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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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verringern.
    Cheyenne zitterte, teilweise aus Angst und teilweise, weil ihr Fieber wahrscheinlich wieder stieg. Beim Arzt hatte sie 38,9 gehabt. Dr. Guinn hatte ihr Antibiotika verschrieben und gesagt, dass bis Weihnachten alles wieder gut sein würde. Nun traf sie der Gedanke wie ein Schlag in die Magengrube. Werde ich Weihnachten überhaupt noch erleben?
    »Deswegen waren wir ja überhaupt im Einkaufszentrum. Meine Stiefmutter wollte das Rezept in der Apotheke einlösen. Wenn ich nicht durch den Mund atmen kann, ersticke ich.«
    Er zögerte eine Weile. Dann sagte er grob: »Versprochen, dass du nicht schreist?«
    »Versprochen.«
    Warum sollte einer dem anderen trauen?, fragte sich Cheyenne, als der Typ die Decke über sie zog. Es gab keinen Grund, die Wahrheit zu sagen, aber allen Grund zu lügen. Vielleicht hatte er vor, ihr wehzutun, sie jahrelang in seinem Keller festzuketten, ihr mitten ins Herz zu schießen. Sie machte sich ja schließlich auch Gedanken darüber, wie sie abhauen könnte, wie sie jemanden auf sich aufmerksam machen könnte, oder wie sie ihn so schwer verletzen könnte, dass er es ihr nicht heimzahlen konnte. Es gab keinen Grund, warum einer dem anderen trauen sollte.
    Ihr Gesicht war frei geblieben, als der Entführer die Decke über ihren Kopf und ihren Körper gezogen hatte. Gut. So konnte sie atmen. Und er würde nicht vergessen, dass sie ein Mensch war und nicht irgendein zusammengeschnürtes Paket oder ein zusammengerollter Teppich. Es war sicher viel einfacher, einen zusammengerollten Teppich zu erschießen.
    Cheyenne hörte, wie er zurück auf den Fahrersitz kletterte und den Motor anließ.
    Sie versuchte herauszufinden, in welche Richtung sie fuhren, aber sie hatte schon, kurz nachdem er ihr Auto gestohlen hatte, die Orientierung verloren. Lediglich, dass die Straße sehr ruhig war, wusste sie, und das konnte nicht gut für sie sein. Ruhig hieß, dass sie niemandem auffallen würden. Ruhig hieß, dass er sie umbringen konnte oder mit ihr machen, was immer er sonst von ihr wollte, und niemand würde es merken. Ihre Gedanken wurden düsterer. Danielle und ihr Dad würden gerufen werden, um sie zu identifizieren. Was würde dieser Mann machen, wenn sie erst einmal tot war? Würde er ihren Körper im Auto liegen lassen und den Wagen auf einer Holzabfuhrstraße abstellen, auf der sie vorm nächsten Frühjahr niemand finden würde? Oder würde er sie in einen Graben rollen? Oder ihr in den Bergen ein flaches Grab schaufeln.
    Das Einzige, was ihr vielleicht das Leben retten würde, war der Umstand, dass sie nicht beschreiben konnte, wie er aussah.
    Aber wenn sie nichts sehen konnte, wie sollte sie dann fliehen?

Wer hatte jetzt das Sagen?
    Griffin drehte den Schlüssel im Zündschloss und fuhr los - immer noch fassungslos. Er wollte den Zigarettenanzünder wieder zurück in das Armaturenbrett stecken, doch er zögerte einen Moment und schob ihn dann in seine Tasche. Vielleicht brauchte er ihn noch mal. Er hatte befürchtet, dass das Mädchen seine Hand wegschlagen würde, als er damit gedroht hatte, sie zu erschießen. Aber stattdessen war sie vor Angst wie erstarrt.
    Dass sie wirklich geglaubt hatte, der Zigarettenanzünder wäre eine Pistole, gab Griffin ein seltsames Gefühl von Macht. Als könne er seine Wünsche einfach so wahr werden lassen.
    Plötzlich dudelte hinter seinem Rücken Musik und Griffin wäre beinahe von der Straße abgekommen. Doch es war nur ein Handy, das die ersten paar Takte eines bekannten Liedes spielte. Griffin fuhr an den Straßenrand und griff nach der Handtasche des Mädchens. Er schaute auf das Display des Handys. »Da steht >Danielle Wilden<«, sagte er. »Wer ist das?«
    »Meine Stiefmutter.« Sie versuchte ein Lächeln, das wohl freundlich scheinen sollte. Es sah aber eher aus wie ein Hund, der seine Zähne fletschte. »Wenn du mich mit ihr reden lässt, schlag ich ein wenig Zeit raus. Ich behaupte, dass sie in einer anderen Reihe geparkt hat, als sie denkt. Sie hatte es eilig, als sie zur Apotheke gegangen ist. Sie wird dann bestimmt noch ein paar Minuten länger suchen.«
    »Sicher nicht«, sagte Griffin und sah, wie das falsche Lächeln aus ihrem Gesicht fiel - wie ein Teller aus dem Regal. Er drückte den Power-Schalter am Handy, bis die Anzeige verschwand und alles schwarz wurde.
    Konnte die Polizei das Telefon trotzdem irgendwie aufspüren - obwohl er das Teil ausgeschaltet hatte?
    Griffin ließ das Fenster runter und warf das Handy so weit wie
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