sich wie die Maus, die sie einmal in der Küche entdeckt hatte. Sie hatte morgens vor der Schule das Licht angeschaltet und plötzlich saß dort dieses Tier ertappt mitten auf dem Boden da. Stocksteif, als würde sie es vielleicht übersehen, wenn es sich nur nicht regte.
    Aber es hatte schon bei der Maus nicht geklappt und bei Cheyenne klappte es auch nicht. Sie musste ein verräterisches Geräusch gemacht haben. Oder vielleicht hatte sich der Dieb ja auch umgedreht, weil er sich vergewissern wollte, dass ihm niemand folgte, und dann hatte er den Körper bemerkt, der sich unter der Decke abzeichnete.
    Ein Schimpfwort. Eine Männerstimme. Sie hatte schon halb vermutet, dass es ein Typ sein musste, so wie sie inzwischen manche Dinge einfach wusste.
    »Wer zum Teufel bist du?« Vor Überraschung brach seine Stimme.
    »Was machst du in Danielles Auto?«
    Ihre Wörter prallten aufeinander und verhedderten sich. Sie sprachen beide zu schnell und schrien fast.
    Cheyenne setzte sich auf und drängte mit dem Rücken gegen die Tür, die am weitesten von ihm entfernt war. »Halt sofort unser Auto an und mach, dass du verschwindest!«
    »Nein!«, schrie er zurück. Er beschleunigte und der Motor heulte auf.
    Und in diesem Moment begriff Cheyenne, dass sie entführt wurde.
    Aber sie konnte weder den Typen, der sie entführte, sehen, noch wohin sie fuhren.
    Cheyenne war seit drei Jahren blind.

 
     
Blutende Wunde
    Das Mädchen auf dem Rücksitz hörte nicht auf herumzuschreien. Sie hatte schwarze Haare und riesige braune Augen, die sie vor Angst ganz weit aufgerissen hatte. Vielleicht war sie sogar hübsch. Griffin war sich nicht sicher. Dafür wusste er gerade ziemlich genau, dass er mit ihr ein Riesenproblem hatte. Panik stieg in ihm hoch. Er musste nachdenken. Gott sei Dank war niemand in der Nähe.
    Wenn er anhielt und sie rausließ, so wie sie das wollte, würde das Mädchen schreiend zur nächstbesten Person laufen, die sie sah. Und er wäre in weniger als zehn Minuten verhaftet. Dann würden die Bullen natürlich zu ihrem Haus rausfahren und alles würde auffliegen. Alle kämen in den Knast. Wahrscheinlich für eine ganz schön lange Zeit.
    Anstatt langsamer zu werden, beschleunigte Griffin und fuhr zum anderen Ende des Parkplatzes. Das Mädchen geriet ins Rutschen. Griffin zuckte zusammen, als ihr Kopf dumpf gegen das Fenster schlug, aber er fuhr trotzdem weiter. Er handelte jetzt rein instinktiv. Und sein Instinkt sagte ihm, dass er so weit wie möglich weg musste. Wenn man bei Roy aufwuchs, wurde man ziemlich gut im Wegrennen. Im Wegrennen und im Verstecken.
    Griffin erwischte eine Lücke im Verkehr und
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